8. Oktober 2008

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Eine Stimme aus Tibet: Video-Interview eines Mönches aus Amdo

Pressemitteilung zu diesem Interview

Der ehrwürdige Jigme Gyatso, ein Mönch des Klosters Labrang in der Provinz Gansu spricht über seine Erfahrungen im Gefolge der Proteste vom März/April, die sich auf ganz Tibet ausweiteten.

Mönche des Klosters Labrang Tashikyil in Amdo

Das Video gibt es bei YouTude in zwei Teilen unter:

http://www.youtube.com/watch?v=GZLIKmInP24

http://www.youtube.com/watch?v=aADuMUd5iXE

Hier ist Übersetzung der 20minütigen Aussage von Jigme Gyatso, der auf Amdo-Tibetisch spricht
(engl. Text siehe: http://woeser.middle-way.net/2008/09/blog-post_7346.html oder http://www.freetibet.org/newsmedia/081008):

„Dieses Jahr am 15. Tag des zweiten tibetischen Monats (22. März 2008) ging ich nach Beendigung der Mönchsversammlung im Kloster zum Markt. Dort setzte ich mich neben einem Taxistand hin und ließ meinen Schuh flicken. Als ich auf dem Weg zurück ins Kloster war, klingelte mein Mobiltelefon. Ich schaute auf das Display, aber es erschien keine Nummer. Plötzlich tauchte ein weißes Fahrzeug auf und stoppte direkt vor mir. Vier Soldaten stürzten heraus, nahmen mich fest und zerrten mich in das Fahrzeug. Als ich zurückschaute, sah ich eine Nonne. Ich rief mehrere Male ‚Ani, Ani’ (Nonne, Nonne), damit sie sehen sollte, daß ich verhaftet werde. In dem Fahrzeug zogen sie mir eine schwarze Kapuze über den Kopf und legten mich in Handschellen. Sie hielten sie ihre Pistolen an meinen Kopf und preßten meinen Körper nach unten und brachten mich so in das Haftzentrum der bewaffneten Polizei.

Dieses liegt hinter der örtlichen Polizeistation. Dort nahmen sie das Tuch von meinem Kopf, aber ließen die Handschellen um meine Hände. Dann führten sie eine Leibesvisitation bei mir durch und nahmen mir mein Mobiltelefon, meine Brieftasche und alles, was ich bei mir hatte, weg. Mit auf den Rücken gebundenen Händen setzten sie mich auf einen Stuhl. Ein junger Soldat richtete sein Maschinengewehr auf mich und sagte auf Chinesisch: ‚Das ist dazu da, um Dich Ahlos (ein Schimpfwort, mit dem Chinesen die Tibeter anzureden pflegen) zu töten. Wenn Du nur einen Schritt tust, werde ich Dich mit diesem Gewehr erschießen. Und Deine Leiche werfe ich auf den Müll und keiner wird je davon erfahren’. Als ich das hörte, war ich nicht so erschrocken wegen der auf meinen Kopf gerichteten Waffe, sondern weil ich dachte, daß dieser Mann nicht nur ein Soldat oder ein Sicherheitspolizist ist, sondern als Vollzugsbeamter auch ein Vertreter des Staates. Und hier richtet er seine Waffen auf einen gewöhnlichen Bürger und stößt dabei solch gräßliche Worte aus… das machte mich sehr traurig… als ob mein Herz in Stücke zerrissen würde.

So ist es, wenn eine mächtige Nation ein kleines Volk schikaniert und unterdrückt, eine große Nation Waffen herstellt, um ein kleines Volk zu töten. Wenn sie solche Dinge schon auf unterer Ebene tun, kann man sich leicht vorstellen, daß sie auf höherer Ebene uns noch viel Schlimmeres  antun. Ich war entsetzt zu sehen, wie sie die Tibeter unterdrücken und ermorden und wie sie so etwas sagen können, während sie ihre Waffen auf uns richten. Wenn sie uns erklären, daß Tibeter einfach getötet werden können und ihre Leichen dann auf den Müll geworfen werden, ohne daß jemand davon erfährt, heißt das doch, daß wir nicht einmal wie Schweine oder Hunde behandelt werden. Wenn anderer Leute Hunde und Schweine getötet werden, dann gibt es jemanden, der ein Anrecht auf sie erhebt. Warum fordert dann niemand die Körper der Tibeter nach ihrem Tod ein? Man erklärte uns, wir dürften nicht einmal die Herausgabe der Leichen unserer Landsleute verlangen. Da wurde mir deutlich, daß die Nationalitäten nicht gleichgestellt sind.

