17. Dezember 2009
Department of Information & International Relations (DIIR)
Central Tibetan Administration, www.tibet.net

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Dringender Appell des tibetischen Parlaments-im-Exil: Tibeter in Nyagchu in grosser Gefahr

Das tibetische Parlament-im-Exil appellierte heute an Menschenrechtsorganisationen und Unterstützer der Sache Tibets, die chinesische Regierung zur Zurückhaltung aufzufordern und der kritischen Lage im Bezirk Nyagchu der Tibetisch-Autonomen Präfektur Kardze ist Osttibet auf friedliche Weise zu begegnen.

Verwaltungsgebäude in Nyagchu (RFA)

Appell:

Kürzlich haben sich sieben Tibeter aus dem Bezirk Nyagchu nach Chengdu begeben, um Tulku Tenzin Delek zu besuchen, der im Gefängnis der Stadt schmachtet. Der Tulku ist ein in Osttibet äußerst beliebter Lama, der 2002 verhaftet und zum Tode verurteilt wurde. Das Urteil wurde später in eine lebenslängliche Freiheitsstrafe umgewandelt. Tibeter und Menschenrechtsgruppen riefen damals eine weltumspannende Bewegung für seine Freilassung ins Leben, denn die gegen ihn vorgebrachte Anklage der Beteiligung an einem Sprengstoffanschlag wird allgemein als konstruiert erachtet.

Anstatt den sieben Tibetern einen Besuch bei dem Tulku zu gestatten, nahmen die chinesischen Behörden sie in Haft. Am 5. Dezember 2009 strömten daraufhin etwa 90 Tibeter aus der Heimatgegend des Tulku vor dem Gebäude der Bezirksverwaltung von Nyagchu zusammen und verlangten die Freilassung der sieben Personen mit der Begründung, daß sie ja gar nicht gegen die Behörden demonstriert hätten, sondern nur den Tulku besuchen wollten. Ferner forderten sie seine Freilassung.

Glaubwürdigen Augenzeugenberichten zufolge wurden mehrere Leute aus dieser zweiten Gruppe übel zusammengeschlagen und verhaftet. Zudem demolierte man ihre Motorräder. Die Zeugen, die nur noch ihre zerstörten Motorräder und Blutspuren vorfanden, nannten uns die Namen der Verhafteten.

Neuesten Informationen zufolge haben sich über 300 weitere Tibeter vor Ort versammelt und halten schon seit drei Tagen eine friedliche Mahnwache ab. Sie fordern von den Behörden die Freilassung des Tulku und aller anderen Festgenommenen. Wie es heißt, seien immer mehr Tibeter, auch aus abgelegenen Gegenden, auf dem Weg zur Bezirksverwaltung. Die chinesischen Behörden beharren indessen auf ihrer harten Haltung und lassen niemanden frei. Sie drohen den Tibetern damit, daß sie mit scharfer Munition auf sie schießen würden, falls sie nicht von der Stelle weichen. Wir befürchten nun eine Wiederholung der blutigen Massaker an friedlichen Demonstranten, wie Tibet sie im letzten Jahr erlebte.

Deshalb appellieren wir an alle Tibet-Unterstützer, Menschenrechtsgruppen und an alle, die an Gewaltfreiheit glauben, sie mögen die chinesische Regierung unverzüglich auffordern, Zurückhaltung zu üben und die Angelegenheit friedlich zu lösen.

Weitere Informationen der letzten Tage:

02.12.2009: „Tulku Tenzin Delek Rinpoche schwerkrank - heute vor sieben Jahren wurde er zum Tode verurteilt“ (ITSN),

08.12.2009: „60 Tibeter in Kardze festgenommen, weil sie um die Freilassung von Tenzin Deleg Rinpoche baten - starkes Militäraufgebot (TCHRD)“

09.12.2009: „Tibeter in Tibet fordern eine Wiederaufnahme des Verfahrens gegen einen zu lebenslänglich verurteilten religiösen Würdenträger (ITSN)“

11.12.2009: „Gespannte Lage in Kardze in Osttibet - China entsendet paramilitärische Truppen“ (RFA)