8/11. August 2008

Tibetan Solidarity Committee / Tibetisches Solidaritätskomitee

http://www.stoptibetcrisis.net


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Pressemitteilung

Tibeter in Tibet leben unter Terror

Zuverlässigen Quellen zufolge wurden alle Teile Tibets, besonders aber alle größeren und kleineren Städte während der Olympischen Spiele unter strenge Überwachung gestellt. In den Klöstern ist die Lage noch schlimmer, insbesondere in Drepung und Nechung in Lhasa, die von jedem Kontakt zur Außenwelt abgeschnitten sind und die kein Mönch betreten oder verlassen darf. Verwandte dieser Mönche, die vergeblich versuchten, sie anzurufen, sagten, die Behörden hätten alle Mobiltelefone in dem Kloster beschlagnahmt.

Auf den Straßen von Lhasa, denen in der Präfektur Kardze (Kham), im Bezirk Ngaba (Amdo) und in der Gegend von Labrang führen chinesische Soldaten Militärübungen durch, um die Tibeter einzuschüchtern, außerdem kontrollieren sie häufig deren Ausweise und nehmen Personen wahllos fest. Chinesische Bürger bleiben jedoch von dieser staatlichen Willkür verschont. Da die Behörden alle Telefongespräche abhören, und Tibeter, die aus dem Ausland angerufen werden, in Gefahr stehen verhaftet zu werden, zögern sie, derartige Anrufe überhaupt anzunehmen. Mit einem Wort, während in China die Olympiade gefeiert wird, leben die Tibeter in Tibet unter einem Regime des Terrors.

Außerdem erfuhren wir, daß zwei Mönche aus dem Bezirk Bathang, nämlich Karma Choejor, 27, und Drongpo Rabten, 18, die beide dem Kloster Jhangkar im Dorf Dedar, angehören, einfach verschwunden sind. Nicht einmal ihre Verwandten und Freunde wissen etwas über ihren Verbleib, obwohl sie nichtsunversucht gelassen haben, um sie ausfindig zu machen. Diese beiden Mönche waren Ende März in Lhasa und hatten zusammen mit denen des Klosters Sera friedlich demonstriert. Viele Tibetern erlitten dasselbe Schicksal: Seit den friedlichen Demonstrationen vom März dieses Jahres sind sie spurlos verschwunden.

Zwei Tibeterinnen in der Gegend von Ngaba beschossen

Am 9. August, während ganz China stolz den ersten Tag der Olympiade beging, glich praktisch das gesamte tibetische Hochplateau einem riesigen Gefängnis. In dieser äußerst restriktiven Situation können sich die Tibeter kaum mehr bewegen; um auch nur den geringsten Schritt zu tun, müssen sie ihr Leben aufs Spiel setzen. So wurden an diesem Tag um etwa 16.30 Ortszeit zwei Frauen von chinesischen Soldaten durch Schüsse verletzt.

Der Vorfall ereignete sich in der Nähe eines winzigen Ladens aus Wellblech in der Gegend von Ngaba, in dem Karten für Mobiltelefone verkauft wurden. Die unschuldigen Opfer sind Sonam Wangmo, 22, aus Sezo im unteren Teil der Präfektur Ngaba, und Drang Yeyen, 28, aus Gyalrong. Die eine wurde in den Arm getroffen, die andere ins Bein.

Der Grund, warum sie beschossen wurden, ist unbekannt, doch gelten in Ngaba wie in anderen Teilen Tibets, extreme Einschränkungen. Es kommt häufig vor, daß Tibeter grundlos festgenommen und mißhandelt werden. Seit dem 8. August rezitieren Tibeter in Ngaba Gebete und bringen Butterlämpchen dar als Zeichen der Trauer um all ihre Landsleute, die bei dem brutalen Vorgehen der Behörden gegen die friedlichen Demonstrationen ums Leben kamen.

Angesichts der kritischen Situation in Tibet appellieren wir an die Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft, sich dringend unserer folgenden Forderungen anzunehmen:

1) unverzüglich unabhängige Untersuchungskommissionen nach Tibet zu entsenden;

2) unverzüglich der freien Presse Zugang zu ganz Tibet zu gewähren;

3) unverzüglich dem brutalen Morden in ganz Tibet ein Ende zu setzen;

4) unverzüglich für die sofortige Freilassung aller festgenommenen und verhafteten Tibeter zu sorgen;

5) unverzüglich die medizinische Versorgung der verletzten Tibeter zu ermöglichen;

6) die uneingeschränkte Bewegungsfreiheit der Menschen und ihren Zugang zu lebensnotwendigen Gütern sicherzustellen.