Jigme Gyatso nach Rückkehr ins Kloster

Eine der Fragen, die sie mir in der Haft immerzu stellten, war: ‚Hat der Dalai Lama Dich aufgehetzt? Hat der Dalai Lama Dich angewiesen, anderer Leute Eigentum zu rauben, in Brand zu stecken, zu zerstören?’ ‚Wie siehst Du den Dalai Lama?’ Was mich betrifft, so folge ich den Lehren des Buddhismus. Der Dalai Lama ist mein Leben, mein Herz und meine Seele. Aber damit bin ich nicht alleine. Für alle sechs Millionen Tibeter ist der Dalai Lama ihre spirituelle Zuflucht in diesem Leben wie im nächsten. Der Dalai Lama genießt wegen seiner ungeheuren Bemühungen um den Weltfrieden überall höchste Wertschätzung. Er ist der Verteidiger des Weltfriedens. Er hat den Pfad der Gewaltlosigkeit verkündet. Ich weise ihre Beschuldigungen zurück, der Dalai Lama stecke hinter all den Akten von Plünderung, Brandlegung und Zerstörung. Der Dalai Lama kann so etwas niemals tun. Nicht einmal ein gewöhnlicher Mönch wie ich könnte irgend jemanden dazu anstiften, zu rauben, zu zerstören und Feuer zu legen.

Seine Heiligkeit der Dalai Lama ist für sechs Millionen Tibeter wie ihre Seele. Niemand kann uns von ihm trennen. Als tibetische Mönche ist die traditionelle Lehrer-Schüler Beziehung ungeheuer wichtig für uns. Und diese müssen wir aufrechterhalten. Wir besitzen einen unerschütterlichen Glauben an den Dalai Lama. Genau das gab ich zur Antwort auf die Frage, wie ich den Dalai Lama sehe.

Nachdem sie uns ein paar Tage im Haftzentrum gehalten hatten, brachten sie uns ins Gefängnis. Dort kommandierten uns die Soldaten auf Chinesisch herum: ‚eins, zwei, drei’. Aber da einige von uns kein Chinesisch verstehen, nannten sie uns ‚Tiere’, ‚Dummköpfe’ und schlugen uns dabei mit ihren Knüppeln. Als wir fragten, warum sie uns so schlügen, antworteten sie: ‚Ihr versteht doch gar kein Chinesisch, Ihr wollt uns wohl zum Narren halten’. Meine Frage ist nun folgende: In der Verfassung der VR China steht doch, daß in den Siedlungsgebieten der verschiedenen Nationalitäten die Sprache der jeweiligen Volksgruppe gesprochen werden muß. Wie kommt es dann, daß in den tibetischen Gegenden die tibetische Sprache nicht verwendet wird, und die Tibeter nicht nur mit Worten beschimpft werden, indem man sie als ‚Tiere’ und ‚Dummköpfe’ bezeichnet, sondern auch körperlich mißhandelt, nur weil sie kein Chinesisch verstehen?

Es wird gar kein Unterschied gemacht, was jemand getan hat oder wie alt er ist… Novizen von 14 oder 15 Jahren und alte Mönche von 60 oder 70 Jahren wurden festgenommen. Es wurde überhaupt nicht unterschieden, ob sie protestiert hatten oder nicht. Unsere Rücken waren nackt und wir waren barfuß. Sie fesselten zwei Mönche zusammen und warfen sie in ein Fahrzeug und fuhren dann mit ihnen weg. Die Mönche wurden wie Holzstämme in das Fahrzeug geworfen. Es war gleichgültig, ob einige Kopfverletzungen hatten oder andere gebrochene Arme, sie kamen ins Gefängnis. Ihre Verwandten oder Freunde durften ihnen nicht einmal Nahrungsmittel, Kleider oder Decken bringen. Wir mußten uns ganz eng aneinanderkauern wegen der Kälte. Der einzige Grund, warum wir so schrecklich geschlagen wurden, ist der, daß wir Tibeter sind.

Sie verfrachteten uns in ein Gefängnis in Kachu (chin. Linxia). Alle Gefangenen dort waren Chinesen und Hui-Moslems. Wir waren die einzigen tibetischen Häftlinge. Jeden Tag mußten wir den Urin und Kot mit bloßen Händen beseitigen und die Fußböden putzen. Im Gefängnis mußten wir unsere Mönchsroben ablegen und Laienkleidung tragen. Ich bin ein buddhistischer Mönch und es ist so demütigend für mich, gewöhnliche Kleider tragen zu müssen, in Handschellen gelegt und barfuß in einem Polizeifahrzeug abgeführt zu werden. Die Bedingungen im Gefängnis waren erbärmlich, es gab nicht genug zu essen, nicht genug zu trinken und nicht genug anzuziehen. Wir hatten nicht einmal ein Handtuch, um unser Gesicht abzutrocknen.

