2. Mai 2008

Tibetan Solidarity Committee / Tibetisches Solidaritätskomitee

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Pressemitteilung

Mönche widersetzen sich der Kampagne zur Diffamierung des Dalai Lama

Einem bestätigten Bericht zufolge haben sich die Mönche des Klosters Gonsar im Bezirk Derge (chin. Dege), TAP Kardze (chin. Ganzi), einer Unterschriftenkampagne der chinesischen Behörden widersetzt, bei der sie seine Heiligkeit den Dalai Lama als "Separatist" diffamieren sollten.

Beamte der Bezirksverwaltung kamen am 30. April zum Kloster Gonsar und befahlen allen Mönchen, ein Schriftstück zur Diffamierung des Dalai Lama zu unterzeichnen. Die Behörden warnten die Mönche, daß das Kloster geschlossen würde, falls sie der Anordnung nicht nachkämen. Alle Mönche versammelten sich um 10:00 Uhr morgens im Schreinraum der Schutzgottheit des Klosters und gelobten, daß sie das Dokument nicht unterzeichnen würden. Das Kloster Gonsar wurde daraufhin unter strenge Polizeikontrolle gestellt.

Am 28. April veranstalteten 19 Nonnen des Klosters Shugseb und vier Mönche des Klosters Gangri Thoekar im Kreis Chushul (chin. Quxui) bei Lhasa eine friedliche Demonstration. Zwei der Nonnen konnten identifiziert werden als Tsundu und Dangdrung. Die Demonstranten wurden kurz darauf vom örtlichen Sicherheitspersonal verhaftet. Ihr Verbleib ist uns unbekannt. Bereits im März führten Nonnen des Klosters Shugseb in Chushul einen friedlichen Protestmarsch zum Nyethang Lha Chenmo [vermutlich Nyethang Dolma Lhakhang] durch. Seitdem werden sie durch bewaffnete Sicherheitskräfte streng überwacht und einer rigorosen Kampagne der "patriotischen Erziehung" unterzogen. Dies war der Anlaß, weshalb die Nonnen erneut protestierten.

Im Bezirk Sershul (chin. Shiqu) in der TAP Kardze hat sich eine Frau namens Tri Lhamo in ihrem Haus nahe des Klosters Wonpo das Leben genommen. Die Frau erhängte sich kurz nach einem Überfall der bewaffneten Polizei am 28. April. Bei ihrer Razzia in den Häusern der Einwohner der Gegend zerrissen die Milizen Bilder seiner Heiligkeit des Dalai Lama und trampelten darauf herum. Als die Frau mit eigenen Augen das schreckliche Benehmen der Militärs sah, brach sie zusammen und schrie sie an, weshalb sie das Bild ihres „Guru“ nicht behalten dürfe. Sie rief außerdem, daß der Dalai Lama sofort nach Tibet zurückkehren möge. Später habe sie sich erhängt, wie von den Quellen verlautet.

Unfähig, das endlose Leid der chinesischen Unterdrückung länger zu ertragen, hat ein 70jähriger Mönch namens Sonam Nyendrak den Verstand verloren.

Ende März hatte die chinesische Regierung eine Arbeitsbrigade von Kadern in das Kloster Sershul im Bezirk Sershul entsandt, um bei den Mönchen die Kampagne der "patriotischen Erziehung" durchzuführen. Der frühere Abt des Klosters, Thubten Nyendak Rinpoche, erklärte den chinesischen Behörden vor einer großen Versammlung von Mönchen und Laien, ihr Vorwurf, seine Heiligkeit der Dalai Lama habe die Proteste inszeniert, entbehre jeglicher Grundlage. Er bezeichnete die gegenwärtige Krise als Ergebnis ihrer verfehlten Politik, immer mehr Han-Chinesen nach Tibet zu bringen, wie auch des Mangels an Bildungsmöglichkeiten. Seine Heiligkeit sei die Zuflucht aller Tibeter, sagte er, und es gäbe keinen einzigen unter ihnen, der ihn nicht sehen wolle. Er appellierte an die chinesische Regierung, so bald wie möglich in Gespräche mit dem Dalai Lama zu treten. Der frühere Abt des Klosters steht jetzt praktisch unter Hausarrest und jede seiner Bewegungen wird streng überwacht.

Am 21. April wollten die örtlichen Behörden des Bezirkes Sershul die chinesische Fahne im Kloster Wonpo feierlich hissen. Außer dem Disziplin-Meister des Klosters sind weder die Mönche noch Laien zu der Zeremonie erschienen. Auch der Disziplin-Meister weigerte sich, die chinesische Flagge auf dem Klostergelände zu hissen und sagte: "Ich werde es nicht tun, selbst wenn ihr mir den Kopf abhaut." Die Zeremonie wurde daraufhin ausgesetzt.

Bei einer Razzia im Kloster Tashi Kyil in Amdo (Qinghai) am 15. April wurden einige Mönche verhaftet, darunter Lusho Tenzin, Rebtsa Gendun Nagdang und Sangkhok Jamyang Jinpa. Sie wurden dermaßen erbarmungslos zusammengeschlagen, daß sie in ein Krankenhaus eingeliefert werden mußten, in welches, weiß man jedoch nicht.

Ein Tibeter namens Nyima Drakpa aus der Gemeinde Barzi im Bezirk Tawu wurde verhaftet, weil er angeblich Informationen per Telefon an die Außenwelt gegeben hatte. Ähnliche Fälle von Verhaftungen sind uns auch aus der Gegend um Wonpo zugegangen, wo drei Tibeter (namentlich Yidor, Kyedhar and Baluk Kyab) brutal geschlagen und dann festgenommen wurden.

Angesichts der kritischen Situation in Tibet appellieren wir an die Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft, sich dringend unserer folgenden Forderungen anzunehmen:

1) unverzüglich unabhängige Untersuchungskommissionen nach Tibet zu entsenden;

2) unverzüglich der freien Presse Zugang zu ganz Tibet zu gewähren;

3) unverzüglich dem brutalen Morden in ganz Tibet ein Ende zu setzen;

4) unverzüglich für die sofortige Freilassung aller festgenommenen und verhafteten Tibeter zu sorgen;

5) unverzüglich die medizinische Versorgung der verletzten Tibeter zu ermöglichen;

6) die uneingeschränkte Bewegungsfreiheit der Menschen und ihren Zugang zu lebensnotwendigen Gütern sicherzustellen.

Tibetan Solidarity Committee / Tibetisches Solidaritätskomitee