19. Mai 2008
Students for a Free Tibet

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Kommentar zu dem Erdbeben in China und Tibet am 12. Mai

Wir alle von Students for a Free Tibet drücken den Angehörigen der Opfer der verheerenden Erdbebenkatastrophe, die letzte Woche über China und Tibet hereinbrach, unser tiefempfundenes Mitgefühl aus.

Tibeter in Tibet und in der ganzen Welt brachten Gebete dar und sammelten Geld, um die Millionen von Menschen zu unterstützen, die von dieser schrecklichen Tragödie heimgesucht wurden. In einer Erklärung vom 12. Mai sprach der Dalai Lama allen von der Katastrophe Betroffenen seine „tiefe Sympathie und sein von Herzen kommendes Beileid“ aus.

Vielen ist jedoch nicht klar, daß das Epizentrum des Bebens in einer Gegend Osttibets lag, die jetzt zur chinesischen Provinz Sichuan gehört. Sie wird von der chinesischen Regierung als „Tibetische und Qiang Autonome Präfektur Aba“ bezeichnet, wobei „Aba“ eigentlich „Ngaba“ bedeutet, das früher zu der traditionell tibetischen Provinz Amdo gehörte. Genauer gesagt lag das Epizentrum in dem Distrikt „Lungu“, den die Chinesen als „Wenchuan“ bezeichnen, und in dem der offiziellen Bevölkerungsstatistik von 2005 zufolge der tibetische Bevölkerungsanteil mindestens 18,6% beträgt.

Gerade in diesen östlichen Gegenden Tibets, in Amdo und Kham, kam es in den letzten zwei Monaten zu den meisten Protestaktionen. Zusätzlich zu dem schweren Leid, das infolge der brutalen Niederschlagung der vornehmlich friedlichen Aufstände gegen die chinesische Besatzung über die Tibeter kam, wurden sie nun auch noch von dieser Naturkatastrophe heimgesucht. Erst letzte Woche, wurden 100 tibetische Nonnen in der TAP Kardze an Orten, die nur eine Tagesreise von dem Epizentrum des Bebens entfernt sind, brutal geschlagen und festgenommen, weil sie friedlich demonstriert und die Freilassung der politischen Gefangenen, die Rückkehr des Dalai Lama und Freiheit für Tibet gefordert hatten.

Während wir kaum Informationen darüber haben, wie viele Tibeter von dem Erdbeben betroffen sind, weil die Gegend um das Epizentrum weiterhin von der Außenwelt abgeschnitten bleibt, befürchten viele das Schlimmste für Tausende von Tibetern, die bei den Polizeirazzien festgenommen wurden oder einfach verschwunden sind. SFT erhielt eine unbestätigte, aber äußerst besorgniserregende Nachricht, daß nämlich Hunderte von Tibetern ums Leben gekommen sein könnten, als ein großes Gefängnis in der Nähe von Wenchuan einstürzte. Offizielle chinesische Medien erwähnten zwar, daß einige Gefängnisse in der Gegend zu Schaden gekommen seien, nannten jedoch keine Einzelheiten.

Die beeindruckenden Bemühungen der Rettungskräfte und die zunehmend offene Berichterstattung über die Katastrophe sind lobenswert, aber wir haben fast nichts über Hilfsaktionen in den tibetischen Gegenden gehört. Hingegen gab die Regionalregierung am selben Tag, an dem die Erde bebte, eine dringende offizielle Anweisung heraus mit dem Titel „Die Anti-Separatismus-Arbeit und die Wahrung der Stabilität müssen mit der Arbeit zur Katastrophenhilfe Hand in Hand gehen“. Angesichts der systematischen Unterdrückung und Entrechtung der Tibeter durch die chinesische Regierung sind wir tief besorgt, daß die von der Katastrophe betroffenen Tibeter nicht die gleiche Zuwendung und Hilfe wie andere erhalten. Die internationale Gemeinschaft hat zu Recht die abscheuliche Haltung der burmesischen Junta verurteilt, welche für von dem Wirbelsturm betroffene Minderheiten und aufmüpfige Bevölkerungsgruppen die Hilfsleistungen blockiert; nun sollte sie verhindern, daß die chinesischen Behörden in Tibet dasselbe tun.

Wir rufen die chinesische Regierung auf, sofort ihr scharfes Vorgehen gegen die Tibeter einzustellen und ihren internationalen Verpflichtungen entsprechend allen von dem Erdbeben Betroffenen sofortige medizinische Versorgung und humanitären Beistand zukommen zu lassen. Damit als Folge von Chinas Reaktion auf die Naturkatastrophe das Leiden der Tibeter nicht noch mehr verschlimmert wird, sollte internationalen Medienvertretern und Beobachtern sofort der Zugang zu diesen Regionen ermöglicht werden.

Der inspirierende und selbstlose Einsatz Zehntausender gewöhnlicher Menschen auf die Naturkatastrophe hin gibt Hoffnung, daß aus der Verwüstung auch etwas Positives erwachsen kann. Gleichzeitig lehrt uns die Erfahrung, daß die internationale Öffentlichkeit das Tun der chinesischen Behörden nicht aus dem Auge verlieren darf, um weiteres Leid und Diskriminierung zu verhindern.

Unsere Gedanken und Gebete sind mit all jenen, die durch das Erdbeben in China und Tibet in schwere Not geraten sind.

Hier ist ein Link, unter dem man eine online-Petition an Premierminister Wen Jiabao senden kann:

http://actionnetwork.org/campaign/earthquake_wen/iidxs74r7wjbwmm?