24. Mai 2019
Free Tibet, www.freetibet.org

Photo eines Selbstverbrennungsopfers taucht sechs Jahre nach dem Protest auf

Buddhistische Mönche sandten Tibet Watch, dem für Recherchen zuständigen Partner von Free Tibet, drei Photos von jungen Tibetern, die sich 2012 aus Protest gegen die chinesische Regierung in Brand gesetzt hatten.

Bei den durch die Photos identifizierbaren Tibetern handelt es sich um:

1. Dorjee, 18, aus der Gemeinde Cha, Kreis Ngaba, TAP Ngaba, Provinz Sichuan (vormals Amdo). Er verbrannte sich am 5. März 2012 und starb innerhalb von Minuten.

2. Lobsang Sherab, 20, aus der Gemeinde Cha, Kreis Ngaba. Er verbrannte sich am 2. März 2012 und starb auf der Stelle.

3. Lobsang Dhamchoe, 17, ein ehemaliger Mönch des Klosters Kirti, Ngaba. Er verbrannte sich am 27. August 2012 und starb ebenda.

Dorjee ..... Lobsang Sherab ..... Lobsang Dhamchoe

Insgesamt kam es seit Februar 2009 zu 155 bestätigten Selbstverbrennungen in Tibet, wovon sich 84 im Jahr 2012 ereigneten. Wegen des politischen Druckes, unter dem die Angehörigen stehen, blieb die Identität vieler der Feueropfer vorerst unbekannt.

Das Photo von Dorjee konnte wegen der alles durchdringenden Überwachung und Kriminalisierung der Selbstverbrennungsproteste bisher nicht herausgegeben werden. Eine ganze Reihe von Tibetern kamen hinter Gitter, weil sie Nachrichten und Bilder von den Feuerprotesten verbreitet hatten. Sie wurden der Weitergabe von Staatsgeheimnissen oder der Pflege illegaler Kontakte mit Außenstehenden beschuldigt.
 
Allgemein wird angenommen, daß die Welle der Selbstverbrennungen 2009 begann, als sich der junge Mönch Tapey am 27. Februar in Brand setzte. In Tibet kreisen jedoch unbestätigte Gerüchte, daß sich 2008 zwei Nonnen, von denen eine Deshar hieß, verbrannten, was mit zum Ausbruch des Volksaufstands von 2008 beigetragen habe.

Um Tsering Woeser, die tibetische Aktivistin und Bloggerin zu zitieren: „Ein solcher Protest bedeutet den äußersten Schmerz für die Opfer,  jede einzelne Zelle ihres Körpers wird versengt, ohne daß sie anderen Menschen Schaden zufügen – einfach, um ihren Stimmen und ihren Kümmernissen Gehör zu verschaffen“.

„Mit erhobenem Kopf trete ich vor und zünde meinen Körper an… um meiner eigenen Würde willen und für das tibetische Volk, dem ich unendliche Dankbarkeit schulde“, schrieb der 18jährige Nangdrol, der sich 2012 verbrannte, in einer Abschiedsnotiz.

Zahlreiche andere, die sich selbst verbrannten, hinterließen auch letzte Worte, in denen sie die Rückkehr des Dalai Lama, Freiheit für Tibet und religiöse und kulturelle Rechte forderten.