19. Mai 2009
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Die fünf aus Labrang entkommenen Mönche schildern vor den Medien die Repression in Tibet

Vom 10. März 2008 an griffen die Tibeter in Tibet zum Mittel des friedlichen Protests, um ihrer Empörung und lange angestauten Verbitterung über die verfehlte Tibetpolitik der VR China Ausdruck zu verleihen. Ihre Forderung nach Achtung der Menschenrechte und der Rückkehr Seiner Heiligkeit des Dalai Lama nach Tibet wurde von den chinesischen Behörden mit brutaler Gewalt unterdrückt. Dabei kamen über 220 Tibeter ums Leben und 1.294 wurden schwer verletzt. Mehr als 5.600 wurden verhaftet, 290 vor Gericht gestellt und verurteilt und über 1.000 sind einfach verschwunden.

Fünf tibetische Mönche aus dem Kloster Labrang beteiligten sich mit unerschütterlichem Mut und aufrichtigem Engagement an den friedlichen Demonstrationen im Bezirk Sangchu, TAP Kanlho, Provinz Gansu.

v.l. Jamyang Jinpa, Gedun Gyatso, Kelsang Jinpa, Lobsang Gyatso, Jigme Gyatso

Gedun Gyatso und Kelsang Jinpa waren Mitorganisatoren der friedlichen Demonstration vom 14. März 2008 in Labrang, Bezirk Sangchu.

Am 9. April 2008 äußerten sich Jamyang Jinpa, Losang Gyatso und Jigme Gyatso freimütig gegenüber internationalen Medienvertretern über die Unterdrückung durch die chinesischen Behörden und die ständige Angst und Einschüchterung, unter der die Tibeter zu leiden haben. Sie hatten durch eine Radiosendung von Radio Free Asia im Amdo-Dialekt vom Besuch der Journalisten erfahren.

Das ganze vergangene Jahr war eine Tortur für sie – sie mussten sich dauernd in Erdlöchern, im Wald und in abgelegenen Tälern verstecken, bis es ihnen schließlich gelang, Folter und Tod zu entkommen und ins Exil zu fliehen.

Wie sie erklärt haben, sind die friedlichen Proteste in Tibet Ausdruck der tiefsitzenden Verbitterung der Tibeter und ihrer Sorge über die Unterdrückungspolitik der chinesischen Regierung während der letzten 50 Jahre. Durch den Zustrom chinesischer Zuwanderer ist das schiere Überleben der Tibeter als Volk gefährdet. Im Gegensatz zu der chinesischen Schönrederei über die erreichte Entwicklung sind die Lebensbedingungen der Tibeter weiterhin erbärmlich und sie werden in jeder Hinsicht marginalisiert. Dies gilt vor allem für die ländlichen Gebiete Tibets.

Gemäß der chinesischen Verfassung sollte Tibetisch als Erstsprache in Tibet geschützt und gefördert werden. Dennoch wird sie bewußt vernachlässigt und an den Rand gedrängt.

Die chinesische Verfassung garantiert zahlreiche Menschen- und bürgerliche Rechte wie Redefreiheit, Meinungsfreiheit, Glaubensfreiheit etc., aber diese werden nicht in die Realität umgesetzt. Wenn die Tibeter ihre Grundrechte wahrnehmen, werden sie eingesperrt und gefoltert.

Unter der Herrschaft der VR China sind infolge ihrer repressiven Politik eine Million Tibeter ums Leben gekommen, und jeder Aspekt der tibetischen Zivilisation – die einzigartige tibetische Identität, Kultur, Tradition und Religion – wird zerstört. Deshalb empfinden die Tibeter einen tiefsitzenden Groll gegen die chinesische Regierung.

Die Ablehnung des von Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama propagierten Mittleren Wegs für die Lösung der Tibet-Frage durch die chinesische Regierung hat die zunehmende Frustration der Tibeter weiter anwachsen lassen, bis sie schließlich in den friedlichen Protesten kulminierte.

Die Tibeter verabscheuen die Kampagnen der chinesischen Behörden wie die Patriotische Umerziehung, in deren Verlauf sie Seine Heiligkeit den Dalai Lama beschimpfen müssen. In ihren Herzen betrachten sie Seine Heiligkeit als ihre Sonne und ihren Mond, und der chinesischen Regierung wird es niemals gelingen, ihren Glauben an den Dalai Lama zu zerstören.

Die VR China entstellte Fakten und richtete bodenlose Anschuldigungen gegen Seine Heiligkeit den Dalai Lama und seine Anhänger und behauptete, sie hätten vergangenes Jahr in Tibet zu Gewalttätigkeiten aufgehetzt. Der chinesischen Propaganda zuwider haben die Tibeter ganz bewusst gewaltfrei demonstriert, um so zu zeigen, dass sie den Prinzipen der Gewaltlosigkeit und dem von Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama angebotenen Dialog verpflichtet sind. Die Tibeter sind wütend und verbittert über die verfehlte Tibetpolitik der Chinesen, ihre Willkürherrschaft in Tibet und die Misshandlungen ihrer Landsleute. Das brutale Vorgehen der chinesischen Behörden während der friedlichen Demonstrationen der Tibeter trieb einige von ihnen dazu, am 9. April 2009 ihre wahren Gefühle vor einer ausländischen Journalistendelegation im Kloster Labrang zu äußern. Sie hatten mit eigenen Augen Folter und Verhaftungen ihrer Landsleute gesehen, hatten erlebt, wie die tibetischen Regionen von bewaffneter Polizei und Sicherheitskräften überrollt wurden und sie konnten einfach nicht anders, als die internationale Gemeinschaft über die wahre Lage in Tibet zu informieren.

Es ist wichtig, dass sich die internationale Gemeinschaft für die Menschenrechte der Tibeter einsetzt. Alle Staaten, die sich zu Frieden und Demokratie bekennen, engagieren sich überall auf der Welt für die Verbesserung der Menschenrechtslage. Nur China an den Pranger zu stellen, führt jedoch zu nichts. Nötig wäre es, die Menschenrechtslage in Tibet gesondert zu betrachten. Die Vereinten Nationen sind ein internationales Gremium, in das Menschen aus aller Welt ihr Vertrauen setzen. Es ist wichtig, dass die Vereinten Nationen sich mit der Tibet-Frage befassen und Nachforschungen über den gewaltsamen Tod von Tibetern seit 1959 anstellen und insbesondere die Todesfälle, Verhaftungen und das Verschwindenlassen von Personen während der friedlichen Proteste von 2008 untersuchen. Bei Freiheitskämpfen ist es wohl unvermeidlich, dass Menschenleben zu Schaden kommen. Aber der chinesischen Regierung ist ein menschliches Leben ja nichts wert.

Die fünf geflohenen Mönche erklären ihre feste Entschlossenheit, die in Tibet lebenden Tibeter in deren gewaltlosem Kampf um eine Lösung für gerechte Sache Tibets zu unterstützen.