Sie hielten mich dort einen Monat fest, und in dieser Zeit war ich viele Tage und Nächte lang in einer Position mit Handschellen festgezurrt. Bei den Verhören warfen sie mir vor, ich pflegte Kontakte mit dem Ausland … mit dem Dalai Lama, mit Samdhong Rinpoche, mit Ajia Rinpoche. Sie verlangten, daß ich diese Kontakte zugeben müsse. Ebenso wurde ich beschuldigt, mit Gelehrten und Lehrern im Inland in Verbindung zu stehen: ‚Du hast diverse Aktivitäten durchgeführt und Organisationen geleitet. Du hast Leute außerhalb der Provinz angerufen. Was hast Du dadurch erreicht? Wo hast Du die Tibet-Flaggen drucken lassen? Wie viele Flaggen hast Du drucken lassen? Wie viele Mitglieder hat Deine Gruppe?’ und ‚Dir bleibt nichts übrig als Dich zu all diesen Verbrechen zu bekennen. Sie hängten mich mehrere Stunden lang an einem an meine Hände gebundenen Seil auf. So hing ich mit den Füßen ein wenig über dem Boden baumelnd von der Decke herab. Und während ich so dahing, versetzten sie mir mit voller Wucht Fausthiebe aufs Gesicht, die Brust und den Rücken. Als ich schließlich durch diese Tortur das Bewußtsein verlor, wurde ich ins Krankenhaus gebracht. Nachdem ich dort wieder zu mir gekommen war, holten sie mich ins Gefängnis zurück und fuhren fort mit ihrer Art der Folter, mich von der Decke herab aufzuhängen und zu schlagen. Wieder wurde ich bewußtlos und kam zum zweiten Mal ins Krankenhaus. Ich wurde zwei Tage lang fortwährend geschlagen, ohne dabei etwas zu essen zu bekommen, ja nicht einmal einen Tropfen Wasser… das zweite Mal lag ich sechs Tage lang bewußtlos im Krankenhaus, ich konnte meinen Mund nicht öffnen und kein Wort herausbringen.

Als ich schließlich dem Tode nahe war, übergaben sie mich meiner Familie. Bei meiner Entlassung logen die Aufseher die Vertreter der Provinzbehörde an und sagten, sie hätten mich nicht geschlagen. Sie logen auch meine Angehörigen an und sagten, ich sei nicht geschlagen worden. Sie zwangen mich, meinen Daumenabdruck unter ein Dokument zu setzen, in dem stand, daß ich nicht gefoltert worden sei. Ich lag etwa 20 Tage im Krankenhaus, und meine Familie mußte 20.000 Yuan für die Behandlung zahlen.

Jigme Gyatso erzählt seine Geschichte

Als ich ins Kloster zurückkam, erzählten mir meine Gefährten, daß inzwischen über 180 Mönche verhaftet worden waren. Sie hatten überhaupt nichts Böses getan. Unser Klostervorsteher und der offizielle Mönchslehrer wurden auch festgenommen. Man ließ sie die ganze Nacht auf den Zehenspitzen stehen und schlug sie dabei mit Gewehrkolben auf den Rücken. Die Chinesen machten obendrein mit ihren Mobiltelefonen Bilder von der Szene, wie sie die Mönche mißhandelten.

Bald merkte ich, daß die Polizei und die Soldaten bei ihrem Überfall auf das Kloster religiöse Statuen, Geld, persönliche Gegenstände und sogar Nahrungsmittel aus dem Klostervorrat und den Quartieren der Mönche gestohlen hatten. Es ist nun klar, daß die wirklichen Räuber und Mörder jene Soldaten der KPC sind. Sie begehen illegale Akte, doch wir sind es, die festgenommen, geschlagen, gefoltert und umgebracht werden.

