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Tibet Facts No. 1

Die wichtigsten Tatsachen: Schlüsseldaten zur chinesischen Besatzung

Invasion und Flüchtlinge

  • Die Invasion Tibets durch China von 1950 mit 40.000 Soldaten stellt einen Akt nicht provozierter Aggression dar. Es gibt keine allgemein akzeptierte völkerrechtliche Basis für den Herrschaftsanspruch Chinas über Tibet.

  • Zehn Jahre später flohen 100.000 Tibeter mit dem Dalai Lama, dem geistlichen und weltlichen Oberhaupt Tibets.

  • 1993 bearbeitete das UN Flüchtlings-Hochkommissariat 3.700 Fälle von tibetischen Flüchtlingen.

  • Um der Entdeckung zu entgehen, sehen sich viele Flüchtlinge, die äußerst dürftig gekleidet und ausgerüstet sind, gezwungen, den 19.000 Fuß hohen Nangpa-La Paß in der Everest-Region zu überqueren. Die nepalesischen Behörden liefern weiterhin Flüchtlinge, die sie aufgreifen, den Chinesen aus.

Chinesische Verwaltung Tibets

  • Mit dem 17-Punkte-Abkommen von 1951 verpflichtete sich China, nicht in das bestehende Regierungs- und Gesellschaftssystem Tibets einzugreifen, aber in Ost-Tibet hielt es sich überhaupt nie an dieses Versprechen, und 1959 brach es den Vertrag im gesamten Tibet.

  • China hat zwei von den drei Hauptprovinzen Tibets zu Teilen der chinesischen Provinzen Qinghai, Gansu, Sichuan und Yunnan erklärt und die übrig gebliebene Provinz U-Tsang in Tibetische Autonome Region (TAR) umbenannt.

  • Der Anspruch Chinas, daß die TAR autonom sei, widerspricht völlig den Tatsachen: Die gesamte lokale Gesetzgebung unterliegt der Billigung durch die Zentralregierung in Peking; die lokale Regierung untersteht ganz der regionalen KP, deren Chef noch niemals ein Tibeter war. Die Durchführung von chinesischen Gesetzen erfolgt weitgehend ad hoc und hängt von der Interpretation an Ort und Stelle ab, wobei die Definitionen oft gewollt zweideutig gehalten sind.

Verlust an Menschenleben

  • Vergeltungsmaßnahmen gegen den Volksaufstand von 1959 kosteten 87.000 Tibetern das Leben, eine Zahl die von den Chinesen in einer Sendung von Radio Lhasa vom 1. Oktober 1960 genannt wurde. Tibeter im Exil geben jedoch an, daß 430.000 Menschen während des Aufstandes und der darauffolgenden 15 Jahre währenden Guerilla-Kampfoperationen starben.

  • Man schätzt, daß seit 1950 etwa 1,2 Mio. Tibeter den Chinesen zum Opfer fielen.

  • Die Internationale Juristenkommission kam in ihren Berichten von 1959 und 1960, die sich mit der Zeit vor der Kulturrevolution befassen, zu dem Schluß, daß es sich hierbei um einen eindeutigen Fall von Völkermord handelt, der von den Chinesen an dem tibetischen Volk begangen wurde.

  • China hat zugegeben, daß es nukleare Abfallprodukte auf dem tibetischen Plateau lagert. In der Nähe des Kokonor Sees, des größten Sees der tibetischen Hochebene, gibt es eine 20 km2 große Deponie für radioaktiven Schadstoffe.

Chinesische Justiz: Protest und Gefängnisse

  • Quellen im Exil zufolge starben zwischen 1950 und 1984 etwa 260.000 Personen in Gefängnissen und Arbeitslagern.

  • Unbewaffnete Demonstranten wurden bei fünf Anlässen zwischen 1987 und 1989 ohne Vorwarnung von der chinesischen Polizei erschossen. Amnesty International glaubt, daß "mindestens 200 Zivilisten" in den Demonstrationen dieser Periode von den Sicherheitskräften umgebracht wurden. Es gibt auch Berichte über Häftlinge, die summarisch hingerichtet wurden.

  • Man nimmt an, daß etwa 3.000 Personen seit September 1989 wegen politischer Vergehen verhaftet wurden, viele davon, weil sie Briefe schrieben, Flugblätter verteilten oder mit Ausländern über das Recht der Tibeter auf Unabhängigkeit redeten.

  • Die Anzahl von politischen Häftlingen in Drapchi, dem Hauptgefängnis Lhasas, soll sich zwischen 1990 und 1994 verdoppelt haben. Die große Mehrheit der politischen Insassen der Gefängnisse sind Mönche oder Nonnen. Ein politischer Gefangener in Tibet muß mit einem durchschnittlichen Urteil von 6,5 Jahren rechnen.

