17. Oktober 2006

Department of Information and International Relations,
Central Tibetan Administration,
Dharamsala, 176 215, H.P. IndiaWebsite: www.tibet.com


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Dharamsala verurteilt Todesschüsse am Nangpa-La-Pass

Obwohl sie sich weiterhin zum sino-tibetischen Dialog bekennt, „verurteilt die Tibetische Zentralverwaltung auf das Schärfste die Todesschüsse am Nangpa-La-Pass vom 30. September als eklatante Verletzung von Menschenrechten und die chinesische Darstellung der Vorgänge als empörende Entstellung der Tatsachen“, sagte Tempa Tsering, der Kalon [tib. Minister] des Amtes für Information und Internationale Beziehungen.

Obwohl schon seit längerem Berichte über ähnliche Vorfälle auf beiden Seiten der Grenze vorliegen, ist dies das erste Mal, daß mehrere Augenzeugen die internationale Öffentlichkeit auf diese Erschießungen aufmerksam machen konnten. Ein rumänischer Fernsehsender und die BBC veröffentlichten Videoaufnahmen, die zeigen, wie chinesische Grenzpolizisten auf eine Gruppe von 73 Flüchtlingen schießen - darunter Frauen und Kinder, manche erst fünf, sechs Jahre alt -, die im Begriff ist, den Nangpa-La-Pass nach Nepal zu überqueren.

Nach Augenzeugenberichten wurde eine tibetische Nonne von der chinesischen Grenzpolizei erschossen. Mindestens ein weiterer Tibeter wurde möglicherweise ebenfalls getötet. Die Nonne wurde als Kelsang Nortso, 27, aus Nagchu/TAR identifiziert. Bei dem zweiten Opfer handelt es sich um Kunsang Namgyal, 23, den die chinesischen Grenzpolizisten fassen konnten, nachdem eine Kugel ihn am Bein getroffen hatte. Weiteren Berichten zufolge sollen bis zu sieben Tibeter ums Leben gekommen sein, als die chinesischen Truppen das Feuer auf die Gruppe eröffneten.

Der britische Polizeioffizier Steve Lawes, ein Augenzeuge der Schüsse, wurde von der chinesischen Botschaft [in Kathmandu] zu einer Befragung einbestellt. In einem Anruf aus Nepal schilderte er die „einschüchternde Atmosphäre“ als die [chinesischen] Sicherheitsleute das Lager am Cho Oyu an der Grenze zwischen Tibet und Nepal „einnahmen“. Der aus Bristol stammende Lawes sagte, etwa eine halbe Stunde nach der Schießerei seien die Kinder durch das Lager der Bergsteiger geführt worden: „Die Kinder gingen in einer Reihe hintereinander. Sie waren ungefähr sechs Fuß [1,8 m] von mir entfernt. Doch sie sahen uns nicht - sie schauten nicht um sich, wie Kinder es normalerweise tun, sie hatten zuviel Angst. Zu diesem Zeitpunkt wimmelte das Basiscamp vor Soldaten. Wir taten, was wir konnten, um sie nicht zu weiteren Gewaltakten zu provozieren“.

Offensichtlich konnten 43 Personen dem Gewehrfeuer entkommen und sicher nepalesisches Hoheitsgebiet erreichen, das Schicksal der restlichen 30 Personen ist weiterhin unbekannt.

Immer noch fliehen jedes Jahr zahlreiche Tibeter nach Indien, die meisten von ihnen über Nepal. Ungefähr ein Drittel der Flüchtlinge sind Kinder unter 14 Jahren, die tibetische Exilschulen besuchen sollen. Bei den Erwachsenen handelt es sich meist um Mönche und Nonnen, die ihre religiöse Ausbildung vertiefen wollen, was in Tibet auf Grund der über die Klöster verhängten Restriktionen nicht möglich ist. Viele wollen einfach nur in der Nähe Seiner Heiligkeit des Dalai Lama sein.