28. April 2004
Quelle: Tibet Büro Genf, tibet@bluewin.ch

zum nachfolgenden offenen Brief: Weitere Informationen zu dem Hungerstreik, sowie beeindruckende Bilder der der Teilnehmen finden sich unter http://phayul.com/news/specials/0404tychungerstrike


zum nachfolgenden offenen Brief: Students for a Free Tibet, info@studentsforafreetibet.org, die regelmäßig über diesen vom Tibetischen Jugend-Kongress organisierten Hungerstreik informieren, bitten darum, in einer E-Mail an den deutschen Außenminister Joschka Fischer darum zu bitten, er möge seinen Einfluß auf Kofi Annan geltend machen, damit dieser auf den Brief der Hungerstreikenden reagiert.

Folgender Link führt zu einer vorgefertigten Botschaft auf Deutsch, und wir bitten alle Leser dieses Briefes, sich 1 Minute Zeit zu nehmen und die Mail abzusenden: www.actionnetwork.org/campaign/kofi_annan


Ein offener Brief an Kofi Annan von den drei tibetischen Hungerstreikenden

Sehr geehrter Herr Generalsekretär,

Guten Morgen und Tashi Delek. Heute ist der 27. Tag unseres unbefristeten Hungerstreiks vor der Türschwelle des Hauptsitzes der Vereinten Nationen in New York. Wir sind drei junge, im Exil geborene Tibeter. Wir haben unser Heimatland nie mit eigenen Augen gesehen. Tibet, das 1949 von China überfallen wurde, ist weiterhin ein besetztes Land, und die chinesische Regierung verweigert den Tibetern immer noch ihre Grundrechte, so wie sie in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der UNO verankert sind.

Wir vertreten die junge Generation von Tibetern. Wir sind als staatenlose Flüchtlinge geboren und sehnen uns danach, in unserem eigenen Land in Freiheit leben zu können. Die Vollversammlung der Vereinten Nationen hat drei Resolutionen zu Tibet verabschiedet - 1959, 1961 und 1965 -, in denen die Einhaltung der Menschenrechte und die Freiheit in Tibet gefordert wird, aber sie hat es unterlassen, irgendwelche sinnvolle Maßnahmen in dieser Hinsicht zu unternehmen. Wir haben schon so oft vor den Vereinten Nationen demonstriert, dass wir uns nicht einmal mehr an alle Daten erinnern können. Wie so oft sprachen wir bei den UN-Vertretern bei der Menschenrechtskommission in Genf vor. Wir richteten zahllose Briefe an die UNO und baten dringend um Unterstützung. Etliche Diplomaten und UN Mitarbeiter versicherten uns dezent ihrer persönlichen Sympathien, doch die Lage in Tibet bleibt so schrecklich wie zuvor. Unsere Enttäuschung ist so ungeheuer groß, dass wir sie nicht mehr in Worte fassen können.

Wir haben mit diesem Hungerstreik als dem letzten gewaltlosen Mittel, das uns zur Verfügung steht, begonnen, um sowohl unserer Frustration als auch unserer Entschlossenheit Ausdruck zu verleihen. Wenn wir um uns blicken, sehen wir eine Welt, die in einem endlosen Kreislauf von Gewalt, Furcht und Wut gefangen ist. Medien und Weltöffentlichkeit nehmen nur Notiz von denen, die zu gewaltsamen Mitteln greifen, die unschuldige Menschen das Leben kosten und Chaos stiften. Die Vereinten Nationen rufen zum Frieden in der Welt auf, und dennoch ignorieren sie ein Volk und bringen es zum Schweigen, das seinen Freiheitskampf nie anders als mit gewaltlosen Mitteln geführt hat.

Wir sind beunruhigt über das Signal, welches die Vereinten Nationen auf diese Weise der jüngeren Generation unseres Volkes geben. Diese jungen Leute werden zusehends frustrierter und fragen sich nun ernsthaft, ob eine gewaltlose Bewegung ihnen wirklich die Gerechtigkeit, nach der sie so dürsten, bringen wird. Exzellenz, bitte beweisen Sie ihnen, dass Gewalt und Terror nicht die einzigen Mittel sind, um die Vereinten Nationen zum Handeln zu bewegen. Bitte zeigen Sie ihnen, dass Sie friedlicher Beharrlichkeit und gewaltlosem Vorgehen den gebührenden Wert beimessen.

Nach 27 Tagen verlangt uns nicht mehr nach Nahrung, sondern nur noch nach Freiheit und Gerechtigkeit. Wir vertrauen darauf, dass Sie die Dringlichkeit unseres Anliegens einsehen und wir bitten Sie, dass Sie uns aufsuchen - es sind ja nur ein paar Schritte für Sie, gerade vor Ihr Büro. Wir sehen einer Begegnung mit Ihnen erwartungsvoll entgegen, wir möchten erfahren, welche Schritte Sie unternehmen, um dem friedlichen Kampf Menschenrechte und Freiheit in Tibet Nachdruck zu verleihen.

Für Frieden und Freiheit!
Rangzen!
Ms. Dolma Choephel, Mr. Sonam Wangdu, Mr. Gyatso,
New York City, New York