14. Januar 2009

Department of Information & International Relations (DIIR)
Central Tibetan Administration
Dharamsala - 176215, H.P., India, www.tibet.net


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China intensiviert die „Patriotische Erziehung“ im Kloster Drepung

42 Mönche aus dem Kloster Drepung in Lhasa wurden zu Haftstrafen unterschiedlicher Länge verurteilt, während zahlreiche andere nach schweren Folterungen auf Dauer gesundheitlich geschädigt sind.

Dharamsala: Wie wir erst am 13. Januar aus Tibet erfahren haben, hat ein hochrangiger Kader der Einheitsfrontabteilung am 8. Januar bei einer Besprechung mit dem Demokratischen Verwaltungsrat des Klosters Drepung und dem zuständigen Arbeitskomitee erklärt, daß die Kampagne für Patriotische Erziehung noch effektiver durchgeführt werden müsse. Im Zuge der Patriotischen Erziehung werden insbesondere Tibeter im klösterlichen Bereich gezwungen, ihr spirituelles Oberhaupt, Seine Heiligkeit den Dalai Lama, zu diffamieren.

Am 10. März vergangenen Jahres bekundeten Tibeter - Mönche, Nonnen, Schüler und Studenten - aus allen drei traditionellen Provinzen Tibets, daß sie die Hoffnung auf eine Rückkehr Seiner Heiligkeit des Dalai Lama nach Tibet nicht aufgegeben haben, und machten ihrer lang angestauten Verbitterung über die verfehlte Politik der chinesischen Regierung Luft. Bei der gewaltsamen Niederschlagung ihrer Protestaktionen kamen unserem Kenntnisstand zufolge 219 Tibeter ums Leben, 1.294 wurden verletzt und 5.600 festgenommen. Über 1.000 Personen sind immer noch vermißt.

Demonstrationszug der Mönche von Drepung am 10. März 2008

Der Vorsitzende der Zentralen Einheitsfrontabteilung, Vizeminister Zhu Weiqun, sprach den Arbeitsteams sein Lob aus: Dank deren vereinten Anstrengungen sei der reibungslose Ablauf der religiösen Aktivitäten im Kloster Drepung wieder sichergestellt worden. Gleichzeitig mahnte er sie, noch wirkungsvollere Maßnahmen zu ergreifen, damit die Stabilität im Kloster gewahrt bleibe.

Tatsächlich verhält es sich so, daß der normale Ablauf der religiösen Studien und der Aktivitäten des Klosters erheblich beeinträchtigt ist, seitdem es nach dem 10. März von der Außenwelt abgeriegelt wurde. Studenten aus den tibetischen Provinzen Amdo und Kham, die in Drepung fortgeschrittenen Studien nachgehen wollten, wurden gezwungen, in ihre Heimatregionen zurückzukehren. Verlautbarungen zufolge wurde der ehrw. Kunchok Nyima, der als Lehrer im Kloster wirkte, gewaltsam in seine Heimatstadt nach Amdo zurückgebracht.

Der ehrw. Lobsang Wangchuk aus Lhasa befindet sich an einem unbekannten Ort in der Hauptstadt im Gefängnis, er erlitt so schwere Schläge, daß er praktisch erblindet ist. Infolge der heftigen Folter war der Zustand vieler Inhaftierter, unter ihnen auch des ehrw. Ngawang Dondham aus dem Kreis Toelung, so schlecht, daß sie nicht einmal ein Trinkgefäß in den Händen halten konnten.

Quellen zufolge wurden 42 Mönche aus Drepung zu Haftstrafen zwischen 2 und 15 Jahren verurteilt. Unter den zu 15 Jahren Verurteilten befindet sich auch der Mönch Ngawang Choenyi aus Lhasa. Zu den Haftstrafen der übrigen Mönche konnten keine Angaben gemacht werden, nur ihre Namen wurden bestätigt.

Aus anderen Quellen verlautet, daß ein Tibeter, der wegen seiner Beteiligung an Protestaktionen in der TAP Kardze (chin. Ganzi) am 13. März letzen Jahres inhaftiert worden war, am 2. Januar 2009 aus gesundheitlichen Gründen freigelassen wurde.

PAP-Kräfte drängen die protestierenden Mönchen von Drepung zurück

Polizisten des PSB und bewaffnete Sicherheitskräfte hatten am 28. März den 49jährigen Guru Dorjee, Vater von vier Kindern, zu Hause verhaftet, weil er an den friedlichen Demonstrationen in Kardze teilgenommen hatte. Als seine Frau Sherab Yangtso von seiner Festnahme erfuhr, verlor sie durch den entsetzlichen Kummer ihr psychisches Gleichgewicht und starb schließlich.

Der Mittlere Volksgerichtshof in Kardze hatte Guru Dorjee zu drei Jahren Haft verurteilt, doch er war durch die in der Haft erlittene schwere Folter dermaßen geschwächt, daß er in ein Krankenhaus in Dartsedo eingeliefert werden mußte. Da er außer seinen zwei Kindern keine Angehörigen mehr hat, wurde er anderen Tibetern aus seiner Gegend übergeben, die sich mit ihrer Unterschrift verpflichten mußten, daß er nie mehr demonstrieren würde. Gegenwärtig wird er zu Hause gepflegt, da sein Gesundheitszustand zu schlecht ist, um ein Hospital aufzusuchen. Guru Dorjee ist tief betrübt, daß er seine Frau vor ihrem Tod nicht mehr sehen konnte, denn wiederholt wurde ihr Antrag auf einen Besuch im Gefängnis von den chinesischen Beamten abgelehnt.

Zwangsweise Unterbrechung der jährlichen religiösen Debatte in Ngaba, Amdo:

Die zuständige chinesische Regierungsbehörde hat dem Kloster Kirti die Genehmigung für die Abhaltung der Janggun-Choe-Chenmo genannten jährlichen Debatte verweigert. Zu dieser Debatte versammeln sich im 11. Monat des tibetischen Mondjahres gewöhnlich 4000 Mönche aus allen traditionellen Provinzen. 2007 fand sie im Kloster Taktsang Lhamo Kirti statt.

Wie aus Quellen verlautet, hat die chinesische Regierung dreimal die Anträge der Mönche des Klosters Kirti zurückgewiesen, in denen sie darum gebeten hatten, dieses Jahr wieder die Debatte veranstalten zu dürfen. Auch bei dem religiösen Fest Lhabab Duchen im vergangenen November sahen sich die Tibeter in ihrer Religionsfreiheit drastisch eingeschränkt. Die Behörden hatten verboten, daß gelehrte Mönche und Lamas die üblichen Belehrungen geben.