17. März 2008
Department of Information and International Relations (DIIR), Central Tibetan Administration, Dharamsala
www.tibet.net

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Dringender Appell

Seit dem 10. März 2008 ist es in unterschiedlichen Teilen Tibets (innerhalb und außerhalb der Autonome Region Tibet) immer wieder zu friedlichen Demonstrationen gekommen, die brutal niedergeschlagen wurden.

Die augenblickliche Situation in Tibet ist sehr ernst. Das Ultimatum der chinesischen Regierung läuft heute um Mitternacht aus. Daher sind wir sehr besorgt, daß es danach zu einem immensen Massaker an den Tibetern kommen könnte.

Die Zentrale tibetische Verwaltung [tibetische Exilregierung ruft die internationale Gemeinschaft, die Vereinten Nationen, Regierungen und Parlamente, die Menschenrechtsgruppen und die Tibetunterstützergruppen, dringend auf, die Chinesische Regierung in aller Deutlichkeit aufzufordern, die Repressionen unverzüglich einzustellen und all jene, die festgenommen wurden, freizulassen  und den Verletzten die notwendige medizinische Versorgung zukommen zu lassen.

Wir fordern insbesondere den Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen auf, unverzüglich eine Ermittlungs-Kommission in die betroffenen Gebiete Tibets zu entsenden, um eine weitere Verschlechterung der kritischen Situation zu verhindern.

Kashag (Kabinett der Tibetischen Regierung-im-Exil)

17. März 2008

Chronologie der Demonstrationen in Tibet mit Stand 16. März

16. März: Aus zuverlässigen Quellen verlautet, daß am 14. März 2008 mindestens 80 Personen in Lhasa getötet wurden. Ein Augenzeuge berichtet, daß viele Leichen einfach vor dem Büro für Öffentliche Sicherheit in Lhasa deponiert wurden.

16. März 2008: Um 9.30 Uhr durchbrachen über eintausend Mönche des Klosters Kirti (Provinz Amdo), das vom chinesischem Militär komplett abgeriegelt wurde, den Sicherheitskordon, und außerhalb des Klostergeländes stießen weitere eintausend Laientibeter zu ihnen. Tränengas wurde gegen die Demonstranten eingesetzt, und es waren Gewehrschüsse zu hören, wie aus zuverlässiger Quelle verlautet. Mindestens ein Tibeter wurde erschossen, während sich andere in kritischem Zustand befinden.

16. März 2008: Die Behörden wiesen tibetische Beamte in Tibet an, sich von allen Protesten fernzuhalten. Ihre Bewegungsfreiheit wurde eingeschränkt und sie müssen sich in Listen ein- und austragen, wenn sie ihre Häuser verlassen.

15. März 2008: Eine zuverlässige Quelle berichtet, daß ein Militärlastwagen voller Leichen in Richtung Toelung (Teil des Bezirks Lhasa) fuhr.

15. März 2008: In Lithang wurden bei zwei kleineren Protesten (TAR Kardze, Provinz Sichuan) mindestens zwei Demonstranten verhaftet.

15. März 2008: In Labrang in Amdo beteiligten sich fünf- bis sechstausend Tibeter an einer großen Demonstration. Sie forderten u.a. die Rückkehr des Dalai Lama.

15. März 2008: In Phenpo Lhundup Dzong (Teil des Bezirks Lhasa) kam es zu einem Protest von Mönchen und Laien.

15. März 2008: Das Kloster Ganden (etwa 50 km östlich von Lhasa) steht unter strenger militärischer Bewachung. Die Zahl der Soldaten ist so groß, daß die Zelte nicht mehr reichen.

15. März 2008: Auf dem Klostergelände von Tashi Lhunpo (Shigatse) gab es Schüsse und mindestens 40 Laien, die hinter dem Kloster demonstrierten, wurden festgenommen.

15. März 2008: Über 500 Personen wurden alleine in Lhasa verhaftet, wahrscheinlich liegt die Anzahl noch viel höher, weil die Festgenommenen auf diverse Gefängnisse in ganz Tibet verteilt wurden.

15. März 2008: Alle Vertreter in- und ausländischer Medien in Tibet wurden verhört, und das von ihnen aufgenommene Beweismaterial (Videos, Bilder etc) wurde zerstört oder konfisziert.

11. März 2008: In Dabpa (TAP Kardze, Provinz Sichuan) wurden drei Tibeter von der Polizei erschossen und mindestens 10 Personen verletzt. Die Polizei hat Anweisung, mit scharfer Munition auf die Demonstrierenden zu schießen, weil sie angeblich „spalterischen Aktivitäten“ nachgehen.