  • Über 230 Tibeter wurden 1995 wegen politischer Vergehen festgehalten, was eine 50% Steigerung gegenüber 1994 darstellt und die Gesamtzahl der Häftlinge auf über 600 erhöht.

  • Ausführliche Berichte zeigen, daß die Chinesen vom März 1989 bis Mai 1990 eine regelrechte Folterungskampagne gegen im Gefängnis eingesperrte tibetische Dissidenten führten. Aber auch heute noch werden politische Gefangene und Häftlinge regelmäßig grausam mißhandelt, geschlagen und gefoltert. Diese Gefangenen werden unter unzulänglichen Bedingungen eingesperrt, sie bekommen ungenügend zu essen, dürfen nicht sprechen, werden oft ohne jede Verbindung zur Außenwelt und an geheimem Ort gehalten und erhalten keine angemessene medizinische Versorgung.

  • Schläge und Folterung mit elektrischen Viehstöcken sind an der Tagesordnung; manche Gefangene sind an derartigen Torturen gestorben. Palden Gyatso, ein Mönch der über 30 Jahre lang von den Chinesen gefoltert wurde, schmierte 1992 seine Gefängniswärter, damit sie ihm einige der Folterwerkzeuge überließen. Diese aus Tibet herausgeschmuggelten Peinigungswerkzeuge wurden 1994 und 1995 im Westen gezeigt.

  • Obwohl China eine Reihe von UN Konventionen, einschließlich derjenigen über Folter, Frauen, Kinder, und Rassen-Diskriminierung ratifiziert hat, fahren die chinesischen Machthaber fort, diese Verträge in China und in Tibet zu verletzen.

  • Beinahe alle wegen politischen Protests festgenommenen Gefangenen werden bei der Verhaftung und in der Polizeihaft grausam geschlagen. Von schwerer körperlicher Mißhandlung wurde in einem bedeutenden Teil der Fälle berichtet. In der Zeit 1994/5 starben drei Nonnen kurz nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis als Folge von Mißhandlung und Folterung.

  • Die Chinesen verweigerten bisher unabhängigen Beobachtern, bei den sogenannten öffentlichen Prozessen anwesend zu sein. Die Urteile werden üblicherweise bereits vor der Gerichtsverhandlung beschlossen. Nicht einmal 2 % der Prozesse werden in China von der Verteidigung gewonnen

Kontrolle im Bildungswesen

  • Chinesisch hat nun den Platz von Tibetisch als offizielle Sprache eingenommen. Trotz offizieller Erklärungen gab es keinen Wandel in dieser Politik. Ohne eine angemessene Beherrschung von Chinesisch können Tibeter kaum Arbeit im staatlichen Sektor finden.

  • In höheren Schulen werden alle Fächer auf Chinesisch gelehrt. Obwohl Englisch für alle Universitätskurse Voraussetzung ist, können tibetische Schüler nur Englisch lernen, wenn sie auf das Studium ihrer Muttersprache verzichten. Viele Jugendliche werden zur Erziehung nach China geschickt, gewöhnlich für einen Zeitraum von 7 Jahren.

  • Seit 1994 haben die Chinesen ihre Bemühungen verstärkt, die jungen Tibeter in allen Phasen ihrer Ausbildung über ihre kulturelle Vergangenheit neu zu belehren. Sie vermitteln dabei ein entstelltes Geschichtsbild, aus dem jede Bezugnahme auf ein unabhängiges Tibet gänzlich gestrichen ist.

  • In der Schule wird keine spontane Diskussion von Themen gestattet, welche die Kultur, Religion oder die sozialen Belange Tibets betreffen. Alle Schüler müssen sich aktiv zu dem Standpunkt der Partei bekennen, und die chinesische Kultur wird nachdrücklich gefördert.

Religiöse Intoleranz

  • Die religiöse Ausübung wurde bis 1979 gewaltsam und gänzlich unterdrückt, und bis zu 6.000 Klöster und Tempel wurden zerstört.

  • Die Verfassung der Volksrepublik China von 1982 garantiert zwar die Freiheit des religiösen Glaubens, aber China versucht dennoch die Anzahl von Mönchen und Nonnen, die in ein Kloster eintreten dürfen, zu beschränken. Die Einschränkungen verbieten auch Jugendlichen unter 18 Jahren den Eintritt in ein Kloster.

  • Nachdem Nonnen und Mönche die willkürlichen Haftstrafen, die ihnen wegen Unabhängigkeitsaktivitäten auferlegt wurden, verbüßt haben und aus dem Gefängnis entlassen werden, wird ihnen der Wiedereintritt in ihr Kloster verwehrt.

