7. Mai 2011
The Tibet Post International, http://www.tibetpost.net/

Inhaftierung des tibetischen Mönches und Schriftstellers Sherab Gyatso

Wie die von Indien aus betriebene tibetische Website Khabdha mitteilt, ist der tibetische Mönch und Schriftsteller Sherab Gyatso, der bisher als verschunden galt, in Chengdu inhaftiert.

Gyatso verschwand um den 16. März herum, dem Tag, an dem der junge Mönch Phuntsok aus dem Kloster Kirti Feuer an sich legte. Er war gerade auf dem Weg in die Region Tsognon (chin. Qinghai), wo er sein zweites Buch herausgeben wollte. Als er jedoch von der Selbstverbrennung und den darauffolgenden Protestaktionen und Unruhen hörte, beschloß er, in den Bezirk Ngaba zu fahren, wo das Kloster Kirti liegt. Auf dem Weg dorthin verschwand er plötzlich, und erst kürzlich wurde bekannt, daß er in Chengdu festgehalten wird.

Sherab Gyatso, der selbst aus dem Bezirk Ngaba stammt, wurde im Kloster Kirti ordiniert. Da er als ein guter Schriftsteller und Redner gilt, wurde er schon mehrfach von der Nordwest-Universität für nationale Minderheiten gerufen, um den Studenten Vorträge über tibetische Kultur und Bildung zu halten. Gyatso ist außerdem ein erfolgreicher Kulturforscher, der China, Indien und Nepal mehrmals und ausgiebig bereist hat. 2009 veröffentlichte er sein erstes Buch „Zeit zum Aufwachen“, das in ganz Tibet recht bald große Popularität erlangte.

1998 wurde Gyatso zum ersten Mal verhaftet, als die Behörden 40 Klöster, darunter auch Kirti, ihrem Umerziehungs-Programm unterwarfen. Als Reaktion darauf brachte Gyatso Plakate an, auf denen er die gesetzlichen Bestimmungen Chinas über Religions- und Redefreiheit aufführte, welche von den Behörden selbst gebrochen werden. Diese kühne Handlung brachte ihm vier Jahre Gefängnis ein, denn er wurde als der Urheber dieser Plakate ermittelt.

Nach dem Ende dieser Haftstrafe begab er sich nach Lhasa, wo er Buddhismus studierte. Aber als es 2008 zu den Demonstrationen kam, führte er auf den Straßen Lhasas eine Gruppe von Kirti-Mönchen an. Er wurde prompt wieder festgenommen und mußte mehr als ein Jahr Gefängnis erdulden, ehe er wieder freikam.

Der Seite www.khabdha.org zufolge melden einige Quellen, Sherab Gyatso sei inzwischen aus dem Gefängnis in Chengdu entlassen worden, dürfe aber nicht nach Ngaba zurückkehren, weil ihm das Reisen außerhalb der Region Chengdu verboten sei.