19. April 2011
Phayul, www.phayul.com, The Tibet Post International, www.tibetpost.net/

Mönche des Klosters Kirti werden von 800 Kadern umerzogen - 100 Mönche verschwunden

Wie aus einer tibetischen Quelle aus der Gegend hervorgeht, unterziehen die Behörden des Bezirks Ngaba die Mönche des Klosters Kirti inzwischen rigorosen Sitzungen in „patriotischer Umerziehung“. Seit beinahe einer Woche herrscht eine äußerst angespannte Lage in dem Kloster. Vergangenen Dienstag wurde die militärische Präsenz in dem Bezirk erheblich verstärkt.

Versammlungshalle des Klosters Kirti

Die Belagerung des Klosters Kirti, das etwa 2.500 Mönche beherbergt, wurde durch den Tod eines Mönches durch Selbstverbrennung im vergangenen Monat ausgelöst.

Der Schulung stand u.a. der Chef der Einheitsfrontabteilung (United Work Front Department/UWFD) von Ngaba vor. Der Quelle zufolge seien bei der Sitzung, die mehrere Stunden lang dauerte, mindestens 800 Regierungsbeamte aus den Bezirken Ngaba und Dzoege mit dabei gewesen.

Anders als bei bisherigen Umschulungen dieser Art mußte sich jeder Mönch vor der versammelten Beamtenschaft erheben und deren Fragen beantworten. „Die Mönche mußten inmitten der Kader ganz alleine aufstehen und wurden mit zermürbenden Fragen drangsaliert“.

Der Chef des UWFD habe sich unzufrieden über die von den Mönchen gegebenen Antworten gezeigt und ihnen gedroht: „Ob das Kloster nun gänzlich geschlossen und zerstört wird, liegt in Euren Händen, das hängt ganz von Eurem Benehmen ab“.

Er warf den Mönchen vor, seit 2008 die soziale Stabilität in der Region Ngaba behindert zu haben, und kündigte strenge Maßnahmen gegen diejenigen an, die den Einwohnern von Ngaba „großes Ungemach“ verursacht hätten: „Seit 2008 ist eine jede Gemeinde in Ngaba ohne Frieden wegen der ständigen illegalen Aktivitäten der Mönche von Kirti, und diese Störungen haben die Sicherheit in der ganzen Gegend beeinträchtigt“.

Außerdem, so fügte er hinzu, hätten einige Mönche der Außenwelt über Protestaktionen Informationen zukommen lassen, wofür sie nun gehörig bestraft würden.

Die Mönche dürfen ihre Schlafräume nach 20 Uhr nicht mehr verlassen, sie riskieren Schläge, wenn sie außerhalb angetroffen werden. Das Kloster ist praktisch zu einem mit Mönchen gefüllten Gefängnis geworden. Die Gesundheitsstation in dem Kloster, die den Mönchen bisher eine rudimentäre medizinische Versorgung garantierte, wurde ebenfalls geschlossen. Ein Schlafsaal mit sieben Mönchen sei drei Tage lang ohne Nahrungsmittel gewesen, bis andere Mönche ihnen ein wenig zu essen brachten.

Bewaffnete Polizei am Hauptmarkt von Ngaba, Bild von Free Tibet

Die Behörden haben nun das ganze Gelände mit einer Mauer umgeben, was es ihnen erleichtert, die Mönche zu kontrollieren. Es gibt nur drei Ausgänge, die ständig von bewaffneten Soldaten und Polizei bewacht werden, die wahllos in die Unterkünfte der Mönche eindringen und sie durchwühlen.

Tibet Post International berichtet, daß am 12. April die ortsansässigen Tibeter den chinesischen Sicherheitskräften, die das Kloster belagern, erklärten: „Wenn die Mönche weggebracht und eingesperrt werden, dann werden wir sie, selbst auf Gefahr unseres Lebens, beschützen. Ein Polizeioffizier entgegnete: „Dann sollen mal diejenigen, die bereit sind, für die Mönche zu sterben, hier unterschreiben“. Etwa 300 Tibeter unterschrieben ein Papier mit einer Erklärung, daß sie unter Einsatz ihres Lebens die Mönche beschützten wollten. Als sich immer mehr anstellten, um zu unterschreiben, setzte die Polizei dem Gesuch ein Ende. Aber sie dokumentierte alles genau, um dieses Beweismaterial später gegen die Protestierenden einzusetzen.

Dem Tibetischen Zentrum für Menschenrechte und Demokratie zufolge fehlt seit dem 16. März im Bezirk Ngaba von mindestens einhundert Mönchen jede Spur. An dem Tag, als der Mönch Phuntsok sich selbst verbrannte, wurde ein Schriftsteller namens Gho Sherab, der auf dem Rückweg von Xining nach Ngaba war, verhaftet. Niemand weiß, wo er festgehalten wird.

Indessen sind die Schüler der Oberschule der Präfektur Ngaba, die am 17. März aus Protest gegen die Reaktion der chinesischen Regierung auf den Tod Phuntsoks in den Hungerstreik traten, immer noch in der Schule eingeschlossen. Seitdem hat keine Information über den Zustand der Schüler mehr die Außenwelt erreicht.

Amnesty International hat eine Eilaktion zu den verhafteten Mönchen des Klosters Kirti herausgegeben.