21. Juli 2009
The Tibet Post International, http://www.tibetpost.net/

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Dhondup Wangchens Frau kämpft um die Freilassung ihres Mannes

„Reporter ohne Grenzen“ starteten am 17. Juni eine Online-Petition für die Freilassung des tibetischen Filmemachers Dhondup Wangchen. Kürzlich hatten die chinesischen Behörden einen Rechtsanwalt daran gehindert, ihn vor Gericht zu vertreten (1). Daraus wird deutlich, daß für Han Chinesen und Tibeter das geltende Recht in unterschiedlicher Weise interpretiert wird.

<-- Dhondup Wangchen, Bild von Dechen Pemba

Dhondups Frau Lhamo Tso, die in Indien lebt und eine achtköpfige Familie zu ernähren hat, berichtete Tibet Post, daß ihr Mann stets „von robuster Natur und sehr aktiv gewesen ist und den aufrichtigen Wunsch hatte, etwas Nützliches für Tibet zu tun“. „Ich freue mich über diese Unterschriftskampagne von ‚Reporter ohne Grenzen’ für meinen Mann und ich ersuche die internationale Gemeinschaft, einschließlich Amnesty International, sich unserer Bitte anzuschließen“.

Die Menschen in Tibet haben Angst, selbständig Rechtsanwälte zu engagieren, die ihrem Leid und ihren Sorgen Ausdruck verleihen könnten. Die kommunistische Führung hat öffentlich die Kritik der internationalen Gemeinschaft und der „Reporter ohne Grenzen“ zurückgewiesen und behauptet, die Bürger des Landes würden durch die gesetzlich vorgesehenen Anwälte vor Gericht genügend verteidigt werden.

Wie die tibetische Schriftstellerin Woeser in ihrem Blog mitteilte, warnten chinesische Justizvertreter in Qinghai den prominenten Pekinger Rechtsanwalt Li Dunyong davor, „den Fall von Dhondup Wangchen zu übernehmen“. Außerdem verschärfte das kommunistische Regime seine Attacken gegen Menschenrechtsanwälte, welche sich in letzter Zeit der Fälle von Tibetern und Uighuren angenommen haben.

„Auf meine Bitte und den Rat von ‚Reporter ohne Grenzen’ unterstützten einige tibetische NGOs, hauptsächlich der Tibetische Jugendkongreß und die Tibetische Frauenvereinigung, unsere Kampagne ‚Befreie Dhondup Wangchen’, indem sie mir halfen Tausende von Unterschriften für diese Petition zu sammeln und Dhondup Wangchens Films ‚Leaving Fear Behind’ in ganz Indien publik zu machen. Außerdem konnte ich mit Hilfe von Freunden und Bekannten in drei größeren tibetischen Klöstern und Siedlungen in Südindien, wo Tausende tibetischer Flüchtlinge wohnen, Unterschriften sammeln. Ich selbst ging in alle tibetischen Klöster und Einrichtungen in und um Dharamsala, um für die Kampagne zu werben“, fügte Lhamo Tso hinzu.

Lhamo Tso mit ihrer Tochter in Dharamsala

Internationale Organisationen wie „Reporter ohne Grenzen“, die sich für Pressefreiheit einsetzen, sowie Amnesty International forderten die Freilassung von Dhondup Wangchen. In dem Film „Leaving Fear Behind“, sprechen Tibeter frei ihre Ansichten zu der Olympiade in Peking von 2008, zu ihrem geistlichen Oberhaupt dem Dalai Lama und zur gegenwärtigen Politik Chinas in Tibet aus. Der 25 Minuten lange Film wurde inzwischen in 30 Ländern gezeigt.

Li Dunyong vertritt die Ansicht, daß Dhondup Wangchens Handlung der Herstellung des Films nach dem chinesischen Recht keine strafbare Handlung darstellt. Aber es bestehen nun große Sorgen wegen Dhondup Wangchens Zustand, da er ohne Kontakt zur Außenwelt und zu einem Anwalt seiner Wahl gefangenen gehalten wird und sein Prozeß unmittelbar bevorsteht [er könnte bereits am oder um den 1. August stattfinden].

„Für die Tibeter ist Seine Heiligkeit der Dalai Lama wie ihr Augapfel und ihr Herzstück. Deshalb sprachen 108 Tibeter in Tibet in diesem Film über ihr unsägliches Leid unter dem kommunistischen Regime Chinas und brachten ihren unerschütterlichen Glauben an Seine Heiligkeit den Dalai Lama zum Ausdruck, obwohl sie wußten, daß sie damit ihr Leben riskierten. Verlautbarungen zufolge versuchte Wangchens Cousin das Skript des Films sowie einige Bilder Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama vorzulegen, als dieser 2008 Deutschland besuchte, aber leider gelang es ihm nicht. Daraufhin ging ich selbst zum Büro Seiner Heiligkeit und übergab dort den Film. Als die Olympischen Spiele gerade um die Ecke waren, kam die CD ‚Leaving Fear Behind’ heraus (2). Kürzlich bot sich mir die Gelegenheit, den Dokumentarfilm Seiner Heiligkeit persönlich zu überreichen. Ich denke, daß er ihn angeschaut hat“, fuhr Lhamo fort.

Es gibt mehrere Fälle, wo aggressivere Taktiken als nur bürokratische Hindernisse und Einschüchterung gegen Rechtsanwälte eingesetzt wurden, die sich solcher Fälle annehmen, wie etwa Festnahmen, Verschwindenlassen und Mißhandlung. Li Fangping, der chinesische Anwalt, der versuchte, dieses Jahr zusammen mit seinem Kollegen Jiang Tianyong einige prominente Tibeter zu verteidigen, darf zwei tibetischen Mönchen in Osttibet keinen rechtlichen Beistand leisten. Xu Zhiyong von Gongmeng [Initiative „Offene Verfassung“] wurde mit einer Strafe von 1,42 Mio. Yuan belegt, weil er Fälle von Tibetern und Uiguren übernehmen wollte. Dem bekannten buddhistischen Lehrmeister Tenzin Delek Rinpoche war seinerzeit nicht erlaubt worden, durch die zwei prominenten Pekinger Anwälte Zhang Sizhi und Li Huigeng vor Gericht verteidigt zu werden (4).

 (1) 18. Jul 2009: „Tibetischem Filmemacher wird Anwalt seiner Wahl verweigert

(2) 9. August 2008: „Tibeter landet wegen Dokumentarfilm in chinesischem Gefängnis

(3) 25. Juli 2009, Washington Post: “The Law On Trial In China” von Teng Biao

(4) 31. Dezember 2002: „Prominente Anwälte von der Verteidigung Tenzin Delek Rinpoches ausgeschlossen

Urgent Action auf der Website zu dem Film "Leaving Fear Behind"