24. August 2011 Tibetan Centre for Human Rights and Democracy, www.tchrd.org

Mönch Jigme Guri vom Kloster Labrang, der 2008 eine kühne Videobotschaft an die Welt richtete, erneut festgenommen

Am 20. August 2001 hat das Public Security Bureau den Mönch Jigme Gyatso oder Jigme Guri zum dritten Mal festgenommen, und zwar in einem Hotel namens Z-hong Yan in der Stadt Tsoe (chin. Hezou), Präfektur Kanlho. Unseren Quellen zufolge durchwühlten Polizei und Sicherheitskräfte sein Zimmer auf verbotenes Material hin, ehe sie ihn festnahmen, wobei sie all seine Gegenstände und seinen Computer eingehend untersuchten. Dabei beschlagnahmten sie einige CDs. Etwa zehn Mönche und andere Personen waren zum Zeitpunkt der Festnahme um Jigme. Sie fragten die Polizei nach dem Grund für die Festnahme, erhielten aber keine Antwort.

Jigme Guri (Bild: Woeser)

Jigme Guri, vom Kloster Labrang wurde zuerst am 28. März 2008 festgenommen, als er gerade auf dem Rückweg vom Markt zu seinem Kloster war. Zwei Monate lang hielten sie ihn wegen seiner vermeintlichen Rolle bei den Massenaufständen 2008 in einem Haftzentrum fest. Dort wurde er schwer gefoltert (1).

Die zweite Festnahme erfolgte, nachdem der Tibetische Dienst von Voice of America am 3. September 2008 ein Video ausstrahlte, in dem Jigme eingehend über die Sehnsüchte und Hoffnungen des tibetischen Volkes sprach und die Folter und unmenschliche Behandlung, die die Mönche von Labrang wegen ihrer Teilnahme an den Demonstrationen von 2008 zu ertragen hatten, schilderte (2). Nachdem er sich fast zwei Monate lang versteckt gehalten hatte, nahm ihn am 4. November 2008 eine große Zahl von Kräften der PAP und des PSB fest, die in mehreren Militärlastwagen zum Haus eines Tibeters gefahren war, wo er sich versteckt hatte (3). Am 3. Mai 2009 kam er schließlich wieder frei (4).

Der heute 44jährige Mönch Jigme entstammt einer Bauernfamilie aus dem Dorf Lhutang, Gemeinde Juicha, Bezirk Sangchu (chin. Sangchu Xian), TAP Kanlho, Provinz Gansu. Er stand früher dem Berufsbildungswerk im Kloster Labrang vor und war sogar Vize-Vorsitzender des Demokratischen Verwaltungsrates (DMC) des Klosters.

Es wurde nichts darüber bekannt, wohin er nach der Festnahme hingebracht wurde.

Jigme Guri - Videobotschaft 2008

25. August 2011

Letzten Informationen aus zuverlässigen Quellen zufolge wurde Jigme Guri am 19. August zu einem Fest in die Stadt Tsoe eingeladen, wo populäre tibetische Sänger wie Sherten auftreten sollten. Als er nicht zu der Veranstaltung erschien, begaben sich seine zwei Schüler auf die Suche nach ihrem Lehrer. Als sie um etwa 19 Uhr das Hotel erreichten, trafen sie auf zahlreiche Polizisten, die sie daran hinderten, das Zimmer, in dem sich der Mönch Jigme aufhielt, zu betreten. Jigme sei gar nicht drinnen, erklärten diese ihnen. Doch die beiden konnten hören, wie ihr Lehrer ihnen von drinnen aus zurief, sie sollten sich schleunigst aus dem Staub machen, denn die Situation sei gefährlich. Durch ein Fenster konnten sie ihn auf seinem Bett liegen sehen.

Am Abend des 20. August drangen um die 40 Polizeioffiziere in Jigmes Zimmer in dem Kloster ein. Sie konfiszierten zehn große und 20 kleinere Portraits des Dalai Lama, außerdem seine zwei elektronischen Systeme und zwei Laptops. Sie durchsuchten auch die Zimmer seiner Schüler und das Materiallager. Außerdem zwangen sie einen seiner Verwandten, sie zu seinem Meditationszimmer in der Stadt Phukthee, unterhalb des Klosters, zu bringen, wo vier weitere Bilder Seiner Heiligkeit des Dalai Lama beschlagnahmt wurden.

Gedun Phuntsok, ein ehemaliger Schüler von Jigme, der jetzt in Indien lebt, appelliert an die internationale Gemeinschaft:

„Es ist nun schon der dritte Tag, daß mein Lehrer Jigme verschwunden ist. Die Sicherheitsleute, die ihn diesmal festnahmen und seine Räume durchsuchten, sind wohl nicht von der Lokalverwaltung. Es scheint, daß sie von der Provinzregierung geschickt wurden. Ich denke, die chinesische Regierung will ihn diesmal offiziell verhaften lassen. Bereits 2008 wurde er festgenommen und gefoltert. Lange Zeit befand er sich danach in medizinischer Behandlung und seine Mutter kümmerte sich ihm Krankenhaus um ihn. Die Lage ist diesmal völlig ungeklärt. Ich bin sehr besorgt, wie die Behörden jetzt mit umgehen werden. Deshalb appelliere ich an alle freiheits- und gerechtigkeitsliebenden Menschen in der ganzen Welt alles zu tun, was sie nur können, damit Jigme wieder frei kommt.“

Fußnoten

(1) 8. November 2008 „Tibetischer Mönch untergetaucht, nachdem er ein freimütiges Interview über seine Folterung und Mißhandlung gab“

(2) Die vollständige Übersetzung dieses Berichts, siehe: Eine Stimme aus Tibet: Video-Interview eines Mönches aus Amdo

Das Video mit tibetischen Untertiteln gibt es bei Tibet Customs und auch auf zahlreichen anderen Websites

(3) 3. November 2008 „Mönch erneut festgenommen, der ausländischen Medien Chinas brutale Repression enthüllt hatte

(4) 6. Mai 2009, „Der Mönch, der in einer Videobotschaft Chinas Brutalität schilderte, freigelassen