Juli 2004
Tibetan Review July 2004


Unterschriftsliste von Arbeitskreis Menschenrechte

Zwei bekannte politische Gefangene in kritischem Zustand

Das TCHRD erhielt bestätigte Information, daß sich zwei tibetische politische Gefangene, nämlich Rinzin Wangyal und Lobsang Tenzin, die beide eine lebenslängliche Haftstrafe verbüßen, in kritischem Gesundheitszustand befinden.
Lobsang Tenzin
Photos von www.guchusum.org
Rinzin Wangyal

Rinzin Wangyal wurde 1995 verhaftet und 1997 zu lebenslänglich verurteilt. Das Drapchi Gefängnis in Lhasa, wo er seine Strafe verbüßen sollte, verweigerte seine Aufnahme wegen seiner fortgeschrittenen Arthritis. Er kam deshalb in das entlegene Pawo Tramo Arbeitslager im Distrikt Pawo, Präfektur Nyingtri, TAR. Durch die ständige Mißhandlung über die Jahre und den Mangel an medizinischer Behandlung hat sich sein Zustand so sehr verschlimmert, daß er nicht mehr richtig gehen und essen kann. Rinzin Wangyal hatte bereits in den Siebzigern 10 Jahre aus politischen Gründen im Gefängnis gesessen.

Lobsang Tenzin, ein Student der Tibet-Universität, wurde 1988 verhaftet, weil er auf friedliche Weise für die Unabhängigkeit Tibets demonstrierte. Er wurde wegen angeblichen Mordes an einem Offizier der PAP (bewaffnete Volkpolizei) zum Tode verurteilt, obwohl es keine Beweise gibt, die seine Schuld an dem Verbrechen belegen würden. Unter dem Druck der internationalen Gemeinschaft wurde Lobsangs Todesurteil 1994 zu einer 18-jährigen Gefängnisstrafe abgemildert. Im Drapchi-Gefängnis wurde er immer wieder heftig geschlagen, so daß seine Gesundheit allmählich zusammenbrach. Später wurde er zur Verbüßung seiner Strafe in die Pawo Tramo Strafanstalt verlegt, wo er bis auf den heutigen Tag eingesperrt ist. Lobsang entwickelte ein Nierenleiden und psychische Störungen, sowie andere gesundheitliche Probleme im Gefängnis.

Quelle: Human Rights Update, May 2003

Sieben Verhaftungen erst jetzt ans Licht gekommen

Erst jüngst trafen Berichte über die Festnahme von sieben Tibetern in verschiedenen Teilen des besetzten Landes wegen ihrer Beteiligung an politischen Aktivitäten im Lauf der letzten drei Jahre ein.

Ghangshun, ein Sänger aus der TAP Golog, Provinz Qinghai, wurde im Februar 2004 von den dortigen Sicherheitskräften festgenommen, weil er, wie von dem tibetisch-sprachigen Wochenblatt der tibetischen Exilgemeinde Tibetan Freedom am 24. Mai berichtet wurde, ein Lied gesungen haben soll, das an den Dalai Lama erinnerte. Weitere Informationen über den 30 Jahre alten und aus Golog gebürtigen Ghangshun, etwa über den Ort seiner Inhaftierung, gibt es leider nicht.

Besagte Zeitung berichtet weiterhin, daß der 63-jährige Tamdin am 9. März 2001 festgenommen wurde, nachdem er auf jeden Mani-Stein-Haufen entlang des Pilgerrundweges um das Kloster Chamdo Slogans mit dem Ruf nach Unabhängigkeit für Tibet gekritzelt hatte. Als er die Parolen dann auch noch lauthals wiederholte, wurde er auf der Stelle verhaftet. Nach 6 Monaten Inhaftierung in der Präfektur Chamdo wurde er zu 6 Jahren verurteilt und ins Drapchi-Gefängnis nach Lhasa verlegt.

