27. Juli 2016 |
Radio Free Asia, www.rfa.org, Central Tibetan Administration, www.tibet.net
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Die Nichte von Tulku Tenzin Delek Rinpoche erreicht ein Jahr nach seinem Tod Indien und spricht mit der PresseDie Nichte des populären Lamas, der im Juli 2015 unter seltsamen Umständen in einem chinesischen Gefängnis starb (1), erreichte nach ihrer Flucht aus China am Sonntag, dem 24. Juli, Dharamsala, wie Verwandte in Indien bekanntgaben. Nyima Lhamo ist die Nichte von Tenzin Delek Rinpoche, der widerrechtlich wegen seiner angeblichen Verwicklung in einen Sprengstoffanschlag zu lebenslänglicher Haft verurteilt worden war. Er starb mit 65 Jahren im 13. Jahr seiner Gefangenschaft. Er genoß wegen seines Engagements für den Erhalt der tibetischen Kultur und der Umwelt unter den Tibetern großes Ansehen. „Sie traf sicher am Sonntagmorgen, dem 24. Juli, in Dharamsala ein und wohnt jetzt im Tibetan Reception Center“, teilte Lobsang Yonten, ein Freund der Familie mit. Exiltibeter und ihr geistliches Oberhaupt, der Dalai Lama, hießen Lhamo willkommen. Frau Kalden Tsomo, die Vertreterin des Department of Information and International Relations der Tibetischen Zentralverwaltung (CTA) für Menschenrechtsfragen bei der UNO und der EU ermöglichte in Dharamsala eine Pressekonferenz mit Nyima Lhamo. Nyima Lhamo sagte, sie habe viele Schwierigkeiten überwinden müssen, um hier über die Leiden ihres verstorbenen Onkels und ihrer Landsleute sprechen zu können. „Trotz aller Hindernisse und Probleme gelang es mir, aus Tibet zu fliehen. Mein Onkel Tulku Tenzin Delek Rinpoche litt ungeheuer und verstarb im chinesischen Gefängnis. In ähnlicher Weise haben zahllose Tibeter unter der repressiven Herrschaft Chinas gelitten und leiden immer noch darunter. Ich hoffe, daß die unerwiesenen Beschuldigungen, die China gegen den Rinpoche vorbrachte, anhand des chinesischen und internationalen Rechts gründlich untersucht werden und daß die chinesische Regierung die tatsächlichen Umstände, die zu seinem Tod führten, offenlegen wird“. Als sie auf die Umstände zur Zeit des Todes ihres Onkels zu sprechen kam, erzählte Nyima Lhamo: „Kaum waren wir von Rinpoches Tod in Kenntnis gesetzt worden, da versammelten sich ungefähr 300 Personen vor der Bezirksverwaltung von Lithang und forderten, daß ihnen der Körper von Tenzin Delek Rinpoche zur Ausführung der letzten Rituale übergeben werde. Nach wiederholten Appellen gestatteten die Bezirksbeamten von Lithang schließlich neun Personen, bei der Behörde in Chengdu vorzusprechen.“ Obwohl Nyima nicht zu diesen neun Leuten gehörte, denen erlaubt wurde, nach Chengdu zu reisen, gelang es ihr irgendwie dorthin zu gelangen und bei der Polizei die Herausgabe des Körpers des Rinpoche zu fordern. Sie sagte, erst nachdem sie versuchte, sich mit Hilfe eines Schals vor dem Gefängnis von Chengdu aufzuhängen, hätten die Gefängnisbeamten, die sie daran hinderten, ihr Zugang zum Körper des Rinpoche gewährt. „Ich sah, daß seine Lippen ganz schwarz waren, doch sein Körper war zugedeckt. Danach hatten wir die Behörden im Verdacht, den Rinpoche durch Vergiften umgebracht zu haben“. Auf diese Anschuldigungen hin wurden Nyima und ihre Mutter wegen „Verrats von Staatsgeheimnissen“ 18 Tage lang festgehalten (2). In der Haft wurden sie wiederholten Verhören unterzogen. Die Behörden forderten auch, daß Nyima und ihre Mutter ein Dokument, das drei Bedingungen für ihre Entlassung enthielt, unterschreiben sollten. Diese waren: Es darf in Tibet und China keinerlei Information über den Rinpoche verbreitet werden, die Regierung darf nicht dem Verdacht ausgesetzt werden, daß der Rinpoche vergiftet worden sei, und es darf bei öffentlichen Versammlungen oder gegenüber der Außenwelt nichts über seinen Tod verlauten. Nyima und ihre Mutter weigerten sich kategorisch, auf diese Bedingungen einzugehen. Später wurde ihnen mitgeteilt, daß ihr Dorfchef die Unterschrift für sie geleistet habe, außerdem wurden sie streng angewiesen, nach ihrer Freilassung seinen Anordnungen Folge zu leisten. Bezüglich der Situation in Lithang sagte sie, die chinesischen Behörden hätten in verdeckter Form Anweisung gegeben, den Rinpoche und sein Ansehen als ein verehrter tibetischer Lama in Mißkredit zu bringen. Tulku Tenzin Delek war eine hochgeachtete spirituelle Persönlichkeit und einer der prominentesten tibetischen politischen Gefangenen. Er starb unter mysteriösen Umständen am 12. Juli 2015 im Gefängnis Chuandong in der Provinzhauptstadt Chengdu, wo er lebenslänglich eingesperrt war. Tenzin Delek genoß wegen seiner Bemühungen zum Schutz der tibetischen Kultur und Religion vor dem Ansturm der repressiven chinesischen Politik großes Ansehen. Er war auch für sein Engagement zur Erhaltung der zerbrechlichen Umwelt Tibets bekannt, wobei er sich gegen den illegalen Abbau von Bodenschätzen und die Verschmutzung der Flußläufe Tibets wandte. 2002 wurde er von den chinesischen Behörden unter der politisch motivierten Anklage, er sei in einen Sprengstoffanschlag in Chengdu verwickelt gewesen, festgenommen. Der wahre Grund für seine Festnahme war vermutlich seine wachsende Popularität und die unerschütterliche Loyalität, die er dem Dalai Lama erwies. Am 2. Dezember 2002 wurde er, obwohl er sich in allen gegen ihn erhobenen Anklagepunkten für unschuldig erklärte, zum Tode mit zweijährigem Aufschub verurteilt. Auf massive Kampagnen von Exiltibetern und Appellen internationaler Menschenrechtsorganisationen hin wurde das Todesurteil am 24. Januar 2003 in lebenslängliche Haft umgewandelt. (1) 13.7.2015, „Prominenter tibetischer Lama Tenzin Delek Rinpoche starb im Gefängnis“ (2) 20.8.2015, „Chinesische Behörden ergreifen Besitz von Tenzin Delek Rinpoches Asche“ |
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