16. Januar 2019
Free Tibet, www.freetibet.org

Warnung an die Tibeter, sich diesen Winter nicht an religiösen Festen zu beteiligen

Wie ein tibetischer Bewohner von Lhasa einem ausländischen Medienhaus bekanntgab, führte die chinesische Regierung Maßnahmen ein, um die Teilnahme an tibetisch-buddhistischen Ereignissen weiter einzuschränken. Der Quelle zufolge haben die Stadtbehörden kürzlich angekündigt, daß tibetische Parteimitglieder und staatliche Angestellte an keinen religiösen Aktivitäten teilnehmen dürfen.

Diese Tibeter wurden gewarnt, daß sie, wenn die Regierung herausfindet, jemand habe Tempel besucht oder rituelle Umschreitungen von Tempeln vorgenommen, bestraft würden und die Rechte einbüßten, die der Arbeitsplatz mit sich bringt.

Um zu ermitteln, wer solche Aktivitäten betreibt, haben die Behörden um die Tempel und Umschreitungswege neue Überwachungselektronik neben den bereits vorhandenen Kameras installiert. Wenn jemand erwischt wird, könnte ihm der Personalausweis abgenommen werden, und zwar auf Lebenszeit, so daß er sich nicht mehr frei in Tibet bewegen kann. Um irgendwohin per Flugzeug, Zug oder Bus zu reisen, sind die Identitätskarten erforderlich, die an Flughäfen, bei Straßenkontrollen und sogar fürs Einchecken in ein Hotel vorgewiesen werden müssen.

Sicherheitskräfte vor dem Jokhang Tempel, Foto: RFA

Tibetischen Parteimitgliedern und Regierungsangestellten wurde auch die Teilnahme an den Feierlichkeiten zum Todestag von Je Tsongkhapa verboten, dem Gründer der Gelugpa-Schule des tibetischen Buddhismus. Während andere Tibeter die Gedächtnis-Zeremonie für den großen Lama besuchten, wurden die Tibeter aus den umliegenden Dörfern aufgefordert, zu Hause zu bleiben und nicht auf Pilgerfahrt zu gehen.

Etliche Tibeter nahmen zwar an den Gedenkfeiern zum Todestag von Lama Tsongkhapa teil, doch in einer Atmosphäre von Angst und Beklommenheit. Während der zweitägigen Rituale war in der Hauptstadt und um sie herum ein großes Polizeiaufgebot im Einsatz. Alle Gassen, die Hauptstraßen und die Querstraßen waren voller patrouillierender chinesischer Polizeiwagen, die Polizei war bereit, sofort einzugreifen und jeden festzunehmen, der problematisch erschien.

In einem ähnlichen Fall wurden Schüler in Tsethang, Lhokha, davor gewarnt, während der Winterferien an außerschulischen Aktivitäten wie Kursen oder religiösen Ereignissen teilzunehmen. Die Anordnung, die ihre religiöse Freiheit einschränkte, war den Eltern zusammen mit den Schulzeugnissen übermittelt worden.

Letztes Jahr berichteten Free Tibet und Tibet Watch über ähnliche Bekanntmachungen im Mai und Juli, wo die Schüler und ihre Eltern davor gewarnt wurden, in den Schulferien religiösen Aktivitäten nachzugehen. Es wurde ihnen sogar verboten, den heiligen Monat Saga Dawa wahrzunehmen.

Obwohl der Art. 36 der chinesischen Verfassung festlegt, daß alle Bürger „Religionsfreiheit genießen“, werfen Vorfälle wie diese ein Schlaglicht auf die Realität der kommunistischen Herrschaft über Tibet.

Der tibetische Buddhismus ist den Herzen sehr vieler Menschen in Tibet ganz nahe und nimmt eine zentrale Stellung in ihrem Leben ein. Weil diese starke religiöse Identität im Widerspruch zu der von Peking aufoktroyierten chinesischen Identität steht, versucht die kommunistische Partei immer wieder den Einfluß des Buddhismus zu schwächen und zurückzudrängen. Die Einschränkung der Ausübung von Religiosität und der kulturellen Ausdrucksformen tibetischer Kinder ist ein besonders wirksames Mittel, um dies zu erreichen. Eines, das das Potential hat, die Idee einer eigenen tibetischen Nation aus dem Gemüt zukünftiger Generationen auszulöschen.