20. Februar 2001

TIBET INFORMATION NETWORK

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Antireligionskampagne richtet sich gegen tibetische Schulkinder

Im Zuge einer staatlichen Kampagne gegen die Religion in Mittelschulen und in einigen Grundschulen werden nun Kinder in der tibetischen Hauptstadt Lhasa daran gehindert, ihre religiösen Überzeugungen zum Ausdruck zu bringen und devotionale Riten auszuführen. TIN zugegangenen Berichten zufolge bekommen Schulkinder zwischen 7 und 13 Jahren zu hören, die Praxis des tibetischen Buddhismus sei ein "rückständiges Benehmen" und dem Fortschritt ein Hindernis im Weg. In manchen Schulen wurden Kinder mit Arrest oder Geldbußen bestraft, wenn sie das Verbot des Tragens der traditionellen buddhistischen "Schutzkordeln" (srung mdud) nicht einhielten.

Ein Tibeter aus Lhasa berichtete TIN: "Die dem natürlichen Hang der Kinder zur Religion und ihrem Glauben an das Buddha Dharma entspringenden Gewohnheiten, welche sie von ihren Eltern übernommen haben, wie der Besuch von Tempeln zur Darbringung von Gaben und Gebeten, die Weihrauch-Verbrennungs-Rituale, das regelmäßige Rezitieren von Morgen- und Abendgebeten, das Tragen der von ihren Hauptlamas geweihten srung mdud und andere Manifestationen des religiösen Glaubens der Tibeter wurden unter Beschuß genommen und verboten. Die Kinder werden ermahnt, statt dessen Liebe zu der von den Chinesen propagierten Marke des Kommunismus und Sozialismus zu pflegen, und volle Ergebenheit und Loyalität zum Mutterland zu entwickeln".

In einer Schule teilte die Schulleitung die Namen der Kinder, welche die Schutzkordeln trugen oder in Besitz der Mantras enthaltenden Schutzbeutelchen waren, den Klassenlehrern mit und forderte sie auf, von den betreffenden Kindern kleine Geldbußen einzusammeln. Die Quellen von TIN besagen, in einigen Schulen seien die den Kindern abgenommenen Schutzkordeln zerschnitten und vor der Klasse verbrannt worden.

In einem weiteren Bericht heißt es, Schulkindern, welche die Schutzkordeln tragen, sei - selbst wenn ihre schulischen Leistungen und ihr Benehmen als hervorragend betrachtet werden - damit gedroht worden, sie würden von der Schule fliegen oder vor allen öffentlich angeprangert und beschämt werden. In manchen Schulen wurden die Kinder auch gewarnt, daß jemand, der beim Tragen einer Schutzkordel erwischt wird, durch Abzug von Noten bei den Prüfungsergebnissen bestraft würde.

Die Kampagne zur patriotischen Erziehung mit ihrer Betonung auf Untergrabung der Loyalität der Tibeter zum Dalai Lama und der Förderung von Atheismus bildet seit 1996 eine zentrale Politik der Regierung in Lhasa. Einem Leitartikel in Tibet Daily vom 4. Juli 2000 zufolge sollen Kinder atheistisch erzogen werden, "um sie von dem schlechten Einfluß der Religion befreien zu helfen".

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