8. Mai 2008
Department of Information & International Relations - Central Tibetan Administration
Dharamsala - 176215, India
Kontakt: Mr Thubten Samphel, Mr Sonam N Dagpo
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Erklärung des Sondergesandten Seiner Heiligkeit des Dalai Lama, Kasur Lodi Gyaltsen Gyari

Der Sondergesandte Kelsang Gyaltsen und ich hatten die Ehre, gestern, gleich nach unserer Rückkehr aus China, Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama Bericht erstatten zu können. Der Kalon Tripa, Professor Samdhong Rinpoche, nahm ebenfalls an der Besprechung teil. Heute früh unterrichteten wir auch die stellv. Sprecherin des Abgeordnetenhauses, Dolma Gyari. Der Sprecher, Karma Choephel, befindet sich derzeit auf einer Dienstreise.

Am 4. Mai 2008 trafen wir in Shenzhen, China, mit dem leitenden Vizeminister Zhu Weiqun und Vizeminister Sithar von der Abteilung für Einheitsfrontarbeit der Kommunistischen Partei Chinas zusammen. Wir möchten unseren Gastgebern gegenüber unsere Wertschätzung dafür ausdrücken, daß sie auf unseren Vorschlag eingegangen sind, diese informelle Begegnung in Shenzhen abzuhalten, und daß sie auch damit einverstanden waren, daß sich nur die Hauptverantwortlichen treffen, ohne Assistenten. Der amtierende Vizeminister Zhu Weiqun und Vizeminister Sithar waren bereits in den letzten Jahren unsere Gesprächspartner. Diese langjährige Beziehung ermöglichte, trotz der derzeit großen Spannungen und der ernsten Lage in Tibet, einen offenen und freimütigen Meinungsaustausch in einer freundlichen und respektvollen Atmosphäre.

Das Hauptanliegen, warum wir um diese dringliche informelle Begegnung gebeten hatten, war, über die kritische Lage in Tibet zu sprechen. Unsere gegenseitigen Auffassungen wichen, sowohl was die Natur als auch was die Ursachen der jüngsten tragischen Ereignisse in Tibet betrifft, stark voneinander ab. Diese Ansichten wurden offen und ehrlich vorgebracht.

Was uns betrifft, so haben wir entschieden die Anschuldigungen gegen Seine Heiligkeit den Dalai Lama zurückgewiesen, er habe die jüngsten Demonstrationen und Unruhen in Tibet angezettelt. Statt dessen machten wir deutlich, daß die Ereignisse in Tibet vielmehr das unvermeidbare Ergebnis einer jahrzehntelangen verfehlten Politik der chinesischen Regierung gegenüber den Tibetern sind. Die jüngste Krise in Tibet ist Ausdruck einer tiefempfundenen Unzufriedenheit und Verbitterung der Tibeter über diese Politik. Die vordringlichste Aufgabe wäre daher, sich der berechtigten Anliegen des tibetischen Volkes in realistischer und konstruktiver Art und Weise anzunehmen.

Wir haben die Notwendigkeit betont, die überall in Tibet herrschende Unterdrückung zu beenden. Wir haben die Freilassung der Gefangenen gefordert, angemessene medizinische Behandlung für die Verwundeten und ungehinderten Zugang für Besucher, einschließlich ausländischer Medienvertreter. Auch haben wir die Beendigung der „patriotischen Umerziehung-Kampagne“ gefordert, an der das tibetische Volk großen Anstoß nimmt.

Wir haben auch den Vorwurf zurückgewiesen, Seine Heiligkeit der Dalai Lama sabotiere die Olympischen Spiele 2008. Wir machten vielmehr klar, daß Seine Heiligkeit der Dalai Lama die Olympischen Spiele in Beijing von Anfang an konsequent und unmißverständlich unterstützt hat.

Trotz großer Meinungsverschiedenheiten in wichtigen Punkten haben beide Seiten die Bereitschaft signalisiert, nach gemeinsamen Möglichkeiten zur Lösung der derzeitigen Probleme zu suchen. Jede Seite hat diesbezüglich konkrete Vorschläge unterbreitet, die Teil der zukünftigen Agenda sein können. Das Ergebnis war, daß man sich darauf verständigte, die formellen Gespräche fortzusetzen. Ein Datum für die 7. Gesprächsrunde wird in Kürze nach gegenseitigen Konsultationen festgelegt werden.

Wir begrüßen die kürzliche Erklärung von Präsident Hu Jintao, der chinesischen Regierung sei es „ernst mit dem Dialog“ und sein Eingeständnis, der Dalai Lama sei „gewissenhaft und ernst zu nehmen“. Dies ist eine ermutigende Aussage in einer Zeit, in der es an der Aufrichtigkeit Chinas, die Tibet-Frage durch Dialog zu lösen, immer stärkere Zweifel gibt.

8. Mai 2008

Dharamsala