27. März 2009

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Nicht-authentische Übersetzung

Chinas Tag der „Befreiung Tibets von Leibeigenschaft und Sklaverei“ verbirgt die Repression in Tibet

Chinas Beschluß, den 28. März als den sogenannten „Tag der Leibeigenen-Befreiung“ zu begehen, verschlimmert die Probleme in Tibet nur noch mehr. Die Tibeter betrachten diese Begehung als demütigend und provokant. Wir sind der Meinung, daß ein paar Individuen, die ihre eigenen Interessen verfolgen, mit der Begehung des sogenannten „Leibeigenen-Befreiungstags“ am 28. März darauf abzielen, Tibet zu destabilisieren und Chaos zu schaffen. Wenn die Tibeter die Geduld verlieren, könnten sie wieder in großem Umfang zu protestieren beginnen und die chinesische Führung hätte dann einen Vorwand, um noch mehr Gewalt einzusetzen.

Schon jetzt befindet sich ganz Tibet in einem Belagerungszustand, und vielerorts wurden zusätzliche Truppen stationiert. Trotz dieser Unterdrückungsmaßnahmen gehen die Tibeter, die die Zustände in ihrem Lande als unerträglich empfinden, immer wieder kollektiv und individuell auf die Straße, sie verteilen dort Flugblätter mit dem Ruf nach Freiheit, sie holen die chinesische Flagge herunter und ersetzen sie durch die tibetische.

Dieses Jahr verzichteten die Tibeter auf die Feier ihres Neujahrfestes, um jener Landsleute zu gedenken, die bei der Niederschlagung der Proteste, die letztes Jahr ganz Tibet erfaßten, zu Tode kamen. Noch nie in der Geschichte Tibets gab es so etwas wie jetzt in Kardze in Osttibet, wo Tibeter als eine besondere Form des zivilen Ungehorsams gelobten, aus Protest gegen Chinas harte Politik ihre Felder nicht zu bestellen.

Ein Mönch namens Tashi Sangpo vom Kloster Ragya in Golog in Nordost-Tibet wurde am 10. März verhaftet, weil er angeblich die tibetische Flagge aufgezogen hatte. Er entkam seinen Häschern und ertränkte sich im nahegelegenen Gelben Fluß. Diese Akte und viele andere zeigen, was die Tibeter von der „Befreiung“ durch China wirklich halten.

Diesen Tag werden die Tibeter in der ganzen Welt und besonders jene in Tibet als einen Tag der Trauer begehen. Kein Geringerer als Hu Yaobang, der ehemalige Generalsekretär der KPCh, entschuldigte sich, als er 1980 Lhasa besuchte, bei dem tibetischen Volk und sagte, die Zustände in Tibet seien jetzt schlimmer als vor 1959.

Der verstorbene Panchen Lama erklärte 1989, wenige Tage vor seinem vorzeitigen Tod, daß Chinas Herrschaft in Tibet im großen und ganzen dem Volk mehr Leiden als Nutzen gebracht habe.

Seit 1949/50, als China in Tibet einmarschierte, verloren als direkte Folge der Herrschaft der chinesischen Kommunisten über 1,2 Millionen Tibeter ihr Leben und über 6.000 Klöster wurden bis auf die Grundmauern zerstört. Heute findet sich kaum eine tibetische Familie, bei der nicht zumindest ein Mitglied von dem chinesischen Regime ins Gefängnis geworfen oder umgebracht wurde. Der „Leibeigenen-Befreiungstag“ wird begangen werden als der Tag, an dem die Tibeter als Volk auch die letzten Überreste ihrer grundlegenden persönlichen und kollektiven Freiheit verloren haben.

Eine Rechtfertigung, welche China immer wieder für seine „Befreiung“ Tibets vorbringt, ist die, daß das alte Tibet eine feudale und repressive Gesellschaft gewesen sei. Das ist eine krasse Entstellung der Natur der einstmaligen tibetischen Gesellschaft. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gab es keine großen Unterschiede zwischen der Lage der Bauern in Tibet und China. Überdies hatten die tibetischen Bauern mehr Freiheit und bessere Lebensbedingungen.

Um zu beweisen, daß die alte tibetische Gesellschaft repressiv war, zeigt die chinesische Regierung derzeit eine Ausstellung über tibetische Gefängnisse und Strafmethoden. Die Wirklichkeit ist jedoch, daß das Nangze Shar Gefängnis in Lhasa, das von der chinesischen Propaganda immer wieder als Beispiel genannt wird, nicht über zwei Dutzend Häftlinge fassen konnte.

In der Tat gab es in ganz Tibet vor 1959 kaum jemals mehr als einhundert Gefangene. Nach der sogenannten Befreiung und Emanzipation der tibetischen „Leibeigenen“ wurden in jedem Winkel Tibets Gefängnisse eingerichtet. Alleine in Lhasa gibt es heute fünf große Haftanstalten, in denen insgesamt 3.500 - 4.000 Häftlinge einsitzen.

Am besten kann das tibetische Volk selbst beurteilen, ob es „befreit“ wurde oder nicht. Die Tibeter stimmen mit ihren Füßen und ihrem Leben ab, wenn sie auf der Suche nach Freiheit und Glück außerhalb des „befreiten“ Tibets den Himalaya überqueren. Sie sind bereit, ihr Leben zu opfern, um die Welt über jene fürchterlichen Zustände zu informieren, die in Tibet herrschen. Das wurde letztes Jahr in großem Maße deutlich, als es überall in Tibet zu anhaltenden und weitverbreiteten Protesten kam. Wenn die „Leibeigenen“ so glücklich über ihre „Emanzipation“ sind, warum setzten sie dann Leib und Leben aufs Spiel, um gegen die Herrschaft der Chinesen in Tibet zu protestieren?

Der Kashag

27. März 2009

Kontakt:
Sonam N Dagpo
Secretary
Department of Information and International Relations Central Tibetan Administration
Ph: 01892 222510, 222457