30. November 2012
Phayul, www.phayul.com, http://www.filmingfortibet.org

Grosse Sorge um Jigme Golog, dem die Behörden einen Mord anhängen

Die Besorgnis um das Schicksal des Mönches Jigme Gyatso (oder Golog Jigme), der Dhondup Wangchen 2008 beim Drehen des Dokumentarfilms „Leaving Fear Behind“ zur Seite stand, wird immer größer. Seit dem 27. November versendet das Public Security Department (PSB) der Provinz Gansu Textbotschaften, daß ein Haftbefehl gegen ihn ausgestellt worden sei.

Haftbefehl
Golog Jigme (Jigme Gyatso)

Ein in Südindien lebender Tibeter teilte mit, daß die chinesischen Behörden in Kanlho eine Belohnung von 200.000 Yuan (US$ 32.116) ausgesetzt hätten, wenn jemand eine Information über Jigme liefere. In derselben Bekanntmachung wird Jigme ein Mord unterstellt.

„Solche Unterstellungen durch die chinesischen Behörden haben bei den dort ansässigen Tibetern den starken Verdacht hervorgerufen, daß Jigme nach den schweren Folterungen, denen er unterzogen wurde, im Gefängnis gestorben sein könnte. „Die Leute glauben, daß die Behörden die Schuld von sich abschütteln wollen, indem sie dem tibetischen Mönch ein Verbrechen anhängen“.

Man vermutete allgemein, daß Jigme wieder verhaftet worden sei, nachdem er am 20. September plötzlich verschwand, als er auf dem Rückweg von Lanzhou nach Tsoe in Amdo war (1).

In den Kurzmitteilungen (SMS) heißt es, Jigme Gyatso werde „des Verbrechens eines absichtlichen Totschlags verdächtigt“. Sein enger Freund Gyaljong Tsetrin aus Zürich weist diese Beschuldigung entschieden zurück. „Es gibt nicht den geringsten Anhaltspunkt für diese Mord-Beschuldigung. Jigme Gyatso ist ein tibetischer Mönch, der immerdar und fest an die Gewaltlosigkeit glaubte“, sagte er. „In der Tat erhebt die chinesische Regierung oft politisch motivierte, aus der Luft gegriffene Anklagen gegen Tibeter. Unschuldige Tibeter wie Tenzin Deleg Rinpoche, Karma Samdrup und Lobsang Tenzin sitzen bis zum heutigen Tag im Gefängnis, weshalb ich nun schreckliche Angst um Jigme Gyatso habe“.

„Die Anschuldigung steht doch im Widerspruch zu den von dem PSB selbst gegen Jigme Gyatso ergriffenen Maßnahmen. Seit 2008 stand er unter der ständigen Beobachtung und Kontrolle des PSB. Er wurde immer wieder einbestellt, mit Fragen bedrängt und erst neulich zerstörten sie seine Behausung, was zeigt, welchen Schikanen er ausgesetzt war. Das PSB soll doch erklären, wie ein Mensch, der unter solch strenger Überwachung steht, eine Tat wie die, derer er beschuldigt wird, begangen haben kann“..

Jigme Gyatso, der Dhondup Wangchen bei den Dreharbeiten zu dem Film „Leaving Fear Behind” assistierte, ist seit Jahren sozial engagiert und setzt sich für die Kultur und die Gesellschaft Tibets ein. Besonders wichtig ist ihm, der jüngeren Generation die tibetische Sprache und Kultur zu vermitteln. Als ein Erdbeben der Stärke 6,9 am 14. April 2010 die Gegend von Yushul in Kham heimsuchte, eilte Jigme Gyatso dorthin, um bei der Koordinierung der Bergungsarbeiten zu helfen, und verbrachte über 10 Tage dort.

Unsere Gesellschaft „Filming for Tibet“ appelliert weltweit an die Regierungen, die chinesischen Behörden mit den Tatsachen um Jigme Gyatsos Verschwinden zu konfrontieren und einen unabhängigen gesetzlichen Beistand für ihn zu verlangen. „Filming for Tibet“ fordert, daß die Hexenjagd nach Jigme Gyatso sofort eingestellt wird.

Der Film besteht aus einer Folge von Interviews mit Tibetern, die über ihre immerwährende Verehrung für Seine Heiligkeit den Dalai Lama sprechen und darüber, wie China die tibetische Kultur zerstört und die religiöse Freiheit verletzt. Er wurde aus Tibet geschmuggelt und später weltweit vorgeführt.

Dhondup Wangchen, der wegen der Produktion dieses Films eine sechsjährige Haftstrafe verbüßt, wurde kürzlich mit dem Internationalen Preis für Pressefreiheit 2012 des CPJ (Committee to Protect Journalists) ausgezeichnet, mit dem alljährlich mutige Berichterstatter gewürdigt werden, die „ihr Leben und ihre Freiheit riskieren, um Machtmißbrauch und Menschenrechtsverletzungen ans Licht zu bringen“.

Indessen bittet „Filming for Tibet“ all seine Freunde, das PSB in Gansu anzurufen und ein Ende der Hexenjagd nach Jigme Gyatso zu fordern. Auf der Website gibt es Nummern für Anrufe und Kurzmitteilungen sowie Muster-Botschaften auf Englisch und Chinesisch.

(1) 4. Oktober 2012, „Jigme Gyatso, der 2008 bei dem Film „Jigdrel“ assistierte, ist verschwunden