6. Juni 2018
Free Tibet, www.freetibet.org

Ackerland für neuen Flughafen in der Nähe von Shigatse konfisziert

Tibeter aus dem Kreis Lhatse, Präfektur Shigatse, TAR, werden von ihrem Land vertrieben, um in dem besetzten Tibet Platz für die wachsende Tourismus-Industrie zu machen.

Örtlichen Quellen zufolge soll der Landstrich, der die Kreise Lhatse und Dingri verbindet, zu einem Flugplatz ausgebaut werden. Dies wäre der zweite Flughafen für die nahe gelegene Stadt Shigatse und der sechste in der TAR.

Am 23. März 2018 sprach der Vorsitzende der Autonomen Region Tibet (TAR) Che Dalha von dem Vorhaben der Regierung, neue Flughäfen zu bauen und bereits bestehende zu erweitern, um den Tourismus in Tibet anzukurbeln. Die chinesischen Behörden in Tibet bieten zudem besondere Anreize für Touristen, wie ermäßigte Hotelpreise und Flugtickets.

Diese Politik wurde in einem Bericht von Xinhua hervorgehoben, wo es heißt, daß von Januar bis April 2018 vierzigtausend Touristen die TAR besuchten, was einen 50%igen Anstieg gegenüber dem Vorjahr darstelle. Indessen kamen insgesamt fast 2,7 Mio. chinesische Touristen nach Tibet, ein gewaltiger Anstieg gegenüber 2017.

Empörendes Verhalten chinesischer Touristen in Lhasa, Foto: Tibet Watch

Das regionale Tourismus-Förderungskomitee rühmte sich des in dieser Zeit aus dem Tourismus geschöpften Einkommens. Die Einnahmen der Region wurden auf 27 Mio. US$ geschätzt.

Diese rasante Entwicklung steht im Widerspruch zu den negativen von der einheimischen tibetischen Bevölkerung erfahrenen Auswirkungen. Große Stücke Ackerlands an der Grenze der Kreise Lhatse und Dingri seien im Rahmen der Entwicklung der Tourismus-Infrastruktur konfisziert worden. Wegen der angespannten politischen Lage konnten uns keine Bilder der betreffenden Gegend übermittelt werden.

Informationen über Landenteignungen sind infolge der strengen Überwachung der Kommunikation sehr spärlich. Außerdem wurden die ortsansässigen Tibeter davor gewarnt, Nachrichten über diese Angelegenheit zu verbreiten. Die Telefonnummer einer lokalen Quelle steht auf der schwarzen Liste, weshalb der gesamte Kommunikationsaustausch unter Überwachung gestellt wurde und nachverfolgt werden kann. Das WeChat Konto einer anderen Quelle wurde aus einer Gruppe gelöscht, die Kontakte zu Exiltibetern in Indien unterhält.

Ein Großteil des beschlagnahmten Landes ist Ackerland, das für die Einheimischen lebensnotwendig ist. Trotzdem erhielten die Betroffenen kaum Entschädigung.

Konfiszierung von Land kommt in Tibet häufig vor und geschieht meistens im Namen der Erschließung von Wirtschafts- oder Bergbauzonen. Zu einer ähnlichen Landnahme kam es früher in diesem Jahr im Kreis Nyemo, Zentraltibet.

Weitere Information über das Wachstum der Tourismus-Industrie in Tibet und die ungünstigen Auswirkungen, die sie auf das Leben der Tibeter und ihre Kultur hat, kann man in dem Report „Culture Clash: Tourism in Tibet“ (1) lesen.

(1) http://www.tibetwatch.org/uploads/2/4/3/4/24348968/culture_clash_-_tourism_in_tibet.pdf