16. November 2018
Free Tibet, www.freetibet.org

Der Verlauf des Machu soll geändert werden: Die Bewohner von Osttibet sind in ihrer Wasserversorgung bedroht

Die Provinzbehörden planen den Oberlauf des Gelben Flusses in Richtung der Millionenstadt Xining umzuleiten.

Die Tibeter in der Region Amdo sehen sich mit der Wahrscheinlichkeit, daß Wasser aus ihrer Region umgeleitet wird, konfrontiert: Es gibt nämlich Pläne, den Verlauf des Flusses Machu zu verändern.

Die Regierung der Provinz Qinghai ist dabei, ein umfangreiches Projekt, das im September dieses Jahres konzipiert wurde, zu starten. Dem offiziellen Planungsausschuß für das Projekt mit dem Namen „Wasserumleitung und Infrastrukturen des Entwicklungsprogramms für den Westen“ zufolge ist dessen Hauptziel, den wachsenden Wasserbedarf in der Gegend um Xining, der Hauptstadt der Provinz Qinghai, zu decken.

Der Oberlauf des Gelben Flusses in Qinghai

Der Machu, auch als der Gelbe Fluß bekannt, ist einer der größten und wesentlichsten Flüsse in der Gegend. Er entspringt in Amdo und fließt dann durch weite Teile des tibetischen Siedlungsgebiets und durch China, bis er in das Südchinesische Meer mündet.

Die Regierung behauptet, dieses Projekt sei von Experten geprüft und als ökologisch vertretbar bewertet worden. Leknying, der Vizesekretär der Kommunistischen Partei der Provinz Qinghai, führte sogar an, es handle sich um das erste nationale Flußumleitungsprojekt mit dem Ziel der Verbesserung der Lebensgrundlage der hier lebenden Menschen, das gleichzeitig die Erhaltung der Artenvielfalt und eine nachhaltige Entwicklung garantiere.

Trotz dieser Behauptungen wirkten sich bisherige Flußumleitungen in tibetischen Gebieten negativ auf die örtliche Bevölkerung aus. Die geplante Umleitung des Machu betrifft in erster Linie tibetische Gemeinschaften in Amdo und beraubt sie ihrer Zufuhr von sauberem Trinkwasser. Vorgesehen ist, daß der Fluß in Richtung Xining, der Provinzhauptstadt, fließen soll, die eine Gesamteinwohnerzahl von 2,3 Millionen hat. Nur 100.000 davon sind Tibeter.

Es ist das zweite Mal in weniger als einem Monat, daß Free Tibet darüber berichtet, wie tibetische Gemeinschaften in ihrer Wasserzufuhr beeinträchtigt werden. Dies stellt eine Verletzung ihrer Grundrechte auf Zugang zu frischem Trinkwasser und auf die Verwaltung ihrer natürlichen Ressourcen dar.

In den letzten Jahren wurden die Flußumleitungsprojekte vorangetrieben und immer mehr ausgedehnt. Chinas großes Süd-Nord-Wassertransferprojekt zeigt den ungleichen Zugang zu den Ressourcen und den völligen Mangel an Kontrolle über die Praktiken der Entscheidungsfindung.

Die großen in Tibet entspringenden Flüsse

Der Machu (Gelber Fluß), der Drichu (Yangtse) und der Dzachu (Mekong), drei der bedeutendsten Flüsse Tibets, wurden im Laufe der letzten Jahre massiven Veränderungen, Umleitungen und Grabungen unterzogen, mit dem Ziel, zu Chinas Hauptlieferanten von aus Wasserkraft gewonnener Elektrizität zu werden. Der Bau von Staudämmen zur Deckung der wachsenden Stromnachfrage in weit entfernten chinesischen Städten erfolgte oftmals auf Kosten der örtlichen tibetischen Bevölkerung.

Die damit verbundenen Bergwerks-, Entwicklungs- und Staudammprojekte haben direkt etwas mit der Häufung von Naturkatastrophen, wie Erdbeben, Bergrutschen und Überflutungen zu tun. Und Leute, die in der Nähe von Flüssen wohnen, sind besonders gefährdet.

Neben der durch die Wasserkraftprojekte und Staudämme hervorgerufenen Umweltzerstörung, der Verschmutzung der Natur und der Zerrüttung des einmaligen Ökosystems kam es vielerorts zu Zwangsumsiedelungen und Evakuierung der tibetischen Gemeinschaften. Free Tibet berichtete vor kurzem über die Lage in Chamdo, wo infolge der Überflutung der Gegend 30.000 Tibeter evakuiert wurden.

In den letzten Jahren hat Chinas Plünderung der Naturschätze Tibet gewaltig an Tempo zugelegt. Während China sich die Umwelt und die Ressourcen Tibets zunutze macht, um seine wachsende industrielle Nachfrage zu decken, sind die Tibeter unfähig, ihr Land zu schützen, und sie sind die ersten, die unter den Folgen der Umweltzerstörung leiden.