30. März 2008
Kloster Kirti Dharamsala

Presseerklärung: Kontakt: Lhakpa Kyizom: Mobiltel: +91 (0) 98165 82633


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572 Mönche aus dem Kloster Kirti in Ngaba Amdo festgenommen, Mönche werden für Propagandavideo mißbraucht

Wie Mönche aus dem Kloster Kirti in Dharamsala berichten, sind am 28. März um 11.00h Ortszeit mehrere tausend schwarz und grün uniformierte chinesische Truppen in sechs Klöster in Amdo im Nordosten Tibets (Provinz Sichuan) eingedrungen.

Die fünf Klöster Ngaba Kirti, Ngatue Amdu, Gomang, Dongri und Tsennyi liegen im Bezirk Amdo Ngapa, das sechste, Taktsang Lhamo Kirti, befindet sich im Bezirk Dzoege.

Die Sicherheitskräfte durchwühlten die Zimmer der Mönche und beschlagnahmten alles, was der Kommunikation mit der Außenwelt dienen könnte, insbesondere die Mobiltelefone. Die Mönche wurden verhört und mit vorgehaltener Waffe gezwungen, auf Portraits des Dalai Lama herumzutrampeln.

Folgende Szenen wurden von den Sicherheitskräften inszeniert und gefilmt:

Einige Mönche wurden gezwungen, Fotos des Dalai Lama hochzuhalten und die tibetische Flagge zu schwenken.

Ein kleiner Mönch mußte sich halb unter den Dielenbrettern verstecken und dabei die Hände auf die Tastatur eines Laptops legen.

Einem Mönch gelang es, insgeheim seine Kollegen in dem Exilkloster Kirti in Dharamsala zu verständigen. Er berichtete ihnen: "Ich mache mir große Sorge, daß die Partei falsches Beweismaterial schafft, um seine Heiligkeit als Initiator der Proteste in Tibet darzustellen. Die Sicherheitskräfte bedrohten uns mit vorgehaltener Waffe, und gegen unseren Willen mußten wir diese Szenen stellen. Ich appelliere an die Menschen auf ganzen der Welt, diesen gefälschten Videos keinen Glauben zu schenken."

Vom 28. bis 30. März 2008 wurden 572 Mönche aus Kirti, darunter auch zehnjährige Knaben, willkürlich verhaftet.

Am 29. März wurden ca. 17 Mönche aus dem im Bezirk Dzoege in der Provinz Sichuan gelegenen Kloster Taktsing Lhamo Kirti willkürlich verhaftet.

Am Morgen des 30. März durchsuchten 80 chinesische Beamte mit Sicherheitskräften die Zimmer der Mönche. Sie konfiszierten Messer, Bögen und antike Gewehre, die in dem der Schutzgottheit des Klosters geweihten Schrein aufbewahrt wurden. Bei diesen Ritualgegenständen handelt es sich ausnahmslos um alte Opfergaben an die Gottheit, sie sind Symbole für die Überwindung von Hindernissen und negativen Emotionen.

Die Mönche machen sich Sorge, daß die chinesische Propaganda und ihr Sprachrohr Xinhua nun diese Gegenstände falsch darstellen und sie als Beweismittel dafür verwenden wird, daß die Mönche zu den Waffen greifen.

Xinhua berichtete, daß außer den genannten Gegenständen noch andere Waffen gefunden worden seien. Die Mönche betonen entschieden, daß diese Behauptung völlig erfunden ist. Niemand weiß, wo die festgenommenen Mönche hingebracht wurden.

Erklärung der Mönche des Exilklosters Kirti in Dharamsala:

"Die derzeitigen Ereignisse in Tibet haben den Tibetern ungeheures Leid gebracht. Die Mönche aus dem Kloster Kirti in Dharamsala verurteilen die von der chinesischen Regierung erhobenen Beschuldigungen gegen den Dalai Lama. Wir beten für alle tibetischen Märtyrer und wünschen, daß sie als Tibeter wiedergeboren werden, wir geloben ihnen, daß wir unser Leben dem gewaltlosen Kampf gegen die Ungerechtigkeit widmen werden."

Am 31.03.2008 fügte ein Exiltibeter hinzu: Ein tibetischer Freund ließ mir die untenstehende Nachricht zukommen. Seine Angaben über die Zahl der verhafteten Mönche entsprechen denen auf dem Blog der tibetischen Autorin Woeser.

"Ich habe mit einigen Mönchen des Klosters Kirti in Indien gesprochen. Sie berichteten, im tibetischen Kloster Kirti seien gestern 572 Mönche verhaftet worden. Heute seien die Mönche im nur wenige Kilometer entfernten Kloster Gomang an der Reihe. Weil in den Gefängnissen zuwenig Platz ist, werden die Mönche an Händen und Füßen gefesselt in Zelten zusammengepfercht. Es ist im Moment nicht möglich, weitere Einzelheiten in Erfahrung zu bringen. Man ließ uns wissen, daß sie sich auf Leute konzentrieren, die im Besitz von Mobiltelefonen sind, weil sie sie verdächtigen, Informationen an die Außenwelt zu schicken."