Sie werfen uns auch vor, wir machten gemeinsame Sache mit der Dalai Clique und hetzten die Bevölkerung zum Randalieren auf. Wenn es irgendeine Rassengleichheit, das Recht auf freie Meinungsäußerung und Religionsfreiheit gibt, warum dürfen wir dann nicht derjenigen Person, der wir aus unserem tiefsten Herzen vertrauen, unsere Verehrung erweisen? Unmittelbar vor unseren Augen stampfen sie mit ihren Stiefeln auf das Bild unseres ehrwürdigen Meisters (des Dalai Lama), zerschmettern sie Bilderrahmen mit ihren Gewehrkolben, reißen seine Bilder in Stücke und verbrennen sie dann. Wenn wir Tibeter, die wir Buddhisten sind, sehen, wie das Bild unserer Zufluchtperson mit Füßen getreten und in Stücke zerrissen wird, ist das für uns eine nicht wieder gut zu machende Handlung. Wenn die Tibeter ein paar Glasscheiben einschlagen, sagen sie, solche Taten hätten Hunderte von Millionen Yuan Schaden angerichtet. Und wie mißt man den Schaden, der unseren Herzen zugefügt wird, wenn wir zusehen müssen, wie das Bild unseres über alles verehrten Oberhauptes mit Füßen getreten wird? Die chinesische Führung beteuert, ihr Ziel sei es, eine harmonische Gesellschaft zu schaffen, aber gleichzeitig beschimpft sie den Dalai Lama, eine Persönlichkeit, die alle Tibeter hoch achten und als ihren geistlichen Führer betrachten. Wie können wir denn Harmonie empfinden, wenn unsere Werte verunglimpft und in den Schmutz getreten werden?

Die ganze Zeit über wurden die Mönche immer wieder geschlagen. Nicht nur das, jene Mönche, die mit den Reportern gesprochen hatten, wurden mit Knüppeln derart mißhandelt, daß sie Beinbrüche davontrugen. Einigen wurden Schläge mit elektrischen Schlagstöcken auf den Kopf versetzt und sie wurden ihnen in den Mund gesteckt. Durch die heftigen Stromstöße wurde ihr Gehirn in Mitleidenschaft gezogen und manche sind nun geistig behindert, sie sind nahezu schwachsinnig. Wir haben so Schreckliches durchgemacht. Unsere einzige Hoffnung ist es nun, daß die internationalen Medien und die Vertreter der Vereinten Nationen nach Tibet kommen, um die wirkliche Lage zu untersuchen. Darauf setzen wir all unsere Hoffnung.

Die Chinesen erklären uns, die Tibeter hätten verbotene Dinge getan, weshalb sie uns nun verhaften und schlagen würden… eine Menge Leute haben sie sogar umgebracht. Viele Menschen sind in die Berge geflohen und wagen nicht, zu ihren Häusern und Familien zurückzukehren. Es wäre gut, wenn die internationalen Medien diese Lage sehen und darüber berichten würden.

Der Dalai Lama hat uns zu gar nichts aufgehetzt. Seine Heiligkeit sagte uns nicht, wir sollten um Unabhängigkeit für unser Land kämpfen. Niemals hat er etwas Derartiges gesagt. Viele von uns sind für den Mittleren Weg des Dalai Lama und die Lösung der Tibetfrage durch einen Prozeß friedlicher Gespräche. Aber wir sind sehr traurig darüber, daß wir heutzutage so grausam unterdrückt werden. Heute erzähle ich durch die Medien – und ich bezeuge die Wahrheit – die Geschichte der vielen Tibeter, die getötet wurden, die in den Gefängnissen gefoltert werden, ich berichte von den unzähligen, die in die Berge fliehen mußten und die zu große Angst haben, um nach Hause zurückzukehren. Ich tue dies, damit die Medien wahrheitsgetreu über diese Lage berichten. Das ist meine Hoffnung.

Offiziere des Sicherheitsbüros und des Geheimdienstes sowie die Angehörigen der Arbeitsteams kamen wiederholt in mein Zimmer im Kloster und überwachen mich nun intensiv. Sogar jetzt steht da ein Mann, der mich gezielt beobachtet. Ich darf nicht hinausgehen, ich darf niemanden anrufen. Man gab mir ein dickes Buch mit der chinesischen Verfassung, das ich studieren soll, außerdem befahlen sie mir, ein Geständnis niederzuschreiben. Es ist wie im Gefängnis, nur daß ich physisch nicht drin bin, ich habe keinerlei Freiheit.

Dieser Tage ergreifen sie allerhand Maßnahmen gegen uns, nicht nur in Labrang, nicht nur in Amdo, sondern auch in Kham und Zentraltibet. Viele Tibeter werden umgebracht, viele werden schikaniert und festgenommen. Wir hörten, daß über 200 Tibeter getötet und mehrere Tausend verhaftet wurden. Immer noch nehmen die Mißhandlungen und Verhaftungen kein Ende. Der Zugang zu den Nachrichten wird uns verwehrt. Wir dürfen keine Nachrichten anschauen und keine Satellitenschüsseln anbringen, ebensowenig dürfen wir Sendungen aus den USA und dem Ausland hören. Wir wurden angewiesen, nur die inländischen Sendungen anzuschauen und zu hören. Wir dürfen Ausländern nicht zuhören und nicht mit ihnen sprechen. Wo ist denn da das Recht auf die uneingeschränkte Beschaffung von Information? Wo ist die Religionsfreiheit?