  • Neue 1984 verabschiedete Richtlinien führten zu einer Politik erneuter religiöser Unterdrückung und der Bestrebung, die religiöse Autorität des Dalai Lama zu diskreditieren.

  • 1995 wies die chinesische Regierung den vom Dalai Lama als die Wiedergeburt des Panchen Lama anerkannten Knaben zurück und inthronisierte statt dessen ihren eigenen Kandidaten.

Chinesische Zuwanderer überfluten Tibet

  • Peking gibt zu, eine Politik der bewußten Ermutigung von Chinesen zu betreiben, sich auf lange Sicht in Tibet niederzulassen.

  • Der Zustrom von Chinesen hat die Wirtschaft destabilisiert. Erzwungene landwirtschaftliche Modernisierungsmaßnahmen führten zu großen Mißernten, und zu der ersten jemals verzeichneten Hungersnot in Tibet (1960-1962), der 340.000 Tibeter zum Opfer fielen. Tibetisches Acker- und Weideland wurde konfisziert und zu kommunalen Anbauflächen kollektiviert.

  • Die Umsiedlung von chinesischen Zuwanderern hat die Tibeter in vielen Gebieten, einschließlich Lhasas, zu einer Minderheit in ihrem eigenen Lande gemacht, was zu permanenter Arbeitslosigkeit unter ihnen führte.

  • Offiziellen Angaben zufolge beträgt die Anzahl der Nicht-Tibeter in der TAR 79.000. Unabhängige Studien geben als Zahl allerdings 250.000 bis 300.000 an, und für den Gesamtraum Tibet kommen 5 bis 5,5 Mio. Chinesen auf 4,5 Mio. Tibeter. In Kham und Amdo sind die Chinesen den Tibetern zahlenmäßig um ein Vielfaches überlegen.

Wirtschaftliche Entwicklungspläne

  • Peking strebt in der tibetischen Region ein Jahreswirtschaftswachstum von 10 % an. Neue Geldmittel werden chinesischen Unternehmern zur Verfügung gestellt, wie die Ankündigung einer Eisenbahn für Tibet von 1994 zeigt. Dieses Schienenprojekt wird sowohl den Zustrom chinesischer Siedler als auch den Abbau der tibetischen Bodenschätze beschleunigen.

  • Nach dem Plan der Wirtschaftsplanungskommission für die TAR richtet sich der Hauptvorstoß der chinesischen Wirtschaft in Tibet in dem Jahrzehnt ab 1990 auf die Ausbeutung der Mineral-Ressourcen. Bergbau und anderer Abbau von Bodenschätzen ist sowohl in U-Tsang als auch in Amdo der größte Wirtschaftszweig.

  • Chinesische Händler werden durch niedrigere Steuerveranlagung, ebenso wie durch die dominierende Stellung der Chinesen in der Verwaltung bevorzugt. Chinesische Beamte bekommen eine ganze Reihe von Vergünstigungen, wenn sie in Tibet arbeiten.

  • China drängt darauf, Tibet in seine neue Marktwirtschaft zu integrieren, indem es die landwirtschaftliche Produktion antreibt. Der dem Klima angemessene traditionelle Anbau von Gerste wird allmählich verringert, während neue Getreidesorten (manchmal mit ausländischer Hilfeleistung) eingeführt werden.

Die Umwelt und das Militär

  • Die Schätzungen über Abholzung variieren zwar größenordnungsmäßig, aber die meisten Experten rechnen, daß mindestens die Hälfte der natürlich bewaldeten Oberfläche Tibets seit der chinesischen Besatzung verschwunden ist. Ein breit angelegtes Straßenbau-Programm hat die bislang unzugänglichen Waldgebiete erschlossen. Touristen haben bis zu 60 LKW in der Stunde gezählt, die mit Holzstämmen beladen Tibet verlassen, ein Beweis für eine Entwaldung in größtem Maßstabe, die völlig im Widerspruch zu der UN Resolution 1803 (XVII) von 1962 steht, die das Recht der einzelnen Völker auf die ständige Souveränität über ihre natürlichen Ressourcen festlegt.

  • Die indische Regierung berichtet, daß drei Nuklear-Raketen-Abschußrampen und schätzungsweise 300.000 Soldaten auf tibetischem Territorium stationiert sind.

  • Während der gesamten 60er und 70er Jahre betrieben die Chinesen ein großes Atomwaffen-Forschungszentrum namens "Neunte Akademie" in der Präfektur Haibai, Provinz Qinghai.

  • China hat zugegeben, daß es nukleare Abfallprodukte auf dem tibetischen Plateau lagert. In der Nähe des Kokonor Sees, des größten Sees der tibetischen Hochebene, gibt es eine 20 km2 große Deponie für radioaktiven Schadstoffe.