7. Oktober 2011
Phayul, www.phayul.com, Radio Free Asia, www.rfa.org

Noch eine herzzerreissende Nachricht aus Tibet: Zwei junge Tibeter legten Feuer an sich

Zwei tibetische Jugendliche in der Region Ngaba in der Provinz Sichuan legten am Freitag, den 7. Oktober, aus Protest gegen die chinesische Herrschaft über ihr Land Feuer an sich, wie aus Quellen mit Kontakten zu der Gegend hervorgeht. Es heißt, einer sei eine halbe Stunde später gestorben, während der andere in Lebensgefahr schwebt.

Bisher haben sich in diesem Jahr sieben Tibeter selbst angezündet – sechs davon aus dem Kloster Kirti, während ein Mönch sich in Tawu, TAP Kardze, verbrannte – in einem letzten verzweifelten Versuch, die Menschenrechtsverletzungen in Tibet ins Rampenlicht der internationalen Öffentlichkeit zu rücken. In den vergangenen Monaten stand das Kloster Kirti unter kontinuierlicher Belagerung durch die Sicherheitskräfte, Hunderte von Mönchen wurden gewaltsam weggebracht.

Sechs Mönche, die sich selbst verbrannten: Sie opferten ihr Leben für die Freiheit ihres Landes.

1. Mönch Kalsang Wangchuk, der sich am 3. Oktober auf dem Markt der Stadt Ngaba in Flammen setzte.

2. Mönch Tapey, der sich am 27. Februar 2009 in Brand steckte, weil die Behörden dem Kloster Kirti verboten hatten, das Monlam-Fest zu begehen.

3. Mönch Phuntsog, der starb, nachdem er sich am 16. März 2011 aus Protest gegen die Regierungspolitik auf dem Hauptmarkt von Ngaba angezündet hatte.

4. Tsewang Norbu, ein Mönch des Klosters Tawu, starb am 15. August 2011, nachdem er Benzin getrunken und sich angezündet hatte, während er nach Freiheit für Tibet rief.

5. und 6. Lobsang Phuntsog und Lobsang Kunchok, zwei jugendliche Mönche des Klosters Kirti, zündeten sich am 26. September 2011 im Zentrum der Stadt Ngaba an.

„Am 7. Oktober um 11.30 Uhr vormittags verbrannten sich zwei weitere Tibeter auf den Straßen der Bezirksstadt Ngaba, um gegen die chinesische Herrschaft zu protestieren“, gaben die Mönche Kanyak Tsering und Lobsang Yeshi aus dem Schwesterkloster Kirti in Dharamsala bekannt.

„Mit zum Gebet zusammengelegten Händen riefen sie Parolen gegen die chinesische Herrschaft“, sagten Kanyak Tsering und Lobsang Yeshi, die die beiden Jugendlichen mit Choephel, 19 Jahre, und Khayang, 18 Jahre, benannten.

Augenzeugen berichteten, daß Choephel und Khayang, selbst als sie in Flammen standen, die Tibeter aufriefen, sich zu vereinigen und gegen das chinesische Regime zu erheben und die Rückkehr des Dalai Lama zu fordern. Die Polizei sei sofort zur Stelle gewesen, und während sie die Flammen löschte, habe sie auf die beiden eingeschlagen und sie dann in das Volkskrankenhaus von Ngaba geschafft.

„Noch während er weggeschleppt wurde, reckte Khayang seine Faust in die Luft und forderte Freiheit für Tibet. Allerdings waren seine Rufe kaum noch zu verstehen“. Sein jetziger Zustand ist unbekannt, während Choephel noch am Freitag starb. „Später erfuhren einige nahe Verwandte von Choephel, daß er seinen Verletzungen erlag und um die Mittagszeit gestorben war“.

Beide jungen Männer gehörten früher dem Kloster Kirti an. BBC News Online zitierte am 7. Oktober Free Tibet Campaign, London, daß Choephel nach der Selbstverbrennung des 21jährigen Mönches Phuntsok am 16. März aus dem Kloster ausgestoßen worden sei. Khayangs Cousin bzw. Onkel Tashi war einer der Tibeter, der bei dem gewaltsamen Vorgehen der Chinesen am 16. März 2008 in Ngaba getötet wurde.

Es ist dieses Jahr der sechste Fall einer Selbstverbrennung in Ngaba und der dritte im Oktober. Der Trend könnte sich fortsetzen, denn Flugblätter tauchten in der Stadt Ngaba und dem Kloster Kirti auf, auf denen stand: „Wenn die gegenwärtige Situation anhält, dann sind noch viel mehr Leute bereit, aus Protest ihr Leben hinzugeben“.

Der Karmapa, das Oberhaupt einer der vier Schulrichtungen des tibetischen Buddhismus, konstatierte neulich bezüglich der Selbstverbrennungen: „Mönche legen ein Gelübde ab, daß sie ihrem Leben kein Ende setzen, weil dies verboten ist. Aber andererseits betreffen diese Handlungen ja keine Einzelperson, sondern sie sind für ein ganzes Volk."

Tenzin Dorjee, der Direktor von Students for a Free Tibet (SFT), sagte, „Chinas systematische Repression und tyrannische Herrschaft“ in Tibet treibe diese jungen Menschen dazu, solche extreme Handlungen zu begehen. „Wenn diese jungen Männer beschlossen haben, ihr Leben zu opfern, dann ist es nicht, weil sie den Leiden des Lebens entgehen wollen, sie tun es nicht für sich selbst, sondern für ihre Nation“.