Das tibetische Volk macht ungeheures Leid durch. Ich persönlich bin ein buddhistischer Mönch im Kloster Labrang. Ich war unter denen, die dieses Jahr festgenommen wurden. Meinen Häschern sagte ich direkt ins Gesicht: Wenn ihr mich umbringt, dann war’s das. Aber wenn ich hinausgehen kann und die Gelegenheit sich bietet, dann werde ich von der Folter berichten, die ich erlebte. Ich werde den Menschen auf der ganzen Welt als ein direkter Zeuge von den Qualen berichten, die meine Freunde durchmachten und ich werde alles den Medien bekanntgeben.

Als ich entlassen wurde, wurde mir gesagt, ich dürfe niemandem erzählen, daß ich geschlagen worden sei. Ich wurde gewarnt, daß ich niemanden von außerhalb kontaktieren dürfte. Aber ich kann nicht einfach über die Folterqualen schweigen, die ich zu erleiden hatte, noch über das Leiden meiner Freunde. Das ist der Grund, warum ich heute all diese Dinge sage. Immer noch werden Tibeter in allen Teilen des Landes verfolgt und ihre Bewegungsfreiheit ist sehr eingeschränkt.

Dieser Tage sagen uns die Behörden, wir müßten die Olympischen Spiele freudig begrüßen, aber die Tibeter um uns herum dürfen nicht einmal nach Lanzhou reisen, geschweige denn nach Peking, um die Spiele zu sehen. Wir dürfen unser eigenes Gebiet nicht verlassen. Wegen der Olympiade wurden auch alle traditionellen Feste, Feiern und die Abhaltung religiöser Rituale verboten.

Überall wimmelt es von Militär. In der zu unserem Kloster gehörenden Scheune haben sie Strohmännchen gemacht und sie in tibetische Roben gesteckt. Die chinesischen Soldaten benützen sie für ihr Training im Bajonett-Nahkampf. Es scheint, sie sehen ihren Feind in dem tibetischen Volk und den Mönchen in ihren Roben. Nicht alle Tibeter, die sie festnahmen, haben protestiert. Warum rammen sie zu militärischen Übungszwecken ihre Bajonette in Strohpuppen, die sie die als Tibeter angezogen haben? Nicht nur die Mönche sind es, die so Entsetzliches durchmachen, weil die Chinesen in den Tibetern nichts als ihre Feinde sehen, auch tibetische Angestellte, Studenten und ganz gewöhnliche Leute, alle leiden sie darunter. Diese große Regierung, dieses große Land und diese große Nationalität gehen mit Waffen, Panzern und Kanonen gegen ein kleines, demütiges Volk wie die Tibeter vor. Tausende von Soldaten umstellen uns. ‚Tötet alle Tibeter, die nicht gehorchen’, haben sie ihren befohlen.

In unserem 21. Jahrhundert versuchen die Menschen dieser Welt den Weg zum universalen Frieden zu gehen. Alle friedliebenden Menschen und alle, die die Wahrheit lieben, sollten China bloßstellen, weil es die Medien aus Tibet fernhält und die Reporter nicht sehen läßt, was in Tibet vor sich geht. Ich möchte, daß die Weltpresse, die Vereinten Nationen und die Menschenrechtsorganisationen überall aufhorchen und alles tun, um eine Lösung für die derzeitige verheerende Lage des tibetischen Volkes zu finden. Sie alle können Druck auf China ausüben, um in einem ernsthaften Dialog mit den Vertretern des Dalai Lama eine für beide Seiten vorteilhafte Lösung des Tibet-China-Konfliktes zu finden.

Alle Tibeter in Tibet wünschen und hoffen sehnlich, daß der Dalai Lama nach Tibet eingeladen wird. Die KPC betonte wiederholt, daß Stabilität und Einheit eine wichtige Zielsetzung der Nation seien. Wenn nun beide, der Dalai Lama und die KPC zusammenarbeiten würden, um die Tibet-China Frage durch Gespräche zum Nutzen sowohl der Chinesen als auch der Tibeter zu lösen, dann ist nicht einzusehen, warum nicht dauerhafter Friede, Stabilität und Einheit erreicht werden könnten.“