26. September 2008
Free Tibet Campaign (FTC)
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Chinesische bewaffnete Polizei geht mit Spaten und Hackbeilen auf Mönche des Klosters Kirti los

Free Tibet Campaign gingen Berichte zu über weitere schwere durch die chinesischen Behörden verübte Menschenrechtsverletzungen in dem Kloster Kirti im Bezirk Ngaba (chin. Aba) in der tibetischen Region Amdo (chin. Provinz Sichuan).

Wie aus einer sehr verläßlichen Quelle aus dem Bezirk Ngaba verlautet, wurden am 24. September bis zu 50 Mönche von der bewaffneten Polizei (PAP) erbarmungslos zusammengeschlagen. Fünf von ihnen mußten sogar ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Die Behörden halten den Bezirk Ngaba seit März unter strenger Kontrolle. Am 16. März 2008 schossen Augenzeugen zufolge paramilitärische Einheiten auf eine Menge demonstrierender Tibeter und töteten dabei bis zu 30 Personen.

Wie unsere Quelle berichtet, kam es am 24. September in dem etwa zwei km von der Stadt Ngaba entfernten Kloster Kirti wieder zu einem Zwischenfall, nachdem einer der Mönche von der bewaffneten Polizei geschlagen worden war. Dieser Mönch namens Jimpa Ladja hatte das Klostergebäude verlassen, um zur Toilette zu gehen, sich aber nicht aus dem äußeren Umkreis des Klostergeländes entfernt. Das Kloster Kirti ist von paramilitärischen Kräften umringt, die an neun verschiedenen Stellen innerhalb der äußeren Begrenzung des Klosters stationiert sind. In jeder der umzäunten Stationen sind etwa 10-15 Polizisten. Jenseits der Polizeistellungen wurde eine Markierungslinie um das Gelände gezogen, über die sich die Mönche nicht ohne Erlaubnis hinausbewegen dürfen.

Wie unsere Quelle berichtet, wurde Jimpa Ladja bei einer dieser Stellungen von den PAP-Soldaten angehalten, als er zum Klostergebäude zurückging. Diese beschuldigten ihn, den erlaubten Bereich verlassen zu haben, und droschen auf ihn ein, obwohl Ladja wieder und wieder sagte, daß er die äußere Markierung nicht überschritten habe.

Ladja gelang es, einen zu dem Kloster gehörenden Speisesaal zu erreichen. Dort speisten etwa 50 Mönche gerade zu Abend, als der blutende Ladja hereinkam. Er erzählte den Mönchen, daß er geschlagen worden sei, obwohl er das Klostergelände nicht verlassen habe. Daraufhin gingen zwei der Mönche sofort zu der Polizei-Station, die sich nördlich von Kirti befindet, und forderten Auskunft, warum Ladja geschlagen worden sei. Die bewaffneten Volkspolizisten bedrohten jedoch die Mönche, indem sie vor ihren Augen scharf in die Luft und auf den Boden schossen.

Zwei andere Mönche in dem Speisesaal erklärten der bewaffneten Polizei, es sei absurd, daß sie die Mönche bestraften, nur weil sie das Gebäude verlassen, um zur Toilette zu gehen. Sie baten die Polizei, ihre Vorgesetzten anzurufen, um die Angelegenheit zu klären. Einer der Polizisten rief daraufhin an. Kurz danach trafen zwei Lastwagen voller paramilitärischer Kräfte bei dem Kloster ein. Sie waren mit Gewehren, Spaten und sogar Hackbeilen bewaffnet.

Als die Mönche sahen, wie die Soldaten im Begriff waren, sich auf sie zu stürzen, legten sie sich flach auf den Boden und zogen sogar ihre Umhänge aus, um zu beweisen, daß sie unbewaffnet waren. Obwohl sich die Mönche völlig gewaltfrei verhielten, schlugen die Polizisten brutal mit Gewehrkolben, Spaten und sogar mit den Hackmessern auf sie ein. Fünf der Mönche wurden derart übel zugerichtet, daß sie ins Krankenhaus gebracht werden mußten. Es sind dies Lama Sotse, Rabgye, Tsang Chopel, Labchoek und Lophel. Vor allem Rabgye und Tsang Chopel erlitten schwere Verletzungen, als sie mit den Spaten und Hackbeilen angegriffen wurden.

Die verletzten Mönche wurden in ein Krankenhaus in die Stadt Ngaba gebracht. Am 26. September befand sich aber nur noch Lama Sotse dort, der Verbleib der anderen vier hospitalisierten Mönche ist unbekannt.

Der Pressesprecher von Free Tibet Campaign, Matt Whitticase, kommentiert hierzu:

„Die chinesische Regierung hat am Donnerstag ein Weißbuch über den Schutz und die Förderung der tibetischen Kultur herausgegeben, in dem erklärt wird, daß die religiöse Überzeugung der Tibeter gesetzlich geschützt sei. Dieser jüngste Akt brutalen Vorgehens der Polizei gegen tibetische Mönche spricht solchen Behauptungen Hohn.

Ein derart gräßliches Verhalten der chinesischen paramilitärischen Kräfte ist Routine in Tibet, und die Lage wird zusätzlich dadurch verschärft, daß die Behörden Reportern nur in sehr beschränktem Maße Zugang zu Tibet gewähren. Die internationale Gemeinschaft muß viel mehr Druck als bisher auf China ausüben, damit Tibet für die Beobachtung durch die Medien und unabhängige Organisationen wie die Vereinten Nationen und das Rote Kreuz geöffnet wird“.

Die Spannungen zwischen Tibetern und den dortigen Behörden halten seit dem 16. März unvermindert an. Am 10. August berichtete FTC, daß die Anzahl der Truppen im Bezirk Ngaba von etwa 2.000 auf 10.000 erhöht worden sei. Ebenso gibt es glaubwürdige Berichte, daß zwei tibetische Frauen am 9. August in der Stadt Ngaba von chinesischen Soldaten angeschossen und verletzt wurden.

Matt Whitticase von FTC fuhr fort: „Berichte über die schrecklichen Repressionen in Tibet dringen weiterhin zu uns, obwohl die chinesische Regierung alles daran setzt, um ihr grausames Vorgehen gegen die Tibeter durch eine allseitige Nachrichtensperre zu verbergen. Die Behörden müssen unverzüglich eine Untersuchung der Mißhandlung dieser Mönche in Kirti durch die bewaffnete Polizei einleiten und den Verbleib der hospitalisierten Mönche bekanntgeben.“