18. Oktober 2008
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Tibetischer Filmemacher Golog Jigme bedingt aus dem Gefängnis entlassen

Jigme Gyatso, alias „Golog Jigme“, der Dhondup Wangchen bei der Aufnahme der Interviews half, in denen Tibeter in Tibet über ihr schweres Schicksal unter chinesischer Herrschaft sprechen, wurde vorübergehend auf Bewährung entlassen, nachdem er fast sieben Monate lang inhaftiert war, gab die in der Schweiz ansässige Firma „Filming for Tibet“ bekannt.

„Golog Jigme“ wurde einer Presseerklärung der Filmgesellschaft zufolge am 15. Oktober 2008 aus dem Gefängnis von Kachu (Autonome Präfektur Linxia in der Provinz Gansu) auf Bewährung entlassen. Weiterhin heißt es darin, der 39jährige buddhistische Mönch sei nun in sein Kloster Labrang Tashikyil in der Provinz Gansu zurückgekehrt.

Der aus Tibet erhaltenen Information zufolge sei es allerdings nicht klar, ob die Anklagen gegen Jigme zurückgenommen wurden. „Die Behörden erklärten ihm, daß er unter Beobachtung stehe und bedingt für ein Jahr bedingt freigelassen werde“.

Die chinesische Polizei in der Provinz Qinghai (Amdo) verhaftete Jigme und Wangchen im März 2008, kurz nachdem sie das Filmmaterial an die Firma in der Schweiz, die von einem Verwandten von Wangchen geleitet wird, gesandt hatten. Daraus wurde ein 25minütiger Film mit dem Titel „Jigdrel“ oder „Leaving Fear Behind“ geschnitten, der online zur Verfügung steht unter: http://video.google.de/videoplay?docid=8048230761996582635.

Der Zweck dieses Films ist es, ein Licht auf das Leben der Tibeter in China im Vorfeld zu der Olympiade 2008 in Peking zu werfen. Wangchen und Jigme reisten von Oktober 2007 bis März 2008 Tausende von Kilometern über das ganze tibetische Hochland und zu entlegenen Gegenden in Amdo, sie filmten über 35 Stunden Interviews, sie fragten ganz normale Tibeter, was sie in Wahrheit über den Dalai Lama, über China und die Olympischen Spiele denken. Sie stellten den Interviewten frei, ihr Gesicht zu verhüllen, aber fast alle der 108 interviewten Personen erklärten sich damit einverstanden, daß ihr Gesicht gezeigt wird – so stark war ihr Wunsch, ihre Gefühle der Welt mitzuteilen.

Die Aufnahmen gelangten im März 2008 in die Schweiz, wo Wangchens Cousin Gyaljong Tsetrin den Schnitt besorgte. Der Film zeigt 20 ethnische Tibeter und gibt ihre Ansichten über die Olympischen Spiele in Peking, die gegenwärtige Lage im Land und die Rückkehr des Dalai Lama nach Tibet wieder.

Der auf Bewährung freigelassene Jigme Gyatso berichtete, daß er auf seine Festnahme im März 2008 hin schwer gefoltert wurde. Die Vernehmungsbeamten schlugen ihn fortwährend, sie hängten ihn an seinen Füßen an der Decke auf und heilten ihn tagelang auf einem Vernehmungsstuhl gefesselt. Während der Verhöre verlor er mehrmals das Bewußtsein infolge der brutalen Schläge. Nach dem Erdbeben, das am 12. Mai die Gegend erschütterte, wurden die Mißhandlungen weniger und seit dem 11. August trat eine merkliche Besserung der Bedingungen in dem Gefängnis ein.

Der Pressemeldung zufolge versammelte sich eine große Menge von Mönchen und Tibetern der Umgegend, um Jigme am 15. Oktober bei seiner Ankunft im Kloster Labrang Tashikyil willkommen zu heißen. „Quellen aus Tibet zufolge, die mit dabei waren, jubelte die Menge ihm zu und dankte ihm für die Aufnahmen zu dem Dokumentarfilm Leaving Fear Behind“.

Jigme Gyatso wurde 1969 in Golog Serthar in der Region Kardze in Kham (chin. Ganzi, Provinz Sichuan) geboren.

Tenzin Lushol, ein weiterer Mönch aus Labrang, der wegen Aktivitäten, die keinen Bezug zu den Filmaufnahmen haben, verhaftet worden war, wurde ebenfalls aus dem Gefängnis von Kachu entlassen und begleitete Jigme Gyatso nach Labrang.

Dhondup Wangchen befindet sich hingegen weiterhin in Haft. Das Komitee zum Schutz von Journalisten (JPC) in New York verurteilte am Freitag die Inhaftierung der zwei Filmemacher und fügte hinzu, die Information über ihre Festnahme sei von der chinesischen Regierung bisher nicht bestätigt worden.

Für weitere Informationen: Gyaljong Tsetrin (Tibetan/Chinese) +41 76 462 67 68.