16. April 2002
Department of Information and International Relations (DIIR),
Central Tibetan Administration, Dharamsala, 176 215, H.P. India
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Pressemitteilung der Abteilung für Information und Internationale Beziehungen, Dharamsala

China verhaftet einen weiteren spirituellen Meister in Osttibet

Die zentrale tibetische Verwaltung mißbilligt die Verhaftung von Tenzin Delek Rinpoche aus Lithang, Kham, und vier anderen Personen durch die chinesische Regierung. "Der ehrenwerte Tenzin Delek Rinpoche, eine überaus populäre Figur, war seit einer Reihe von Jahren einer von denjenigen, die eine spirituelle Renaissance nach Tibet brachten. Die Verhaftung eines so hoch verehrten spirituellen Lehrers wird nur dazu dienen, das tibetische Volk weiter zu entfremden," sagte Professor Samdhong Rinpoche, Vorsitzender des Kashag, der höchsten Exekutivkörperschaft der tibetischen Verwaltung im Exil.

Die Polizei holte Tenzin Delek Rinpoche und seine vier Anhänger aus Rinpoches Kloster im Bezirk Nyachu (nicht zu verwechseln mit Nagchu), Tibetische Autonome Präfektur Karze, am Abend des 7. April ab. Sie wurden beschuldigt die Bombenexplosion letztes Jahr in Chengdu geplant zu haben. Quellen in Tibet sind der Meinung, dass die Vorwürfe gefälscht und die wahren Gründe Rinpoches wachsende Popularität und seine standhafte Loyalität dem Dalai Lama gegenüber seien.

Tenzin Delek Rinpoche hat schon lange die chinesische Politik in Tibet in Frage gestellt. Bei der Anerkennung des 11. Panchen Lama sagte er den Behörden, dass, wenn sie versuchten den Tibetern ihren Kandidaten aufzudrängen, die Leute ihn zurückweisen und die chinesische Regierung ablehnen würden. Die Anerkennung der Wiedergeburt des Panchen Lama, sagte er, ist allein das Vorrecht des Dalai Lama.

In einem anderen Fall, als die Behörden ihn davor warnten, das Bild des Dalai Lama auszustellen, sagte der Rinpoche: "Der Dalai Lama ist meine Seele. Das wird sich auch nicht ändern, wenn ihr mich zwingt, sein Foto nicht mehr aufzustellen."

Tenzin Delek Rinpoches spiritueller Entwicklungsstand und seine praktischen Bemühungen für Tibeter in Osttibet haben ihm enormen Respekt eingebracht. Sein Dienst für die Menschen Osttibets schließt den Wiederaufbau monastischer Institutionen, die Gründung von Schulen und Altenheimen usw. ein. Ebenso hat er eine Kampagne gegen die chinesischen Abholzungen in Tibet durchgeführt. Viele seiner Bemühungen, wie sein Plan im Jahr 1990, eine Schule und ein Altenheim im Nomadengebiet Thang Karma zu bauen, wurden von den chinesischen Behörden verhindert.

1997 erstellten die Behörden in der "Autonomen Präfektur Karze" bei einem speziellen Meeting einen auf sechs Punkte gestützten Haftbefehl gegen Rinpoche. Der Haftbefehl beschuldigte ihn sich gegen die Nation zu wenden und "die Fahne des Lamaismus und der Religion zu schützen" sowie Klöster "ohne die Erlaubnis der Regierung" zu bauen. Rinpoche floh für ungefähr fünf Monate in die Berge. In der Zwischenzeit unterschrieben ungefähr

30 000 Menschen einen Kampagnenbrief für Rinpoche. Die Kampagne trug zum Druck auf die Behörden bei, die Entscheidung zu seiner Verhaftung rückgängig zu machen.

Letztes Jahr forderte der Streit zwischen zwei Nomadengemeinschaften über Weiderechte mehrere Menschenleben. Als dieser Streit drohte außer Kontrolle zu geraten, vermittelte Tenzin Delek Rinpoche und konnte den Frieden wieder herstellen. Verärgert über Rinpoches wachsende Popularität beschuldigten die Behörden ihn, ohne Erlaubnis des Staates "Rechtsfälle zu entscheiden und Schulen zu bauen". Als deutlich wurde, dass seine Verhaftung unmittelbar bevorstand, entkam Rinpoche einmal mehr in die Berge, dieses Mal für sieben Monate. Er ließ eine Nachricht auf Tonband zurück: "Ich habe keinerlei politisches Verbrechen begangen. Immer wieder werde ich von der Polizei angerufen und aufgefordert, zur Befragung in die Polizeistation zu kommen. Natürlich wollen sie mich verhaften. Ihr, das Volk, solltet meinen Fall vor Gericht bringen. Ich werde zurück kommen, sobald sie mich entlasten."

Die Leute führten Unterschriftenkampagnen für ihn durch. Zwei Unterschriftenlisten, jede von 20 000 Menschen unterschrieben, wurden nach Beijing geschickt. Beijing antwortete, dass Rinpoche nicht inhaftiert würde, wenn er kein politisches Verbrechen begangen hätte. "Er darf jedoch nicht die Religion propagieren und auf spirituelle Reisen gehen. Er sollte sich auf ein Gebiet beschränken und als gewöhnlicher Mönch leben," lautete die Anweisung aus Beijing. Die vier zusammen mit Rinpoche verhafteten Personen sind Tsultrim Dhargye, Tamdin Tsering, Asher Dhargye und Thondup. Thondup ist ein Laie und die anderen sind Mönche.

Herausgegeben von: Sonam N. Dagpo, Abteilung für Information und Internationale Beziehungen

Zentrale Tibetische Verwaltung, Dharamsala