Tamdin, gebürtig in Pelbar Dzong, Kham, war in jungen Jahren Mönch im Kloster Pelbar. Er hatte zuvor schon einmal 13 Jahre im Drapchi Gefängnis gesessen, nachdem er 1967 während der Wirren der Kulturrevolution als der Anführer einer Gruppe von Aufständischen in Lhasa festgenommen worden war. Sein Vater Damdul war vor dem Einmarsch der Chinesen zu verschiedenen Zeiten Distrikt-Gouverneur von Pelbar Dzong und Yiwong Dzong gewesen. Während der sogenannten demokratischen Reformen, die 1959 einsetzten, wurde er als "Sklavenhalter" verfolgt, und die gesamten Landgüter der Familie wurden enteignet. Sie wurden zu Ausgestoßenen der Gesellschaft. Tamdins Bruder Topgyal verbrachte auch 11 Jahre im Gefängnis.

Ebenfalls berichtet wird über die letztes Jahr erfolgte Festnahme von Dorje Tsebey, einem 26-jährigen Musiker aus der Provinz Qinghai. Am 22. September wurde er von der Distriktpolizei von Tongde in der TAP Tsolho festgenommen, weil er Lieder zum Lobpreis des Dalai Lama komponiert und aufgezeichnet hatte, und weil er in einem Album namens Nga dang khu-jug ghi migchu ("Meine und des Kuckucks Tränen") die Sehnsüchte des tibetischen Volkes in Musik gesetzt hatte. Im Oktober 2004 wurde er wegen angeblicher Aufhetzung zum Separatismus zu vier Jahren verurteilt. Er ist aus Bathang im Distrikt Chabcha (chin. Gonghe) gebürtig; wegen des frühen Todes seines Vaters und aus Armutsgründen mußte Tsebey seine Schulbildung vorzeitig abbrechen. In den Achtzigern floh er nach Indien, kehrte jedoch später nach Tibet zurück und zeichnete seine eigenen Lieder selbst in über fünf Alben auf, abgesehen von einigen weiteren, die er zusammen mit anderen Sängern herstellte.

Vier ehemalige Mönche des Klosters Ragya in der TAP Golog in der Provinz Qinghai wurden 2001 festgenommen und, nachdem sie in Indien gewesen waren, zu zwischen fünf und sechs Jahren verurteilt. Sie wurden beschuldigt, einer örtlichen Geheimgruppe namens bhod rangwang gertsog ("Vereinigung für ein freies Tibet") anzugehören, mit einem inzwischen verstorbenen politischen Gefangenen, Lobsang Dhargey, in Verbindung gestanden und Bilder des 11. Panchen Lama Gedhun Choekyi Nyima verteilt zu haben.

Konchog Dhargey, 33, aus der Gemeinde Chuwa, Golog, Mönch im Kloster Ragya, war 1993 auf Pilgerfahrt nach Indien gegangen. Er verbüßt nun eine sechsjährige Strafe in dem Arbeitslager "Ziegelei Xining". Mathog Dhamchoe, 28, aus dem Distrikt Machen, Golog, ebenfalls Mönch im Kloster Ragya, hatte sich 1990 nach Lhasa begeben, um dem Kloster Sera beizutreten. Später besuchte er Indien, wurde jedoch nach seiner Rückkehr festgenommen. Er verbüßt eine 6-jährige Strafe in dem Provinz-Gefängnis von Qinghai in Golmud.

Der 36-jährige Sonam Gyatso aus dem Distrikt Machen, ebenfalls ein Mönch des Klosters Ragya, hatte 1993 Indien besucht. Er sitzt nun ebenfalls mit einer 6-jährigen Strafe im Gefängnis. Und Tsultrim Phuntsok, 28, ebenfalls aus dem Distrikt Machen und vom Kloster Ragya, der 1993 auf Pilgerfahrt in Indien gewesen war, verbüßt 5 Jahre in dem Thangkarmo Gefängnis in der Provinz Qinghai.

Der verstorbene Lobsang Dhargey aus der Gemeinde Chuwa hatte eine zweijährige Gefängnisstrafe verbüßt, weil er 1992 Tausende von Postern mit der Forderung nach Unabhängigkeit für Tibet angeklebt hatte. Nach Verbüßung seiner Strafe brachte er insgeheim zusammen mit einigen Helfern Shingsa Choktrul Rinpoche, einen reinkarnierten Lama, nach Indien. Bei seiner Rückkehr 2001 wurde er festgenommen und zu 16 Jahren verurteilt. Er erlag den Folgen der grausamen Folterung. Der tibetische Jugendkongreß ehrt ihn als einen Märtyrer.