19. Oktober 2017
Free Tibet, www.freetibet.org

Satellitenbilder zeigen das gewaltige Ausmass der Zerstörung in Larung Gar

Ein neuer gemeinsamer Bericht von Free Tibet und Tibet Watch beweist das Ausmaß der Schäden, die der tibetisch-buddhistischen Akademie Larung Gar zugefügt wurden. „Destroying Heaven: China’s campaign of destruction at Larung Gar“ (1), wurde am 19. September, dem Internationalen Aktionstag für Larung Gar, vorgestellt, an dem in vielen Städten weltweit Proteste gegen die Demolierungen und Zwangsausweisungen stattfanden, denen seit Juli 2016 fast 5.000 Bewohner zum Opfer fielen.

Larung Gar im Januar 2016 und im April 2017

Das buddhistische Lehrinstitut Larung Gar liegt in Osttibet, im Bezirk Serthar, TAP Kardze, Provinz Sichuan. Es ist eine der größten und bedeutendsten tibetisch-buddhistischen Lehrstätten auf der ganzen Welt. Normalerweise wohnten dort 10.000 bis 40.000 Mönche, Nonnen und Gaststudenten.

Im Juni 2016 erließen die chinesischen Behörden eine Verordnung, daß die Einwohnerzahl von Larung Gar auf 5.000 Bewohner reduziert werden müsse. Und die Behausungen der gewaltsam Vertriebenen würden demoliert werden. Die Bewohner wurden vor der Veröffentlichung dieses Plans nicht dazu befragt.

Der Bericht macht deutlich, was die Folgen dieser Verordnung und ihre Auswirkungen auf die Bewohner sind. Er stützt sich auf Aussagen der Bewohner, Fotos aus Larung Gar und Satellitenbilder von vorher und nachdem die Demolierungen im Juli 2016 anfingen. Er enthüllt, wie mindestens 4.725 Behausungen zu Schutt und Asche gemacht wurden, wodurch mindestens 4.800 Bewohner zum Verlassen der Lehranstalt gezwungen wurden.

Die Bilder, die von der Firma Apollo Mapping (2), die auf Satelliten-Bilder spezialisiert ist, erworben wurden, zeigen deutlich, wie die Häuser abgerissen wurden, um Straßen zu erweitern, neue Durchgänge zu schaffen und Platz um religiöse Gebäude herum zu schaffen. Der auf den Bildern sichtbare Pfad der Zerstörung bestätigt die Aussagen der Bewohner, daß die Demolierungen und Zwangsausweisungen vorgenommen wurden, um den Touristen den Zugang zu Larung Gar zu erleichtern.

Abschließend weist der Bericht auf die Notwendigkeit hin, daß internationaler Druck auf China ausgeübt werden müsse, um dem in Larung Gar angerichteten Schaden Einhalt zu gebieten. Die Demolierungen wurden bereits international scharf kritisiert, vor allem von Gremien wie der UNO und der EU, von Abgeordneten und Menschenrechtsgruppen, ebenso wie von Tibetern. Dieser Druck müßte jedoch von Regierungen ausgehen, wenn er Peking überzeugen soll, Larung Gar und seinen Bewohnern keinen weiteren Schaden zuzufügen. Anderen buddhistischen Siedlungen wie Yachen Gar in Osttibet droht ebenso Gefahr, wenn die Regierungen weltweit nicht endlich handeln.

Dazu die Direktorin von Free Tibet und von Tibet Watch, Eleanor Byrne-Rosengren:

„Im Juli 2016 wurde Larung Gar von einer Stätte friedlicher religiöser Meditation und des Studiums in ein Szenario der Verwüstung verwandelt. Seitdem ist jede Person, die aus ihrer Behausung hinausgeworfen wurde, jedes abgerissene Haus eine Narbe, mit der die übrigen Bewohner leben müssen. Pekings Bemühungen, diese bedeutende religiöse Stätte auf eine bloße Touristenattraktion zu reduzieren, brechen einem das Herz. Für Larung Gars Bewohner hat dieser Ort eine Bedeutung, die die Chinesen niemals verstehen werden. Sie dürfen nicht länger drangsaliert werden, es muß ihnen erlaubt werden, in Frieden zu leben, zu studieren und ihre Religion zu praktizieren.“

„Wenn den Bewohnern von Larung Gar Gerechtigkeit widerfahren soll, dann brauchen sie die Unterstützung der Außenwelt. Am internationalen Aktionstag für Larung Gar sollten die Regierungen den Mut finden, ihre Stimme zu erheben und China zu mahnen, mit dieser rücksichtslosen und mutwilligen Zerstörung aufzuhören. Ihr Handeln würde nicht nur den Bewohnern von Larung Gar helfen, sondern auch anderen Tibetern, die um ihre Zukunft bangen“.

„Eine Stätte der Gelehrsamkeit und der Andacht wird in Schutt verwandelt und das Leben seiner Bewohner ist nun von Gewalt und Instabilität gekennzeichnet. Diese unverantwortliche Zerstörungspolitik darf nicht ohne Reaktion bleiben. Die Regierungen rund um die Welt müssen China dazu bringen, den Kurs zu ändern, ehe diese Stätte und alles, was ihre Besonderheit ausmachte, unwiederbringlich entstellt ist.“

(1) Der gesamte, reich bebilderte Report steht hier zum Download zur Verfügung:
https://www.freetibet.org/files/Larung%20Gar%20report-web.pdf

(2) https://apollomapping.com/