15. Februar 2019
Free Tibet, www.freetibet.org

Tibetische Neujahrsfeierlichkeiten von den chinesischen Behörden drastisch eingeschränkt

Tibeter, die Losar (Neujahr) feiern wollten, sahen sich in ganz Tibet mit Behinderungen und Beeinträchtigungen durch die Behörden konfrontiert. Unser für Recherchen zuständiger Partner „Tibet Watch“ berichtet von Restriktionen, die die Tibeter in den Bezirken Serthar, Markham und Chamdo, sowie in der Hauptstadt Lhasa zu spüren bekamen.

In mehreren Gegenden, darunter auch im Bezirk Serthar in Osttibet erhielten die staatlichen Angestellten keinen Urlaub zu Losar, und es war ihnen verboten, während der Zeit Klöster aufzusuchen.

Etliche Tibeter im öffentlichen Dienst mußten während Neujahr zur Arbeit antreten, weshalb sie nicht zum Feiern mit ihren Familien in ihre Heimatorte fahren konnten. Andere staatliche Angestellte in Serthar durften zwar vor Losar Urlaub nehmen, aber nicht an Losar selbst.

Polizei blockiert das Tor zum Jokhang

Zur Feier von Losar gehört für die Tibeter der Besuch von Tempeln, Pilgerfahrten und gesellschaftliche Anlässe wie ein fröhliches Beisammensein und Festgelage. Der Besuch von Tempeln ist einer der wichtigsten Aspekte des tibetischen Neujahrs, und genau das zu verhindern, war das Ziel der Behörden.

In der tibetischen Hauptstadt Lhasa wimmelte es nur so von Polizei auf den Straßen, und den staatlichen Bediensteten war es verboten, Klöster zu besuchen. Vor Losar gab es öffentliche Reden chinesischer Offizieller, die die Tibeter ermahnten, Peking Loyalität zu erweisen, während sie die tibetischen Regierungsangestellten beschuldigten, „den religiösen Glauben zu pflegen und insgeheim Buddha anzubeten“, zitiert RFA einen Bewohner von Lhasa.  

Auch den einzelnen Klöstern wurden Restriktionen auferlegt. Das Management-Komitee des Tsuklakhang, der auch als Jokhang bekannt ist, gab eine Bekanntmachung heraus, der zufolge in den vier Tagen vor Losar wegen Vorbereitungsarbeiten niemand den Tempel besuchen darf. Und die Besuchszeit wurde auf 24 Stunden am Neujahrstag beschränkt, obwohl die Losar-Feierlichkeiten traditionell 15 Tage lang dauern.

Ein Tibet Watch zugegangenes Foto zeigt, wie die Polizei an Losar das Tor des Tsuklakhang blockiert.

In den Bezirken Markham und Chamdo wurde auf den Straßen bewaffnete Polizei eingesetzt.

Eine solche Militärpräsenz ist nichts Neues in Tibet, wo die Behörden oft zu religiös und kulturell bedeutsamen Daten und Zeiten wie Saga Dawa oder dem Geburtstag des Dalai Lama die Sicherheitsüberwachung intensivieren.

Wie berichtet, wurde im Bezirk Markham der Präfektur Chamdo Polizei in tibetische Wohngebiete geschickt, „um die Stimmung der Leute und die Lage vor Ort zu eruieren, während die Polizei in der Stadt selbst rigoros vorging, um „eventuelle Vorfälle“ zu verhindern.

Diese Art von Einschüchterung ist neben der Einschränkung der Festlichkeiten Teil der umfassenden Strategie der KPC, nämlich die Identität der Tibeter auszuhöhlen, die sie als Quelle des Widerstands gegen ihre Ein-Parteien-Herrschaft sehen.