23. März 2014
Phayul, www.phayul.com, Free Tibet, www.freetibet.org

Lobsang Palden, der sich am 16. März anzündete, gestorben, das zweite Feueropfer dieses Tages hiess Jigme Tenzin

Lobsang Palden, ein tibetischer Mönch aus dem Kloster Kirti in Ngaba, der sich am sechsten jährlichen Gedenktag an das Massaker von 2008 in Flammen setzte, ist am 21. März im Hospital von Barkham an seinen Brandverletzungen gestorben. Seine Angehörigen fuhren nach Barkham, um seine Leiche ausgehändigt zu bekommen, doch man gab ihnen nur ein paar Überreste, und sie sind nicht einmal sicher, ob es diejenigen von Lobsang Palden waren.

Der 23jährige Lobsang Palden zündete sich am 16. März in der ‚Pawoe Sanglam’, der Heldenstraße in der Stadt Ngaba kurz vor Mittag an. Die chinesische Polizei war sofort zur Stelle, löschte das Feuer und fuhr ihn weg.

Lobsang Palden in memoriam (Bild: Woeser)

Am 16. März 2008 töteten chinesische Sicherheitskräfte, die mit scharfer Munition in eine Gruppe protestierender Tibeter feuerten, mindestens zehn Tibeter in Ngaba. Vier Mönche des Klosters Kirti gaben sich an demselben Ort, der seit 2011 ‚Pawoe Sanglam’ genannt wird, den Feuertod. Es waren dies Lobsang Phuntsok (2011), Lobsang Tsultrim (2012), Lobsang Thokmay (2013) und Lobsang Palden (2014).

Ehe er sich in Brand setzte, hatte Lobsang Palden eine Textnachricht auf seinem Handy hinterlassen, in welcher er sich liebevoll an seine Eltern, Familienmitglieder, Lehrer und Verwandten wendet und für sie betet. Er rief auch zur Einheit unter den Tibetern auf. „Wir sollten in Harmonie mit anderen leben, besonders mit den Chinesen, denn wenn wir vereint sind und Liebe für einander hegen, dann werden wir, gleichgültig, was unsere Gedanken sind, besser miteinander kommunizieren können“ (übersetzt aus dem Tibetischen von Phayul).

Am selben Tag verbrannte sich ein weiterer tibetischer Mönch, und zwar im Bezirk Tsekhog, TAP Malho, Provinz Qinghai. Die chinesischen Behörden unterbrachen sofort alle Kommunikationswege in der Gegend, damit keine Nachrichten über den Vorfall nach außen dringen sollten.

Die Identität dieses Feueropfers wurde nun als Jigme Tenzin bestätigt, ein Mönch Ende Zwanzig aus dem Kloster Rongbo im Bezirk Rebkong, TAP Malho. Seine Selbstverbrennung ereignete sich am 16. März früh morgens auf dem Umrundungsweg des Klosters Shador (oder Sonag), Bezirk Tsekhog, wo er gerade zu Besuch weilte.

Den Mönchen des Klosters Shador, die Jigme Tenzin nach seiner Tat fanden, gelang es ihn in das Kloster zu tragen, wo er Stunden später sein Leben aushauchte. Sie hielten sofort die letzten Riten für ihn ab und kremierten seine Überreste, ehe die Polizei kommen konnte.

Als diese dann eintraf, nahm sie 14 Mönche des Klosters Shador fest, von denen elf noch in Haft sind. Alle wurden schwer geschlagen. Sicherheitspersonal wurde in dem Kloster stationiert, wo die Mönche nun unter „Hausarrest“ stehen. Jeglicher Kontakt mit anderen Mönchen und Tibetern ist ihnen verboten. Alle im Kloster müssen nun an einem politischen Umerziehungskurs teilnehmen, der wahrscheinlich 100 Tage lang dauern wird.

Jigme Tenzin war aus dem Dorf Ngakar im Bezirk Tsekhog. Seine zwei Brüder wurden am 18. März festgenommen, jedoch am 23. wieder frei gelassen. Jigme Tenzins Vater flehte die Sicherheitskräfte an, das Kloster Shador von Strafe zu verschonen, doch statt dessen nahmen sie ihn am 22. März fest. Wohin er gebracht wurde, ist nicht bekannt. Die Behörden haben der Familie von Jigme untersagt, religiöse Rituale in ihrem Haus durchzuführen.

Seit 2009 haben sich insgesamt 129 Tibeter in Tibet in Brand gesetzt - wozu noch sechs kommen, die sich in Indien und Nepal anzündeten -, um gegen die chinesische Besatzung Tibets und die Hardliner-Politik zu protestieren.