27. Oktober 2016
Free Tibet, www.freetibet.org

Jigme Guri nach dem Ende seiner fünfjährigen Haftstrafe unter Einschränkungen aus dem Gefängnis entlassen

Der tibetische Mönch und politische Gefangene Jigme Gyatso, der auch als Jigme Guri oder Jigme Labrang bekannt ist, wurde, nachdem er eine fünfjährige Haftstrafe verbüßt hatte, am Abend des 26. Oktober entlassen und ist nach Hause zurückgekehrt. Er wurde 2011 wegen des „Versuches, die Nation zu spalten“ zu fünf Jahren Haft verurteilt.

Jigme Guri aus dem Kloster Labrang im Bezirk Sangchu, TAP Kanlho, wurde am 20. August 2011 festgenommen, als er gerade eine kulturelle Darbietung in der Stadt Tso in Kanlho besuchte. Zahlreiche Polizei- und Sicherheitskräfte verhafteten ihn in seinem Hotel und beschlagnahmten seine Computer und andere Gegenstände (1).

Jigme Guri nach der Entlassung zu Hause

Für die Festnahme wurde kein Grund genannt. Freunde und Kollegen bringen sie in Zusammenhang mit einem Video, das er 2008 aufnahm. In diesem Video, das auf YouTube hochgeladen wurde, sprach Jigme Guri über seine Zeit im Gefängnis 2008, wo er so schweren Schlägen und Mißhandlungen ausgesetzt war, daß er das Bewußtsein verlor und beinahe starb. Er sprach auch von dem brutalen Vorgehen der Sicherheitskräfte während des Volksaufstandes von 2008 (2).

Jigme Guri befand sich drei Jahre lang ohne Kontakt zur Außenwelt in einem Gefängnis-Hospital, ehe ihn im August 2014 ein Gericht in Lanzhou schließlich wegen „Aufhetzung zur Spaltung der Nation“ zu fünf Jahren Gefängnis verurteilte (3). Die folgenden zwei Jahre war er im Da Xing Ping Gefängnis in Lanzhou eingesperrt.

Anfänglich hatten seine Angehörigen die Erlaubnis, ihn einmal im Monat für 20 Minuten zu besuchen. Dabei waren sie durch eine Scheibe von ihm getrennt und mußten über eine Sprechanlage mit ihm kommunizieren. Im Januar dieses Jahr wurde ihnen erklärt, daß sie ihn nicht mehr besuchen dürften. Im März bekamen sie einen Anruf eines Richters von einem chinesischen Gericht, der ihnen mitteilte, daß Jigme in die medizinische Abteilung der Haftanstalt verlegt worden sei. Die Angehörigen fragten nach dem Grund der Verlegung ins Hospital, aber erhielten keine bestimmte Antwort, außer daß die Krankheit nicht ernst sei.

Jigme Guri, der jetzt 50 Jahre alt ist, hätte eigentlich am 20. August 2016 entlassen werden sollen, genau fünf Jahre nach seiner Verhaftung. Dieser Zeitpunkt wurde jedoch auf den 26. Oktober verschoben. Einem Gerichtsentscheid zufolge hätte seine Familie ihn an den Toren des dortigen Gerichtshofs in Empfang nehmen sollen. Doch als der Tag seiner Entlassung herankam, wurde er statt dessen heimlich bei Nacht und Nebel in einem Polizeifahrzeug nach Hause gebracht.

Bei seiner Entlassung wurde er instruiert, daß er keine Fotos oder Videos aufnehmen dürfe, keine Ansprachen halten und keine Khatags (die traditionellen weißen Glückwunsch-Schals) entgegen nehmen dürfe.

Eine Bitte seiner Familie, ihn wenigstens zu Hause mit einer Khatag willkommen zu heißen, wurde ebenfalls von den Behörden verweigert, die damit drohten, daß Jigme Guri nicht entlassen würde, falls die Angehörigen sich dieser Bedingung nicht fügten. Seine Mutter und andere Verwandte ignorierten die Warnung jedoch.

Jigme Guri wird zu Hause empfangen (TPI)

Eine weitere Bedingung für seine Freilassung ist, daß er fortan seine Mönchsroben nicht tragen und das Kloster Labrang nicht mehr betreten darf.

Jigme Guri wurde schon vor 2011 mehrmals inhaftiert. Zum ersten Mal 2006, nachdem er eine vom Dalai Lama in Indien geleitete religiöse Zeremonie besucht hatte. 2008 wurde er nach einem Protest gegen die chinesische Besatzung erneut festgenommen, was zu seiner Folterung in der Polizeihaft und der Aufnahme seines Videos führte.

In seinem Video erklärte er: „Ich, als ein Zeuge der Wahrheit, erzähle nun mithilfe dieses Mediums die Geschichte von Tibetern, die getötet wurden, die Folter in Gefängnissen erlitten, und ich erzähle von den unzähligen Leuten, die gezwungen waren, in die Berge zu fliehen und die Angst haben, nach Hause zurückzukehren, damit die Medien wahrheitsgetreu über diese Zustände berichten können“.

(1) 24. August 2011, Mönch Jigme Guri vom Kloster Labrang, der 2008 eine kühne Videobotschaft an die Welt richtete, erneut festgenommen

(2) 8. Oktober 2008, Eine Stimme aus Tibet: Video-Interview eines Mönches aus Amdo

(3) 8. September 2014, Prominenter Mönch aus dem Kloster Labrang wegen Aufhetzung zur Spaltung der Nation zu fünf Jahren Haft verurteilt,