8. Oktober 2008
World Tibet Network News
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Zehn Tote und zahlreiche Verletzte bei Erdbeben in Zentraltibet

Ein Erdbeben der Stärke 6,6 auf der Richterskala erschütterte am 7. Oktober 2008 den zum Bezirk Lhasa gehörenden Landkreis Damshung (chin. Dangxiong), wobei mindestens zehn Personen ums Leben kamen und viele andere durch einstürzende Gebäude verletzt wurden.

Bei den darauffolgenden Nachbeben rannten in Lhasa viele Menschen aus ihren Häusern und liefen auf dem Platz vor dem Jokhang Tempel zusammen. Anfänglich berichtete Associated Press von mindestens 30 Toten, doch diese Zahl wurde später nach unten korrigiert. Gestrige Berichte besagen, es lägen nun keine Personen mehr unter den Trümmern und es sei mit keinen weiteren Nachbeben mehr zu rechnen.

Seit den Protesten, zu denen es im März und den folgenden Monaten in Lhasa und an anderen Orten in Tibet gekommen war, ist es für NGOs extrem schwierig, in der Autonomen Region Tibet (TAR) zu arbeiten, so daß sie keine sofortige Hilfe leisten konnten.

Einem Bericht aus der betreffenden Gegend zufolge handelte es sich bei den Toten und Verletzten zumeist um Frauen, Kinder und ältere Menschen, die während des Bebens in ihren Häusern waren, während die Männer sich im Freien aufhielten, um Viehfutter für den Winter zu sammeln. Außerdem hieß es, buddhistische Lamas seien zum Ort des Geschehens geeilt, um Gebetszeremonien für die Verstorbenen abzuhalten.

Der Dalai Lama gab sofort eine Beileidserklärung heraus: „Ich bin tief betroffen über den Verlust von Leben und Besitz infolge des Erdbebens, das den Bezirk Damshung und benachbarte Kreise westlich von Lhasa am Montag heimgesucht hat. Unsere Gebete sind mit denen, die ihr Leben in dieser Tragödie verloren haben und wir sprechen den Familien und allen, die von den Auswirkungen dieser Naturkatastrophe betroffen sind, unser Beileid aus.“ Ferner erklärte er: „Ich suche nach Möglichkeiten, als ein Zeichen meiner tiefen Betroffenheit und meiner Solidarität mit den durch das Beben zu Schaden Gekommenen Hilfe zu leisten.“

30 Sekunden lang erzitterte Lhasa in einem Nachbeben. Alle Schulen der Stadt wurden geschlossen, und ängstliche Einwohner versammelten sich vor dem Jokhang Tempel. Eine tibetische Quelle sagte: „Seit März gab es nicht mehr so viele Menschen auf den Straßen Lhasas. Es war sehr unüblich, eine solche Ansammlung von Menschen zu sehen. Aber trotz dieser Naturkatastrophe galt die Sorge der Behörden in erster Linie der Sicherheit.“

Dem Hauptbeben in dem etwa 50 km von Lhasa entfernten Damshung folgte etwa eine Viertelstunde später ein zweites Beben westlich von Lhasa, gab das seismologische Institut in den USA bekannt.

Ein Nachbeben der Stärke 5,5 auf der Richterskala traf den Bezirk Damshung am gleichen Abend um 8.10 Uhr. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte es insgesamt 15 Nachbeben gegeben.

Offiziellen Aussagen zufolge führen sowohl in Lhasa stationierte Einheiten der Volksbefreiungsarmee als auch Hunderte von Katastrophenhelfern Rettungsaktionen durch und versorgen die Opfer mit Nahrung, Trinkwasser, Zelten und Decken: „Sie zogen die Leute aus den Trümmern, und suchten jeden Haushalt auf, um die Zahl der Familienmitglieder zu kontrollieren und die Daten der Vermißten zu notieren“.

Aus dem Dorf Yangyi, das sich im Epizentrum des Bebens befand, wird gemeldet, daß bei dem ersten Beben 170 Häuser einstürzten, wobei neun Personen starben, elf weitere schwer verletzt und 19 leicht verletzt wurden.

Im Bezirk Nagarze (chin. Liangkaze) in der Präfektur Lhokha (chin. Shannan) ereignete sich ein weiterer Todesfall: Bei der Evakuierung einer Schule wegen des Bebens gerieten die Schüler in Panik. Ein Teenager kam dabei ums Leben und vierzehn wurden schwer verletzt

In einem offiziellen Bericht über das Erdbeben in Damshung hieß es: „Die Regierung in Tibet entschied in der Nacht von Montag auf Dienstag, die Schulen am Dienstag aus Sicherheitsgründen geschlossen zu halten.“

Offiziellen Medienberichten zufolge wurde der Bahnverkehr der Qinghai-Tibet Eisenbahn durch das Beben nicht beeinträchtigt. Die Eisenbahn wurde, so weit dies möglich ist, unter Einbeziehung der jahreszeitlich bedingten Veränderungen des Bodens durch Gefrieren und Auftauen sowie seismischer Bewegungen bis zu einem gewissen Grad konstruiert.

Führende Wissenschaftler warnten jedoch, daß die globale Erwärmung die Eisenbahn so stark beeinträchtigen könnte, daß ihr Betrieb innerhalb der kommenden zehn Jahre aus Sicherheitsgründen eingestellt werden muß.

Ein großer Teil der Bahnstrecke führt nämlich durch besonders erdbebengefährdetes Gebiet. Die Kunlun Bergkette, welche die Eisenbahn nördlich von Damshung überwinden muß, wurde beispielsweise bereits im Jahre 2001, fünf Jahre, bevor die Eisenbahn ihren Betrieb aufnahm, von einem Erdbeben der Stärke 8,1 auf der Richterskala getroffen.