13. November 2012
Phayul, www.phayul.com

„Betet für meine Tochter: Möge sie in einem unabhängigen Tibet wiedergeboren werden“

Worte von Tamdrin Tsos Vater

Der Vater der Tibeterin Tamdrin Tso, die nach ihrem Feuerprotest letzte Woche starb, bat darum, man möge für seine Tochter beten, damit ihr nächstes Leben in einem unabhängigen Tibet erfolge.

Tamdrin Tso

„Ich bitte euch alle, dafür zu beten, daß meine Tochter in einem unabhängigen Tibet wiedergeboren wird und in ihrem nächsten Leben Seine Heiligkeit den Dalai Lama mit eigenen Augen sehen und seine Worte vernehmen kann“, sagte ihr Vater, Tamdrin Kyab, zu einer Gruppe von Ortsansässigen, die gekommen waren, um seiner Tochter die letzte Ehre zu erweisen.

Es wurde schon berichtet, daß viele Tibeter zu dem Haus der Familie strömten, um ihr Beileid und ihre Solidarität auszudrücken.

Seine Tochter „sei stets über die Lage Tibets bekümmert gewesen“, sagte Tamdrin Kyab und betonte, daß sie sich „um der Sache Tibets willen und nicht aus irgendwelchen familiären Gründen“ verbrannt habe.

Der Anlaß zu ihrer Tat war Kyab zufolge ein Besuch zusammen mit seiner Tochter vergangenen Monat in der nahegelegene Stadt Dowa, wo sie „die Aushänge der chinesischen Regierung sah, auf denen das Verbot von Dalai Lama Bildern bestätigt wurde und die Tibeter aufgerufen wurden, separatistische Kräfte und ihre Aktivitäten zu bekämpfen“ (1).

Seine Tochter sei „sichtbar aufgebracht“ gewesen und erschüttert über diese Plakate. Er erinnert sich an ihre Worte: „Vater, das ist das traurige Schicksal des tibetischen Volkes. Wir dürfen nicht einmal das Bild unseres geistlichen Oberhaupts, Seiner Heiligkeit des Dalai Lama, aufstellen und davor beten“.

Auf der Bekanntmachung ist zu lesen: „Die Regierung verhängt ein totales Verbot der Bilder des Dalai Lama“ und gelobt „die Einheit des Mutterlandes zu schützen und gegen die separatistischen Aktivitäten der Dalai Gruppe vorzugehen“.

Tamdrin Tso, 23, Mutter eines sechsjährigen Buben, zündete sich dann am 7. November in der Nähe des Ghemar Thang in der Stadt Dowa an und rief, „Seine Heiligkeit der Dalai Lama muß nach Tibet zurückkehren“.

„Ehe sie an jenem Tag von zu Hause wegging“, so erzählte ihr Vater, „reinigte sie das Haus und brachte Gebete vor einem Portrait Seiner Heiligkeit des Dalai Lama dar. Sie muß wohl, sowie sie alleine war, das Benzin aus dem Motorrad der Familie geholt haben“.

„Als ich von dem Selbstverbrennungsprotest meiner Tochter erfuhr, war mir, als würde mir mein Herz aus dem Leib gerissen. Sie war mein Liebling und meine innig geliebte Tochter. Von klein an erhob ich auch nicht einen Finger gegen sie“.

Tamdrin Tsos von Khatags umrahmtes Portrait

Der tief betroffene Vater sagte jedoch, die Entscheidung seiner Tochter sei für die größere Sache Tibets gewesen und für die Sehnsucht, Seine Heiligkeit den Dalai Lama und den Panchen Lama auf ihren rechtmäßigen Sitzen zu sehen.

„Ich denke daher, es ist sinnlos, sich weitere Gedanken zu machen, wir haben ihre Entscheidung und ihr Opfer zu respektieren“, fügte Kyab hinzu. „Deshalb appelliere ich an euch alle, einträchtig zu sein und gemeinsam für die Erfüllung ihrer Ziele und Sehnsüchte zu arbeiten“.

Nach Tamdin Tsos Selbstverbrennungsprotest legten weitere acht Tibeter Feuer an sich, womit die Zahl der Opfer auf 72 stieg, seit die Welle der feurigen Proteste 2009 begann.

(1) 18. Oktober 2012, „Verbot von Dalai Lama Bildern in Amdo rigoros gehandhabt