26. Mai 2006

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Aus: News Digest

Chinesischer Akademiker nennt die Forderungen des Dalai Lama ein Hindernis für Gespräche

Ein einflußreicher chinesischer Akademiker sagte, die Gesandten des Dalai Lama hätten Forderungen hinsichtlich tibetischer Autonomie und der räumlichen Ausdehnung der Region gestellt, die für China inakzeptabel seien. „Im Laufe der Kontaktaufnahme brachte der Dalai Lama zwei große Fragen aufs Tapet. Eine betrifft Großtibet und die andere die vollständige oder echte Autonomie“, äußerte sich Laba Phuntsog (chin. Laba Pingcuo), der Generalsekretär des Tibetologie-Forschungszentrums Chinas und früherer Vize-Vorsitzender der TAR, einer Gruppe von ausländischen Reportern gegenüber. „Die zwei Fragen, die er vorbrachte, sind mit der Geschichte Tibets unvereinbar“, meinte er weiter und fügte hinzu: „Der Dalai Lama hat mit seinen Forderungen ein großes Hindernis geschaffen“. Das tibetische Volk wünsche überhaupt keine Veränderung des Status quo, und der Vorschlag des Dalai Lama, ein sogenanntes „Großtibet“ zu schaffen, laufe dem Willen des tibetischen Volkes zuwider. Die wahre Absicht des Dalai Lama sei, die Kontrolle über Tibet wieder an sich zu reißen, behauptete Laba Phuntsog.

Der Dalai Lama floh 1959 nach einem fehlgeschlagenen Aufstand gegen die chinesische Besatzung aus Lhasa, neun Jahre nachdem kommunistische Truppen in das Gebiet eingedrungen waren, das heute als die Autonome Region Tibet (TAR) bekannt ist. Doch auch Teile der westlichen chinesischen Provinzen Gansu, Qinghai, Sichuan und Yunnan weisen einen hohen Anteil an ethnischer tibetischer Bevölkerung auf und werden daher als dem historischen oder kulturellen Tibet zugehörend betrachtet. Wie Laba Phuntsog andeutete, möchte der Dalai Lama, daß auch diese tibetischen Siedlungsgebiete in die Debatte um die Zukunft Tibets mit einbezogen werden.

Der Dalai Lama befürwortet den Mittleren Pfad, bei dem statt Unabhängigkeit eine größere Autonomie für Tibet angestrebt wird, doch Laba Phuntsog erklärte, der Region mehr Autonomie zu gewähren, sei problematisch. „Den Status quo zu ändern, würde der Verfassung der Volksrepublik China zuwiderlaufen und stünde nicht in Übereinstimmung mit den Autonomiegesetzen für die nationalen Minderheiten“.