3. Juli 2010
Phayul, www.phayul.com

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„Beschützer der Umwelt“ Rinchen Samdrup zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt

Heute verurteilte ein chinesisches Gericht den Bruder des kürzlich hinter Gitter gesetzten Umweltaktivisten Karma Samdrup zu fünf Jahren Gefängnis und drei Jahren Aberkennung der bürgerlichen Rechte wegen „Aufhetzung zur Spaltung des Mutterlandes“.

Der 44jährige Rinchen Samdrup leitete eine Umweltorganisation in dem gebirgigen Bezirk Gonjo in der Präfektur Chamdo, TAR. Seine NGO mobilisierte an die 1.700 Ortsansässige zu einem Wiederaufforstungsprogramm und den Kampf gegen die Wilderei.

Rinchen Samdrup war vergangenen August zusammen mit seinem jüngeren Bruder Chime Namgyal festgenommen worden, nachdem sie einen lokalen Polizeichef wegen der Jagd auf gefährdete Wildtiere gerügt hatten. Die formelle Anklage gegen sie lautet, daß ihre Organisation, die „Kham Anjiong Seng'ge Nanzhong Vereinigung zum Schutz der Umwelt“ illegal arbeite. Wegen eines Hinweises auf den Dalai Lama als Nobelpreisträger auf ihrer Website wurde der Fall als ein ernstes politisches Verbrechen behandelt. Der Polizeichef, den sie des Jagens von geschützten Tierarten bezichtigten, ist inzwischen mit einer Beförderung belohnt worden. Innerhalb von zehn Tagen kann Rinchen gegen das Urteil Berufung einlegen.

Am 24. Juni war der mittlere Bruder Karma Samdrup, ein reicher Geschäftsmann und Umweltaktivist, unter der Anklage der Aushebung alter Gräber und der Grabräuberei zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt worden, obwohl die gegen ihn erhobenen Beschuldigungen bereits vor 10 Jahren fallen gelassen worden waren. Auf die Festnahme seiner Brüder hin hatte Karma Samdrup versucht, ihre Freilassung zu erreichen, wodurch er die Lokalbehörden gegen sich aufbrachte.

Der jüngste der drei Brüder, Chime Namgyal, verbüßt eine Strafe von 21 Monaten in einer Anstalt zur Umerziehung-durch-Arbeit, weil er angeblich die „nationale Sicherheit beeinträchtigt“ habe.

Die gegen Rinchen erhobenen Beschuldigungen betrafen die „illegale Herstellung von drei DVDs mit einer Präsentation über die Ökologie, die Umwelt, die natürlichen Ressourcen und die Religion in der Präfektur Chamdo, den illegalen Besitz von reaktionärem Propagandamaterial über die Dalai-Clique im Ausland und die Bereitstellung von Photomaterial für die illegale Publikation ‚Verbotener Berg, verbotene Jagd’“.

2006 war Rinchen von der China-Stiftung der Ford Motor Company für die Erhaltung der Umwelt mit einem Preis ausgezeichnet worden. Außerdem würdigte die Eine-Welt-Stiftung von Jet Li sein Werk. Der chinesische Umwelt-Journalist Feng Yongfeng schrieb ausführlich über das Wirken von Rinchen Samdrup. In einem vor einigen Monaten auf der Website des chinesischen Umweltministeriums veröffentlichten Artikel pries er Rinchen Samdrup als „Beschützer der Umwelt“, der die „reine Ruhe eines Intellektuellen“ ausstrahle.

Feng Yongfeng sagte, er sei bestürzt gewesen, als er von der Festnahme Rinchens erfuhr. „In jungen Jahren war Rinchen ein Mönch, er ist ein Künstler und tut eine Menge Gutes für die Umwelt. Er öffnete sein Haus für Pilger und heilte Kranke, denn er ist auch in tibetischer Medizin kundig. Er scheint ein Mann großen Glaubens zu sein“.

Dolkar Tso, Karma Samdrups Frau, sagte, sie habe monatelang nichts von dem älteren Bruder ihres Mannes gehört. „Mein Mann erzählte mir, als er sie letztes Jahr besuchte, wären seinen Brüdern schwere Mißhandlungen anzumerken gewesen“. Der jüngste der drei sei aus dem Arbeitslager in ein kleines Krankenhaus gebracht worden, weil er infolge eines Rückenleidens nun körperbehindert ist. Seine Familie bat darum, daß man ihn in ein größeres Krankenhaus in eine Stadt verlegen möge, damit er operiert werden kann, aber er wurde statt dessen Ende Juni in das Arbeitslager zurückgeschickt.

Eine ausführliche Schilderung des Falles von Rinchen Samdrup sowie eine Übersetzung des Artikels von Feng Yongfeng „Rinchen Samdrup, der Baumpflanzer“ vom 3. Februar 2010 gibt es bei International Campaign for Tibet, www.savetibet.org