6. Oktober 2016
Radio Free Asia, www.rfa.org, Free Tibet, www.freetibet.org

Chinesische Behördenvertreter in Larung Gar bestimmen, welche Bewohner ausgewiesen werden

Hunderte chinesische Beamte sind, wie Quellen aus der Region berichten, in den vergangenen Tagen in die buddhistische Lehranstalt nach Larung Gar gekommen, wo sie die dort lebenden Mönche und Nonnen auf ihren Aufenthaltsstatus hin überprüfen, um festzustellen, wer das Lehrinstitut zu verlassen hat.

Das weite Gelände der Buddhistischen Akademie Larung Gar

Einem dortigen Bewohner zufolge ziehen diese Beamten, von denen viele aus tibetisch bewohnten Gebieten außerhalb Sichuans kommen, nun von Tür zu Tür, um Informationen zu sammeln: „Unlängst trafen über 300 Regierungsbeamte aus verschiedenen Provinzen, Präfekturen und Bezirken in Larung Gar ein“, hieß es aus der Quelle. „Sie notieren die Namen und weitere Angaben über die Herkunftsorte und Klöster der Mönche und Nonnen, um zu bestimmen, wer ausgewiesen wird.“

„Auf Empfehlung der höheren Lehrer und Äbte des Instituts kooperieren die Mönche und Nonnen bei diesen Ermittlungen, ohne Ärger oder Irritation zu zeigen.“

Viele Tausende von Tibetern und Han-Chinesen studieren an der Larung Gar Akademie, die in den 80er Jahren von dem verstorbenen Lehrmeister Khenpo Jigme Phuntsok gegründet wurde. Sie ist weltweit eines der größten und wichtigsten Zentren zum Studium des tibetischen Buddhismus.

Die Anordnung, die Anzahl der Bewohner von Larung Gar bis zum 30. September 2017 um etwa die Hälfte auf ein Maximum von 5.000 zu reduzieren, „kommt von höheren Instanzen“, wobei der chinesische Präsident Xi Jinping sich persönlich dafür interessiere.

Chinesische Arbeiterbrigaden fahren indessen fort, die Baulichkeiten in dem schnell wachsenden religiösen Komplex im Bezirk Serthar, Provinz Sichuan, zu zerstören, wobei vom 20. Juli bis 23. September alleine 550 Häuschen abgerissen wurden, während 1.000 Mönche und Nonnen ausgewiesen wurden. Die Behörden haben vorgesehen, insgesamt 1.000 Mönchsbehausungen bis zum Ende des Jahres abzureißen.

„Die Liste von Mönchen und Nonnen, die dieses Jahr aus Larung Gar ausgewiesen werden, muß den vorgesetzten Beamten bis zum 30. Oktober übermittelt werden“.

Die Anordnung enthält auch eine Reihe von kurzen Fristen für den Abriss und die Ausweisung und strenge Strafen für das Versäumnis diese einzuhalten, was Strafausweisungen mit einschließt. Quellen aus der Gegend berichteten, dass sogar gedroht werde, den ganzen Komplex niederzureißen, wenn die Bewohner der Anordnung nicht Folge leisteten. Die nächsten Termine sind der 20. Oktober, bis zu welchem Datum 1.200 Bewohner ausgezogen sein müssen, und der 31. Oktober, wenn ihre Behausungen abgerissen sein müssen.

Abriß der Wohngebäude der Mönche

Menschenrechtsgruppen verurteilten scharf die staatlich angeordnete Zerstörung von Larung Gar. Human Rights Watch, New York, erklärte, Peking solle dem tibetischen Volk erlauben, selbst zu entscheiden, wie es seine Religion am besten ausübe. Um Sophie Richardson, die Direktorin von HRW zu zitieren: „Wenn die Behörden meinen, die Anlage in Larung Gar sei überbelegt, dann ist die Antwort einfach: Erlaubt den Tibetern und anderen Buddhisten neue Klöster zu bauen“.

Die geplanten Verweisungen und Demolierungen werden auf jeder Stufe von dem United Front Work Department beaufsichtigt. Dieses Gremium, eine Abteilung der KPCh, überwacht die Vorgehensweise der KPCh auch bei anderen politischen Konstellationen und ethnischen und religiösen Gruppen. Es hat sein eigenes Büro in Tibet, um den Fortschritt des Projektes zu überwachen.